tja,
irgend einen tot muss man ja nu mal sterben, egal ob analog oder digital. ob ich mit dem chemischen film anfange auszuwählen oder mir schon mal überlege, auf welches papier ich ausbelichte, noch ein bischen mit der chemie herumspiele, schon hab ich angefangen zu manipulieren, ohne noch näher an den auslöser gekommen zu sein. dann nehm ich noch den einen oder anderen blitz, nen reflektor, mal weiss, mal gold, heb ihn hin, hab noch nicht ausgelöst und schon wieder das "original" verwässert. dann schleif ich mein model auf die bühne des geschehens, die hat selbstredend alle modernen posing-guides auswendig drauf, ist vohre von ner visagistin bearbeitet worden, ist einmal quer durch den kleiderfundus geglitten, es läuft ne geschmeidige musik im hintergrund, um sie bei laune zu halten...und wo ist da noch das echte, das reine bild? wunschtraum aller fotografen, die nur das einzig wahre und echte ablichten wollen? ein traum eben, es wird inszeniert und gestylt, ausgeleuchtet und dann abgedrückt.
in der dunkelkammer dann die einschlägigen scherze mit nachbelichten und abwedeln, den film pushen, was es da nicht alles für scherze gibt...
so, bis jetzt hab ich von jemandem geredet der irgendwo zwischen sehr engagiertem amateur und profi liegt. will heissen, jemand, der sich nicht nur zu zeiten, als fotografieren 1. noch richtg geld gekostet hat und 2. was für leute war, die was von ihrem handwerk verstanden, bis auf ein paar ausnahmen, die das nur meinten und zuviel geld hatten. die leute mussten üblicherweise von ihren umtrieben leben und etwas abliefern, was dem kunden gefiel, sonst gabs kein bares auf die kralle.
der rest ist mit irgendwelchen ritsch-ratsch-klicks durch die welt gezogen und hat oma und tante elfriede am ammesee im urlaub fotografiert. als zwischenstufe gabs dann noch den berühmten studienrat auf griechenlandurlaub, der in weissen socken, sandalen und slr die akropolis in azhen ablichtete.
heutzutage gibts die ganze ausrüstung, mit der man seinerzeit teure shootings veranstaltete für kleines geld bein blöd-markt, den rest kauft man beim freundlichen polen und bei den diversen china-händlern in der bucht zusammen, ist irgendwann starke tausend euro los, pc steht ohnehin daheim rum, ne kopie von photoshop ist schnell gezogen und man hält sich für den crack.
warum denn nur ein bild schiessen, wenn 10 auch gehen, da ist sicher eins dabei, das was taugt. und wenn nicht, bastelt man dank photoshop aus allen 10 ein neues zusammen. bild zu dunkel, kein thema, da zieht man den einen regler rauf, den anderen runter und fertig ist die laube.
und so sehen die ergebnisse dann auch aus. wenn ich schon im forum die frage sehen muss, wie krieg ich den vordergrund scharf und den hintergrund unscharf, rollen sich meine fussnägel auf. wenn schon die ganze technik da ist, sollte wenigstens auch noch ein vhs-kurs fotografie drin sein.
um bei der autoanalogie zu bleiben: wenn ich 20 jahre mit nem golf c durch die welt segle und dann auf nen porsche umsteig, ists absehbar, bis ich in der leitplanke sitze, schlicht, weil ich mit der technik überfordert bin. und den porsche mit 120 uber die autobahn zu schieben, ist wie eine dslr mit einer kitlinse im automodus zu betreiben und den live-view exklusiv als sucher zu verwenden.
sich die ausrüstung zuzulegen ist der geringste teil, sie zu verstehen ein jahrelanger lernvorgang, der vermutlich nie ein ende findet und vor allem, sich damit abzufinden, das man NIE ein echtes foto schiesst, sondern im allerbesten fall den eigenen, subjektiven eindruck davon bannt, das ist die kunst dabei, eigentlich eher sogar eine einsichtssache, um die man auf dauer nicht rum kommt. bilder haben keine musik und keinen geruch, man bannt den geringsten teil einer existierenden szene.
hat man sich das erst einmal verinnerlicht, werden auch basteleien in der ebv sehr spartanisch ausfallen, denn dort verschlimmbessert man den eigenen murks eher.
nix gegen ein bisschen aufhellen, was wegstempeln, beschneiden, das gibts seit fotografiert wird, aber was komplett neues aus mehreren fotos zusammenbauen hat nicht das allergeringste mit fotografieren zu tun, da kann man sich gleich was aus dreiecken zusammenrendern->wir basteln uns unsere eigene lara croft!
für meinen teil seh ichs einfach so, ich kann nie was originales widergeben, nur meine sicht davon, daist gelegentlich ein bisschen nachhilfe der elektronischen schere und der elektronischen dunkelkammer angezeigt, aber das resultat muss zumindest so sein, das es mir selber noch meiner sicht der realität nahe kommt.
ich kann eine 50 jährige frau nicht wie eine 20jährige shoppen, das wäre für alle beteiligten lächerlich, aber ich kann die 50jährige, die modell steht so schmeichelhaft herausarbeiten, das sie sich selber gefällt und ich mit meinem schaffen leben kann.
poste, wie weiter vorne, mit der narbe will ich auch noch gelten lassen, wenns der idealvorstellung des models gefällt, sie gerne mal so gesehen werden möchte, wie sie ohne die narbe aussieht, warum nicht, ist noch keine ketzerei. ketzerisch wirds in dem moment, wo ausser den groben eingangsdaten einer angela m. nicht viel übrig bleibt bei den heidi klum-resultat. wobei die eh nur geshoppt in die öffentlichkeit gelangt.
unterm strich ist dann so, das eine ganze generation von frauen in einen komplex getrieben wird, nur weil sie nicht aussehen, wie die mädels in den hochglanzmagazinen,
aber das probelm hätten wir sicher auch ohne die ebv, seit es photografie gibt, wird das ideal "zusammengebastelt", nur die mittel haben sich geändert und sind erschwinglicher geworden. und weil sie erschwinglich sind, will sie jeder bis zum exzess ausleben. eine ebenso logische, wie auch recht kranke einstellung zur sache. ich machs, weil es geht!.
bleibt also für den engagierten photografen schlussendlich nur die frage: wie realistisch will ichs haben oder wie weit versteig ich mich ins reich der phantasie...
und die frage muss jeder für sich selber beantworten, da kann kein anderer reinreden.
ist wie bei der malerei, einer mag rubens nicht, weil es dicke frauen gemalt hat, was ich persönlich für realistisch halte, der andere kann mit picassos blauer phase nix anfangen, so wie ich, ist mir zu abstrakt.
aber die "ablichtung" ob in malerei oder photografie ist immer einem modediktat unterworfen. man schaue sich in dem einen oder andern schloss mal die ahnenreihen an, die sehen einer aus wie der andere in ihrer jeweiligen epoche. und fotografieren (lichtzeichnen) ist dem malen doch sehr verwandt. was dem einen seine leinwand, ist dem anderen sein papier, was dem einen sein film, ist dem anderen seine ölfarbe/aquarell/kreide...
es ist und bleibt jedem einzelnen überlassen, ob und wie weit er von der realität weggeht und wie weit er damit leben kann mit spott und häme überzogen zu werden oder ein anerkennes nicken bekommt.
so, nen schönen restabend wünscht euch oscar, der noch jedes seiner bilder durch den pc jagen muss. und wenns nur zum abspeichern ist.