F-Mount Objektive an Nikon Z Kameras
Adaptierung ist ein Riesenthema bei dem es unterschiedliche Aspekte zu beachten gibt. Man kann da jetzt nicht pauschal top oder flop sagen. Ich hab das im folgenden mal etwas auseinander geflöht:
Optik
Das ist noch relativ einfach, denn daran ändert sich nichts. F-Objektive liefern an Z- wie an D-Kameras die identische Abbildungsleistung. Auch alle ggf. vorhandenen Korrekturprofile können an Z-Kameras ebenso wie an DSLR angewendet werden.
Z-Objektive hingegen können mitunter schon sehr von dem neuen Mount profitieren, der den Ingenieuren größere Freiheiten beim Objektivdesign ermöglicht. Zwar ist die Abbildungsleistung natürlich immer einzelfallabhängig, grundsätzlich gibt es aber nur eine Hand voll F-Objektive, die mit den S-Line Z-Nikkoren mithalten können. U.U. können sich Z-Objektive also schon wegen einer gesteigerten Abbildunsleistung lohnen.
Autofokus
Z-Objektive fokussieren (fast) alle by wire, d.h. es gibt keine mechanische Übertragung von Drehring zu Linsenelement mehr. Beides hat Vor- und Nachteile, aber die Unterschiede von fokus by wire kann man sich woanders auch gut anlesen. Grundsätzlich bedeutet es aber, dass Z-Objektive fast immer deutlich leiser fokussieren als vergleichbare F-Nikkore.
Im Gegensatz zu Sonys ersten Adaptierungen gibt es aber bei FTZ/II keine größeren Einschränkungen, was beispielsweise die AF-Modi oder die AF-Abdeckung angeht. Egal ob F- oder Z-Objektiv, Du kannst immer die volle AF-Abdeckung nutzen und alle AF-Modi verwenden, über die die Kamera verfügt (inkl. Augenerkennung).
Wichtig ist, dass nur solche F-Objektive automatisch fokussieren können, die einen Motor eingebaut haben, da weder Z-Kameras noch der FTZ/II über einen Stangenantrieb verfügen. Bei Nikon ist das also alles, was ein AF-S oder AF-P im Namen trägt.
Die Autofokusgeschwindigkeit kann sich stark unterscheiden. Die meisten Z-Objektive fokussieren relativ schnell und viele S-Line-Objektive verfügen sogar über eine Mehrgruppenfokussierung.
F-Objektive können am FTZ mitunter erheblich langsamer als an einer DSLR sein. Das ist aber auch stark Einzelfallabhängig. Während Objektive, die sowieso nicht besonders flott fokussieren (z.B. klassische Porträtobjektive mit großer Blende), meist keine Einschränkungen haben oder sogar besser an einer Z fokussieren, werden schnellere Sportobjektive (z.B. 70-200 mm Klasse, Teleprimes) mitunter deutlich ausgebremst. Wählt man nämlich eine Kamera mit Expeed 6 Bildprozessor, so ist der AF besonders schnell fokussierender F-Mount-Objektive am Adapter meist deutlich verlangsamt. Nur Kameras mit dem neuen Expeed 7 (Z 9, Z 8, Z f und vermutlich bis auf weiteres alle folgenden Kameras) können auch adaptierte Objektive mit voller AF-Geschwindigkeit ansteuern. (Siehe dazu auch das unten verlinkte Video von Steve Perry.)
Bei schlechten Lichtverhältnissen kann sich das Verhältnis aber durchaus umdrehen: Oft fokussieren dann auch adaptierte Objektive an Z-Kameras schneller als an einer DSLR.
Die Treffsicherheit des AF ist an Z-Kameras potentiell größer, da die Schärfe direkt auf dem Sensor gemessen wird. Bei den Spiegelreflexkameras findet die Messung ja an einem AF-Modul an anderer Stelle statt, was zu Abweichungen führen kann. Selbst notorisch für Front- bzw. Backfocus bekannte Objektive wie ein Großteil der Sigma Art-Reihe zeigen sich an Z-Kameras meist unauffällig.
