1209 massacre de Béziers
Béziers erwartet den Kreuzzug.
Ein Feuer und Verderben speiender
Lindwurm wälzt sich heran …
Ein greiser Priester begehrt Einlaß in die Stadt. Es ist Reginald von
Montpeyroux, ihr Bischof, der zum Kreuzzug übergegangen war. Die
Glocken rufen die rechtgläubigen Einwohner in die Kathedrale, von
Meister Gervasi im romanischen Stil erbaut.
»Der Kreuzzug rückt heran«, sagt der greise Priester, »übergebt uns die
Ketzer, denn sonst werdet ihr alle umkommen.«
»Unsere Brüder verraten? Lieber wollen wir im Meer ertränkt werden!«
Der Bischof reitet auf seinem Maulesel aus der Stadt.
Die unerwartete Antwort versetzt den Erzabt von Citeaux in einen solchen Zorn, dass er
schwört, Ketzer und Katholiken mit Feuer und Schwert auszutilgen und
keinen Stein der Stadt auf dem anderen zu lassen.
Am Abend des einundzwanzigsten Juli kommt der Kreuzzug in Sicht.
Die Ribautz und Truands können die Beute nicht erwarten und berennen
auf eigene Faust die Stadt. Es bleibt den anderen Pilgern nur übrig
ihnen zu folgen. Die Tore geben nach. Entsetzt fliehen die überrumpelten
Bürger von Béziers, Rechtgläubige und Ketzer, in die beiden Kirchen.
Einer der Barone fragt den Erzabt von Citeaux, wie man denn die
Ketzer herausfinden könne. Da soll ihm, wenn wir Cäsar von Heisterbach
glauben dürfen, zur Antwort geworden sein:
»Tötet sie alle, Gott wird die Seinen schon herausfinden!«
In den Gotteshäusern, wo Priester im Meßgewand Totenmessen lesen,
werden alle Bürger hingemordet, Männer, Frauen, Kinder (»zwanzigtausend
« schreibt Arnold von Citeaux an den Papst). Keiner kommt mit
dem Leben davon. Selbst die Priester vor den Altären werden hingestreckt.
Und Kruzifix und Monstranz, die sie den Eindringlingen entgegenhalten,
poltern auf die Steinfließen …
Dann wird die Stadt geplündert. Während die Kreuzfahrer mit ihrer
Henkerarbeit in den Kirchen vollauf beschäftigt waren, haben sich die
Ribautz ans Beutesuchen gemacht. Mit Schwert und Stock und Prügel
muß den plündernden Vagabunden ihr Raub entrissen werden, denn
keiner will auf die versprochene Beute verzichten …
Die Stadt beginnt zu brennen. Ihr Rauch verfinstert die Sonne dieses
schrecklichen Julitages, die sich über dem Tabor zum Abschied rüstet …
»Gott ist mit uns«! rufen die Kreuzfahrer, »seht, welch Wunder! Kein
Geier, keine Krähe bekümmert sich um dieses Gomorra!«
Die Glocken schmelzen in ihren Türmen, die Leichen brennen lichterloh
und die Kathedrale berstet wie ein Vulkan. Rinnendes Blut, brennende
Tote, lodernde Stadt, stürzende Mauern, singende Mönche, mordende
Kreuzfahrer, plündernde Zigeuner …
So starb Béziers, so begann der Kreuzzug gegen den Gral…