Trends 2020 – was wurde daraus?
Ende 2019 hatte ich eine Prognose für 2020 gewagt, Fotografie & Technik: Trends 2020.Das Jahr verlief völlig anders, als wir es erwartet oder erhofft hatten, Corona hat alles verändert. Trotzdem oder gerade deswegen möchte ich hier vergleichen, was aus den acht Vorhersagen geworden ist, die ich vor einem Jahr gemacht habe.
- Die Mehrheit wird spiegellos
- Auflösung
- Sensorgröße und Sensorpreis
- Künstliche Intelligenz
- 8-bit sind nicht genug
- Video wird wichtiger
- RAW-Videos
- Globaler Verschluss
- Speicherkarten
Corona
Die Verkaufszahlen sind 2020 drastisch zurückgegangen. Die Verkaufszahlen bis Ende Oktober liegen vor, -45% zum gleichen Zeitraum 2019, der Markt ist fast halbiert, Spiegellose -30%, DSLR -50%, Kompaktkameras -50%. Das hat zwei Gründe. Einerseits waren die komplexen, ineinander verschachtelten Lieferketten durch den Lock-down zusammengebrochen. Die die Fabriken und Zulieferer über mehrere Länder verteilt waren, war für lange Zeit irgendwo immer ein Glied der Kette gestört. Diese Lieferprobleme wirken sich auch jetzt noch aus. Neue Kameras wie die Canon EOS R5 oder Sony a7S III waren direkt nach der Ankündigung auf Wartezeit und sind es immer noch, neue Objektive wie das Nikon Z 2.8/70-200 waren monatelang nicht lieferbar. Vermutlich wurden weitere neue Produkte auf 2021 verschoben.
Andererseits ging die Kundennachfrage zurück. Wer im Haus bleiben soll, kann nichts draußen fotografieren, und wer sein Studio schließen muss bzw. keine Sport- oder Kulturevents mehr mit der Kamera begleiten kann, braucht keine neuen Fotoapparat.
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Die Mehrheit wird spiegellos
Stimmt. Bis Ende Oktober waren 54% aller verkauften Kameras für Wechselobjektive (ILCs, interchangable lens cameras) spiegellos. Wie ebenfalls vermutet, gilt das noch nicht für Europa, bei uns sind es „nur“ 48%.
Auflösung
Stimmt zum großen Teil. Richtig lag ich mit der Prognose, dass es keine neuen Auflösungen bei MFT, APS-C, dem kleinen Mitteformat und großen Mitteformat geben werde. Ich vermutete allerdings, dass Canon eine neue Marke im Vollformat setzen wolle. Das traf nicht zu. Die Gerüchte, dass eine Kamera mit sehr hoher Auflösung kommen werde, gibt es noch immer. Vielleicht hat Corona die Entwicklung verzögert.
Künstliche Intelligenz
Stimmt. Die KI in der Kamera sieht man vor allem beim Autofokus. Objekt-, Gesichts- und Augenerkennung. Die Canon EOS R5 hat die Entwicklung eine Stufe weitergetrieben (liegt derzeit beim AF an der Spitze), die Nikon Z6 II und Z 7 II haben einen Doppelprozessor, (auch) um mehr Rechenleistung für Objekt-, Gesichts- und Augenerkennung bereitstellen zu können. Olympus hat Vogel-AF und Vogelaugen-AF zur OM-D E-M1X und zur E-M1 Mark III hinzugefügt.
Besonders die Bildbearbeitung wurde durch KI verbessert. Skylum gibt Luminar, das mit KI-Elementen arbeitet, auf und hat als Nachfolger Luminar AI präsentiert, bei dem die KI im Mittelpunkt steht. Adobe bringt mehr und mehr KI – Adobe Sensei nennen sie es – in seine Produkte, zuletzt die Himmel austauchen-Funktion in Photoshop und die neuronalen Filter (teils noch im Beta-Stadium). Auch die Topaz Filter arbeiten mit KI z.B. zum Schärfen, Entrauschen oder zur Bildlook-Optimierung.
8-bit sind nicht genug
Stimmt. Die Kameraneuheiten des Jahres bieten für Video einen log-Modus mit 10 bit. Die Canon Neuheiten 2020, 1Dx Mark III, R5 und R6, ebenso die Sony a7S III bieten das neue HEIF-Foto-Bilddatenformat, das auch 10-bit fähig ist.