Adaptiert oder nicht: Der AF einiger Objektive muss in seltenen Fällen trotzdem noch feinabgestimmt werden.
Handling
In der Regel sind native Z-Objektive deutlich komfortabler als die Adapterlösung. Der Grund ist, dass das Objektivgewicht der F-Nikkore durch den Adapter ja am langen Hebel sitzt. Gerade bei großen und schweren Objektiven kann das einen erheblichen Unterschied machen. Zwar ist der Kameragriff an den Z-Kameras gut ausgeformt, allerdings ist die Bildebene der Z-Kameras an der Gehäusefront, während das bei DSLR sehr weit Richtung Rückwand war. Mit dem FTZ/II beginnen die F-Objektive also erst dort, wo der Griff aufhört, was (je nach Objektiv) mehr oder weniger unkomfortabel sein kann.
Die Hebelwirkung wird sehr deutlich, wenn man das gleiche F-Objektiv an D- und Z-Kamera vergleicht:
https://camerasize.com/compact/#718.969,861.969.4,ha,t
Ferner verschlechtert die Hebelwirkung besonders am FTZ II ja auch das Handling auf einem Stativ. Beim FTZ konnte man den Schwerpunkt noch etwas variieren, was gerade bei großen Objektiven ohne eigene Stativschelle sehr nützlich war, beim FTZII ist das schwieriger - da muss man über einen Stativkopf mit schlittenförmiger Platte verfügen und den nach hinten ein ordentliches Stück überstehen lassen. Das geht aber nicht, wenn das Objektiv vor der Kamera die Stativadapterplatte erreicht. Nutzt man deshalb den FTZ mit dem Stativanschluss, würde ich zu einer kleinen Arca-Platte raten, die ein an- und abmontieren des Adapters nicht behindert. Ich habe sowaohl an FTZ als auch an Kamera dauerhaft die Sirui TY-C10, die diesen Anspruch erfüllt. Will oder kann man kein Stativ benutzen, ist der FTZII im Handling geringfügig komfortabler.
Abgesehen davon sollte man bei einer Z 9 oder einer Z mit Batteriegriff den FTZII nehmen, da der FTZ mit dem eingebauten Stativanschluss sonst Platz am Hochformatauslöser klaut, wo sonst die Finger lägen.
Die größere Gesamtlänge mit dem Adapter kann auch im Rucksack zum Beispiel dazu führen, dass bestimmte Objektive gar nicht mehr adaptiert reinpassen. Meine D750 passt mit 70-200 mm ziemlich genau in meinen Rucksack, aber an einer Z-Kamera ist das zu lang - ich muss das vor dem Transport auseinandernehmen.
Stabilisierung
F-Objektive profitieren an Z-Kameras nicht nur von der AF-Abdeckung über das gesamte Bildfeld, sondern auch von der internen Stabilisierung der Kamera. Insgesamt funktioniert beispielsweise ein AF-S Nikkor 105 mm 1:1,4E ED fast besser an einer Z als an einer D.
Dennoch ist die Stabilisierung auf drei Achsen beschränkt, während native Z-Objektive über alle fünf Achsen stabilisiert werden. In der Praxis macht das keinen großen Unterschied, da die drei wichtigsten Achsen uneingeschränkt ausgeglichen werden. Es gibt aber einen kleinen Vorsprung für Z-Objektive, sofern das Objektiv über keinen eigenen Stabilisator verfügt. Dieser würde dann immer in Verbund mit dem IBIS arbeiten und ein- bzw. abgeschaltet werden.
