Der Begriff der Kunst in der Fotografie
Da diesew Gruppe den Begriff "Kunst" der "Fotografie" vorangestellt hat, bin ich der Meinung, wir sollten hier auch entsprechende Ansprüche setzen. Ob wir den eigenen Ansprüchen gerecht werden, sei dahingestellt. ... Wir sollten es immerhin versuchen.
Und wir sollten mit einer Sprache sprechen. Daher möchte ich meine (und eine gängige) Sicht der Dinge vorstellen:
Der Künstler:
Kunst beginnt mit der Intention des Künstlers.
Man muss zunächst wertfrei („nichts gegen das Bild“) die Frage nach dem künstlerischen Anspruch stellen. Denn ein Künstler hat eine Intention, wenn er ein "Kunstwerk" erstellt. Er fotografiert mit Intention und knipst nicht mal einfach so; auch wenn das Ergebnis ohne Frage schön sein kann. Es ist deshalb noch lange kein Kunst
werk.
Die Kunst:
Die Sichtweise so zu drehen und an Stelle des Anspruchs des Künstlers das angebrachte Zitat „Kunst liegt immer im Auge des Betrachters“ zu nehmen, ist gemeinhin falsch. Sie impliziert, dass der Betrachter entscheidet, ob er etwas für Kunst hält, oder nicht. Würde dieser Satz gelten, dann hätte die Putzfrau aus ihrer Perspektive nachvollziehbar und richtig gehandelt, wohingegen sie von anderen verklagt werden konnte, deren Kunst (oder zumindest das, was in ihren Augen Kunst zu sein hat) sie soeben wegwischte.
"Ist das Kunst, oder kann das weg“ hat
Art_of_Feh zum Posting
FOTO & KUNST aus NRW: UNEROTISCHES geschrieben. Ich musste schmunzeln, denn die Frage ist in der Kunsthistorie provokativ und hat eine innere Wahrheit, die zeigt, dass der Betrachter nicht alleinig entscheiden kann, was Kunst ist.
Ja! Jeder sieht es anders. Otto Normalbetrachter anders als Otto Normalfotograf. Aber Kunst soll man nicht sehen, sondern dessen Wirkung erleben!
Kunst in der Fotografie:
Kunst, bei uns im Sinne des fotografischen Kunstwerks, ist das Ergebnis eines bildenden Prozesses, möge er so lang oder so kurz sein. An diesen bildenden Prozess geht man mit dem angefragten Anspruch ran, hierzu gehört die Kreativität, die sich in Fragestellungen wie „was möchte ich wie abbilden“ wiederspiegelt, ebenso wie die Handwerkskunst des perfekten Umganges mit der Fototechnik. Hierzu gehört aber definitiv nicht die handwerkliche Abbildungsleistung, der Schnappschuss (denn der ist Zufall und nicht dem künstlerischen Prozess geschuldet,..)
Der Kritiker:
Ich komme nochmals auf den Betrachter zurück. Der Betrachter ist nicht nur Genießer der Kunst des anderen, sondern zugleich sein Kritiker und Analyst. Beschreibungen können objektiv nachvollziehbar sein, wie „im Goldenen Schnitt“, oder „gleichmäßig ausgeleuchtet“. In der Gruppe finden wir viele Vertreter, vom Besserwisser bis zum Bessermacher. Sie beschreiben die technischen und gestalterischen Aspekte nüchtern und bewerten „wie ein Lehrer“ das Werk eines Schülers. Die Schulnote fehlt jedoch.
Setzen, Sechs!
Der Analyst:
Der Analyst ist der fortgeschrittene, oder emotional angefärbte Kritiker. Er kann ein Bild auch wertend beschreiben, wie „perfekter Bildaufbau“ und „wunderbares Spiel mit Licht und Schatten“. Aber auch hier: Aussagen zur Bildwirkung… Fehlanzeige.
Auch er versteht vielleicht ein Bild zu lesen, aber nicht die Intention des Künstlers.
Fünf(-)
Der Konsument:
Beim Konsumenten (nicht beim Analyst oder Kritiker) schließt sich hingegen der Kreis der Kunst – die Kommunikation zwischen Künstler und Betrachter: Hier möchte man durch die Kunst eine Wirkung und kein Urteil erzielen: Vermittelt ein Bild eine Stimmung? Spricht es jemanden an? Rüttelt es auf? Provoziert es? usw. Und wenn der Betrachter eine dieser, oder ähnlicher Fragen mit Ja beantworten kann, dann hat das Kunstwerk sein Ziel erreicht und ist wirklich eines!
Kunst möchte nicht nur Wirkung erzielen, sie muss es sogar, um Kunst zu sein!
Fazit:
Fotografen: Prüfen wir unsere Bilder auf den eigenen, künstlerischen Anspruch.
Kritiker/Betrachter: Fragen wir uns, ob uns ein Bild etwas sagt.