Die Kategorie "Pietätslosigkeit" würde ich auf einem Friedhof gar nicht anwenden. Allerdings würde ich "Störung" einführen wollen, und zwar mit sehr hohen Ansprüchen.
Wie Du schon geschrieben hast, kann man alles machen, wenn Dich niemand sieht und Du nichts beschädigt.
Zweifellos haben Aufnahmen - auch erotische - auf dem Friedhof ihren Reiz. Die Gothic-Szene lebt davon. Am Ende fragt kein Mensch mehr danach, wie ein Bild zustand gekommen ist.
Als wir mit einer Fotografen-Gruppe auf einem Friedhof auf Safari waren (ohne Modelling), kam eine junge Mutter gerade vom Grab ihres Kindes zurück und wollte zu ihrem Auto. Dabei hat sie gesehen, dass einige Leute mit Kamera am Kinderfriedhof vorbei gegangen sind (um andere alte Grabfiguren zu fotografieren). Das hat sie offensichtlich so sehr gestört, dass sie nicht weggefahren ist, bis wir uns wieder entfernt haben. So eine Konfrontation muss man Trauernden unbedingt ersparen.
Wenn man aber 100% sicher nicht gesehen wird, ist nahezu alles erlaubt. Insbesondere, wenn es sich um historische Gräber handelt, bei denen man davon ausgehen kann, dass die Trauer überwunden ist.
Einzige Mindestanforderung: die Bilder müssen tatsächlich einen künstlerischen Anspruch haben.