Ferner ist zu bedenken, dass der Bildstabilisator bei Z-Kameras anders als bei DSLR kein Timeout kennt und ausgeschaltet werden muss bzw. erst beim Schlafmodus der Kamera (oder Wechsel in Wiedergabe oder Menü) deaktiviert wird. Das frisst zwar etwas mehr Akku, stabilisiert aber immer auch die Vorschau und man läuft nicht Gefahr, Bilder durch den anspringenden VR zu verwackeln, wie das bei den DSLR in seltenen Fällen passieren konnte.
Stromverbrauch
Das ist nicht eindeutig quantifizierbar, da es keine Möglichkeit gibt den Stromverbrauch auf den Adapter einzugrenzen und dann Messungen vorzunehmen. Ich habe jedoch den Eindruck, dass vergleichbare Objektive (z.B. AF-S Nikkor 85 mm 1:1,8G vs. Nikkor Z 85 mm 1:1,8 S) adaptiert einen geringfügig höheren Stromverbrauch haben. Der Vergleich ist natürlich nicht fair, da das Gewicht der Fokussiergruppe und die Motoren sowie sonstigen Verbraucher nicht bekannt sind.
Kompatibilität
Nikons eigene Objektive mit AF-S und AF-P sind uneingeschränkt kompatibel, darüber hinaus wird's schnell unübersichtlich.
Die meisten neueren Objektive von Sigma (Global Vision) und Tamron (Human Touch) sind spätestens nach einem Firmwareupdate uneingeschränkt nutzbar. In den meisten Fällen kann das Update selbst über das optionale USB-Dock bzw. die Tap-In-Konsole vorgenommen werden. Alle grundsätzlich kompatiblen Objektiven können aber aber auch (kostenlos) vom Service aktualisiert werden. Gelegentlich kann ein FW-Update auch nur vom Service aufgespielt werden und in seltenen Fällen (Tamron SP 90mm F/2.8 Di VC USD) ist sogar ein Hardwareupdate nötig.
Die aktuellen Kompatibilitätslisten gibt es hier:
Sigma:
https://www.sigma-foto.de/sigma/news/detail/kompatibilitaet-von-sigma-objektiven-an-nikon-z-kameras
Tamron:
https://www.tamron.eu/de-DE/hilfe-center/kompatibilitaet
Darüber hinaus kann es jeweils noch neuere Firmwareupdates geben, die die Performance am FTZ verbessern.
Nicht gelistete Objektive können problemlos, eingeschränkt oder gar nicht funktionieren.
Nikon-Objektive sind in der Regel ohne Update verwendbar, ansonsten erfolgt das Firmwareupdate über die Kamera. Für FW-Updates an Z-Kameras muss (momentan nur beim ersten FTZ) ggf. auch bei FTZ und der Kamera ein FW-Update gemacht werden.
Einen großen Artikel zur Kompatibilität am FTZ findet sich auch hier:
https://photographylife.com/nikon-ftz-adapter-lens-compatibility
In seltenen Fällen ändert sich auch jetzt noch etwas an der Kompatibilität, es kann sich also lohnen, gelegentlich zu recherchieren. Gerade bei vielen älteren Objektiven gibt es oft Foreneinträge, die hilfreich sein können.
Darüber hinaus gibt es neben dem FTZ noch andere Adapter von Z auf F-Mount (z.B. von Viltrox), die eigene Kompatibilitätslisten haben.
Ökosystemfremde Adaptierung (z.B. Sony- oder Canon-Objektive) sind nochmal eine ganz eigene Nummer.
Total sehenswert ist auch das Video von Steve Perry über den FTZ:
Zusammengefasst hängt es also sehr vom jeweiligen Objektiv ab, ob eine Adaptierung sinnvoll ist. Einige F-Mount-Objektive würde ich ohne zu zögern adaptieren, bei anderen ist der Vorsprung von Z-Objektiven so groß, dass ich in neue Objektive investieren würde.
Ich hoffe das hat jetzt nicht mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet 🙈 Ist eben leider ein sehr komplexes Thema.