„Weiß eigentlich jemand von euch, um welche Vollfornatkamera
es hier geht?
Ich bin ja keine Profi *in... Aber alle meine Kameras machen volle Formate
Der Begriff 'Vollformat' erklärt, für den interessierten Hobbyknipser:
Das ist so ein wenig das Problem mit dieser Begrifflichkeit.
Man hat manchmal so ein wenig das Gefühl, Produkten wird sehr gerne das Attribut Voll vorangestellt, um sie besser verkaufen zu können. In den Sinn kommt mir dabei das Vollwaschmittel oder der Volldrehpflug - welchen man übrigens nicht voll, sondern nur halb drehen kann. Genauso habe ich Maschinen, die laut Hersteller zur Bedienung mit einem "Vollcomputer" ausgestattet sind. Welche aber bei genauerem Hinsehen gar kein Computer, sondern bestenfalls ein Controller sind. Aber, das Wörtchen Voll ist ein voll gutes Argument, einen höheren Preis zu fordern
Zurück zu den Kameras - es geht hier um die Grösse des Aufnahmesensors.
Als man anfing, Digitalkameras zu konstruieren war es zunächst sehr schwierig, grosse Bildsensoren herzustellen. Je grösser die Sensoroberfläche, desto ehr konnte sich irgendwo ein Fehler einschleichen, und fehlerhafte Sensoren waren Ausschuss. Somit wurden zunächst sehr kleine Sensoren verwendet, um die Kosten im Rahmen zu halten. Als die Produktionstechnik besser wurde, wurden auch grössere Sensoren möglich - die Kameras bekamen Sensoren in Grösse des APS-C Formats oder bei Nikon des DX-Formates, das sind rund 16x24mm.
In der analogen Fotografie war aber über viele Jahrzehnte das Kleinbildformat (24x36mm) das absolut am weitesten verbreitete Aufnahmeformat. Ursprünglich wurde es entwickelt, da man damit den in der Filmindustrie damals standardmässig verwendeten 35mm Film benutzen konnte - angeblich besonders billig, da selbst 'zu kurze' Reststreifen, die man fürs Filmen nicht mehr nutzen konnte, in einer Fotokamera noch gut verwerten liessen.
Filmenthusiasten sprechen übrigens von "Halbformat", wenn von 24x36mm die Rede ist - denn die ursprünglichen Filmkameras im Vollformat nutzten den Film 'längs", während das Halbformat die Bilder quer drauf belichtete.
Also: das heutige digitale Vollformat geht historisch auf das Film-Halbformat zurück.
Der Begriff Vollformat heute lässt sich damit begründen, dass man das volle Kleinbildformat nutzt. Die Aufnahmeoptiken von Kameras sind auch jeweils auf das Aufnahmeformat abgestimmt. Zwar kann man mit Optiken, die für ein grösseres Format gebaut sind, auch ein kleineres Format belichten, aber wenn man es umgekehrt macht, bekommt man nur ein kleines rundes Bild mit einem grossen schwarzen Rand.
Mit der Entwicklung der Vollformat-Digitalkameras konnte man dann aber wieder die noch in unglaublich grossen Stückzahlen vorhandenen, teilweise exzellenten Optiken wieder vollständig nutzen - also nicht nur einen Ausschnitt aus der Mitte nehmen, wie es die kleineren Digitalkameras taten - der "volle Bildkreis" der Kleinbildobjektive war wieder nutzbar -> Vollformat.
Vollformat ist übrigens längst nicht das grösste digitale Aufnahmeformat - denn da gibt es ja noch das digitale Mittelformat. Welches allerdings zumeist bestenfalls halb so gross ist, wie 'richtiges' Mittelformat.
Wenn also ein eingebildeter Semiprofifotograf mit seiner "Vollformatkamera" angibt, erzähle ihm, dass das lediglich eine Halbformatkamera sei - und du hättest Recht damit