Klassische Portraitbrennweiten sind 80 bis 90 mm.
Die Lichtstärke ist aus zweierlei Gründen bei diesen Objektiven hoch:
1. je offener die Blende (also je höher die Lichtstärke), desto geringer die so genannte Tiefenschärfe (= der scharf abgebildete Bereich).
2. Sollten früher Portraits möglichst ohne störendes Korn Vergrößert werden. D.h.: Nur niedrigempfindliche Filme (15° bis 21°DIN) hatten "kleines Korn" benötigten aber deshalb im Innenraum lange Belichtungszeiten. - Je offener die Blende, desto kürzer die Belichtungszeit.
Hinzu kommt ein dritter Grund, der die Brennweite betrifft:
3. Der Fotograf hatte genügend Abstand vom Motiv. Es konnte nicht zu Verzerrungen kommen, wie etwa bei Weitwinkelobjektiven im Nahbereich. Ebenso musste der Fotograf nicht Meterweit vom Motv abrücken, wie etwa bei Teleobjektiven mit ihrer Gdrungenen und verdichtenden Atmosphäre.
Daher schlugen die "Portraitobjektive" zwei Fliegen mit einer Klappe: Geringe Tiefenschärfe UND relativ kurze Belichtungszeiten durch offene Blende. Leicagrundsatz: "Konzentration auf das Wesentliche!"
1:1,4/80 bis 90 oder 1:2/80 bis 90 waren normale Portraitbrennweiten für das Kleinbidformat.
Bei den heute gebräuchlichen Mini-Sensoren in Digitalkameras braucht man viel längere Brennweiten, um eine mit dem Kleinbild vergelichbar geringe Tiefenschärfe zu haben. Hier stoßen dann allerdings hohe Öffnungen von 1:2 oder gar 1:1,4 auf einerseits physikalische Probleme, die sich meistern lassen, andererseits aud finanzielle Herausforderungen, denen sich digeneigte Kundschaft zwar stellt, sich ihr aber dann doch meist verweigert.
Durch Autofokus bewegte Linsenmassen müssen leicht sein, sonst werden die Motoren in den Kameras zu groß oder die Batterie macht früh schlapp. Geringes Gewicht erreicht man durch Kunststoffe. Kunststofflinsen lassen sich zwar genau so genau formen wie das schwere Glas, halten aber im Zusammenspiel mit einer Plastikmechanik nicht so genaue Toleranzen ein. Genaueste Toleranzen sind aber bei hohen Lichtstärken gefordert.
Zu Deutsch: Ein gutes lichtstarkes Objektiv im Portrait- oder Telebereich wird schnell sehr teuer. Nikon und Canon produzieren welche, die man sich als Normalsterblicher grade noch so eben leisten kann. Sollte Mann/Frau den Lottjackpot geknackt oder sonstwie das große Los Los gezogen haben versprechen nach wie vor Zeiss und Leitz das letzte Quäntchen Schärfe, wobei Leitz vieles bei Zeiss rechnen lässt.