Video wird wichtiger
Stimmt. Die Videofunktionen der Kameras werden umfangreicher, alle Neuvorstellungen 2020 bieten mehr Funktionen als die Vorgängermodelle.
RAW-Videos
Stimmt. Mehrere Kameras des Jahres 2020 bieten RAW-Video. Canon EOS R5 speichert RAW-Videos sogar intern, Nikon Z 6 II und Sony a7S III bieten RAW-Video auf der HDMI-Schnittstelle für die externe Aufzeichnung an.
Globaler Verschluss
Stimmt. 2020 kam keine Kamera mit gobal shutter (vielleicht 2021).
Speicherkarten
Stimmt zum Teil. Stimmt: Canon, Nikon und Sony haben sich für CFexpress als Hi-End Speicherkartensystem entschieden. Canon und Nikon setzen auf CFexpress Type B, während sich Sony für Type A entscheiden hat (Sony a7S III). Type B ist das ursprüngliche CFexpress, Type A (kleinere Karte, weniger Leistung) sowie Type C (größere Karte, mehr Leistung) sind Erweiterungen des Standards.
Stimmt nicht: SD hat auch eine Erweiterung erfahren, wenngleich um den Preis der teilweisen Inkompatibilität. Die SD Association hat die Kartenspezifikation „SD Express 8.0“ veröffentlicht. Damit könnten knapp 4 GByte/s über den Einsatz von zwei PCI-Express-4.0-Lanes samt NVMe-Protokoll erreicht werden. Bei PCI-Express-4.0-Lanes (Intel hat bisher nur Gen 3, nur AMD bietet schon Gen 4), sind es immer noch 2 GByte/s.
Die Veröffentlichung eines Standards ist der erste Schritt zum Produkt. Basierend auf dem Standard können die Hersteller von Karten, Steckplätzen und Lesegeräten ihre Prototypen entwickeln. Das dauert ein paar Jahre. 2017 wurde SD 6 und 2018 SD 7 veröffentlicht, und bis heute gibt es noch keine Produkte dazu.
Derzeit entsprechen die meisten SD-Karten dem Typ SD 3.01 oder weniger. Damit sind Kapazitäten bis 2 GB möglich und Datenübertragung bis 104 Mbyte/s. Man erkennt diese Karten, dass sie nur eine Pin-Reihe haben, 9 Pins für ES, 8 Pins für Mikro-SD (Bustyp UHS-I).
Die Kameras der letzten zwei, drei Jahre verstehen schon SD 4 und bieten Datenübertragung bis 312 Mbyte/s. Sie verwenden den Bustyp UHS-II mit zwei Pin-Reihen.
SD 6 mit Bustyp UHS-III (pingleich mit UHS-II) würde die Geschwindigkeit auf 624 Mbyte/s verdoppeln und SD 7 auf 1 GByte/s.
4 GByte/s sind Datenraten, die es mit SSDs aufnehmen. Dazu wurde die SD-Karte um eine dritte PIN-Reihe erweitert. Dabei ist die zweite Reihe nicht mit der zweiten Reihe der derzeit gebräuchlichen SD XC II Karten (mit UHS-II Bus) kompatibel, die max. 312 Mbyte/s bieten. Wird eine dreireihige Karte in einem zweireihigen Steckplatz verwendet oder umgekehrt, fällt die Leistung auf SD 3.01 oder 104 Mbyte/s zurück.
Bisher sind SD-Karte und microSD-Karte kompatibel. Man kann eine microSD-Karte mit Adapter in einen SD-Gerät verwenden. Allerdings sind microSD-Karten noch nicht über 104 Mbyte/s hinausgekommen. Für SD 8 gibt es noch nicht einmal einen Standard für microSD-Karte. Stattdessen hat Samsungs UFS-2.0-Speicherkarten, gleiche Größe, andere Pins, entwickelt, bis 512 Mbyte/s.
Klingt verwirrend? Das finde ich auch! Mein Eindruck ist, dass die Mehrheit der SD-Karten-Nutzer die Einfachheit dieser Karten schätzen und ihnen die Datenübertragungsrate weniger wichtig ist. Daher glaube ich nicht, dass den Hi-End-SD-Karten ein großer Erfolg beschieden sein wird. aber damit wären wir bei den Prognosen für das kommende Jahr.