Ich vergleiche die Sensorgrößen erstmal im Bezug auf deine speziellen Motive:
Im Motivbereich "Makro" sehe ich die Vorteile ehr beim kleineren Sensor. Weil formatfüllende Abbildung bei kleinerem Abbildungsmaßstab möglich ist, und somit mehr Tiefenschärfe bei formatfüllender Abbildung und gleicher Blendenöffnung zur Verfügung steht.
Falls man, wie es heute vielfach gemacht wird, das Makromotiv allerdings mittels Stacking erschlägt, ists eigentlich ziemlich wurscht.
Aber grundsätzlich hast du bei formatfüllender Abbildung am kleineren Sensor immer einen größeren Schärfebereich, als am größeren Sensor. Den größeren kannst du allerdings etwas weiter abblenden, bevor Beugungsunschärfe relevant wird. So gesehen kann man sich im größeren Format durch höhere Iso und weiter geschlossene Blende die geringere Schärfentiefe wieder 'zurückholen'.
Aber - im Makrobereich hast du durch "Vollformat" nicht unbedingt einen Vorteil -
es sei denn, das Licht wird extrem knapp.
Bei den Tieren kann es so oder so sein. Oftmals benötigst du längere Brennweiten, um die Fluchtdistanz nicht zu unterschreiten. Da lässt sich ein Tele für APS-C natürlich leichter tragen, als eins für Kleinbild, welches 1,6x so lang sein müsste. Andererseits ists natürlich 'ne Milchmädchenrechnung, weil du immer auch aus dem größeren Format einen Ausschnitt machen kannst, und so aufs gleiche Bild wie im kleinen Format kommst. Nur - im kleinen Format hast du dann auf dieser Fläche wesentlich mehr Pixel. Was ein Fluch oder auch ein Segen sein kann - je nach Güte dieser Pixel.
Also - für die Tierfotografie hast du durch "Vollformat" nicht unbedingt einen Vorteil -
es sei denn, das Licht wird extrem knapp. (werden sehr kurze Verschlusszeiten gebraucht, ist das quasi gleichbedeutend mit "knappem Licht")
Naturfotografie kann so ziemlich alles sein - da ist es schwer, eine Aussage zu treffen. Außer:
'bliblablubbb -
außer, das Licht wird extrem knapp'
Also - unterm Strich: ich glaub nicht, dass du 'Vollformat' brauchst.
Es sei denn, du willst es haben. Oder dein limitierender Faktor ist oftmals 'zu wenig Licht'. Oder, du möchtest Bilder mit geringerer Schärfentiefe machen / stärker freistellen. Oder, du möchtest beispielsweise den Swirl eines Biotar in vollem Umfang mit auf dem Bild haben.
Also - es hängt weniger an den Motiven, als an deinem persönlichen Bildstil, ob dich der größere Sensor weiterbringt, oder nicht. (Ja - genau "
außer, das Licht ist sehr knapp")
Ich sag immer, ich hab viel Geld dafür ausgegeben, um die Möglichkeit zu haben, unschärfere Bilder zu machen. Also - mehr Geld ausgegeben durch 'Vollformat' - unschärfer durch geringere Schärfentiefe.
Ich benutze wie geschrieben auch APS-C - ich hab mir z.B. 'ne kleine, alte NEX zugelegt dafür - die wiederum benutze ich fast ausschließlich mit f/1,2 und f/1,4 - Objektiven, die nicht abblendbar sind. Da is mir der Schärfebereich dann auch klein genug. Bin aber halt auf wenige und ziemlich schrullige Optiken angewiesen.
Deine gewünschten Beispiele von Bildern, die ich mit kleinem Sensor so nicht hätte machen können wären:
- Konzertfotografie: ich habe viele sehr schlecht ausgeleuchtete Konzerte fotografiert, Rock / Metal / Punk, wo es auf der Bühne außerdem hektisch zugeht, - einem also kein Stabilisator hilft. Wäre oft ohne fünfstellige ISO-Werte nicht machbar gewesen (trotz f/ < 2,0).
- Wildfotografie mit Russentonne: Ansitzen auf Wild in der Dämmerung, wenn die Motiventfernung hoch, und das Licht knapp wird, war mit APS-C und 1100mm f/10,5 oft nicht mehr möglich - in dem Moment, in dem das Wild aus dem Wald kommt, werden die Belichtungszeiten zu lang und/oder das Rauschen unerträglich. Mit Kleinbild-Sensor ist das gut machbar.
- Bokeh / Freistellung: bekomme ich mit dem kleinen Sensor deshalb nicht wirklich so gut hin, weil ich immer nur einen Ausschnitt habe. Es geht dabei ja meistens um die Verwendung von Optiken, die für KB gerechnet sind.
Also ... nimm APS-C, wenn du nicht mehr Freistellung oder massiv mehr ISO benötigst.