Kolumne: Nicht hingucken! Das Elend der Männerbeine
Frauenbeine gehören zum Höhepunkt der Evolution des Menschen. Besonders diese unendlich langen, die vom Boden bis in die richtige Höhe beim Duschen reichen. Darüber werden wir unter Kennern schnell zustimmende Einigkeit erzielen. Weswegen sie auch beliebte Motive für feminine Profilbilder abgeben und gut ankommen. Ein anderes Thema, und ein undankbares dazu, ist hingegen das gemeine Männerbein, besonders ein solches, dass eindeutig nicht dem Profifussballer zugeordnet werden kann. Und auch dieses ist schon in oft der zu beobachtenden O-Beinigkeit als andere - nur keine Krone der Evolution. Brad Pitt hatte mal schöne in Troia. Trotzdem lässt sich Angelina jetzt von ihm scheiden.
Die Evolution pennte scheinbar bei der Vergabe von männlichen Gliedmaßen oder machte einen blauen Montag.
Daher wohl auch die hilflosen Versuche, das Männerbein modisch zu kaschieren. Am besten durch ein voll abdeckendes Beinkleid, nicht zu eng. Weshalb die Erfindung der Männerstrumpfhose in der Renaissance zu Beginn der Neuzeit sich nicht hat durchsetzen können. Auch glaube ich ja, dass das römische Reich keinen Bestand haben konnte, weil die Tunika römischer Offiziere schlicht lächerlich auf die Barbaren wirken musste. Wenn also so ein keltischer Heinzelmann in Hosen auf so einen frühitalienischen Zwerg mit O-Beinen traf, konnte er sich das Grinsen nicht verkneifen und dachte bei sich: „Na, diesen Röckchenzippel mit imperialem Auftreten könnte man doch eins mit der Mistgabe überbrannten!“ Cäsars Toga machte hingegen schon mehr her, verbarg es doch die Beine. Sonst wäre das wohl mit Cleopatra nix geworden. Was aber den Heinzelmann nicht abhalten konnte, sich auf die Völkerwanderung zu machen und an die Tore Roms zu klopfen. Von da an ging es bergab mit der römischen Beinfreiheit.
Den Höhepunkt kultureller Perversität stellen wohl mitteleuropäische männliche Touristen da, mehr oder weniger gewandet in kurzen Hosen, Sandalen und Tennissocken, die zu gewissen Zeiten Rom, Athen, Venedig oder Bottrop erobern. Leider werden solche Verbrechen nicht durch den Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag geahndet. Es gibt keine Lobby und keine Task-Force, die hier eingreifen würde. Schade, - die NATO ist auch nicht hierfür zuständig und die meisten BND-Agenten scheinen sich gerne anzupassen. Auch das Kinderhilfswerk der Uno, die UNICEF, hat anderes zu tun. Und der Klimawandel wirkt eher kontraproduktiv.
Neulich begegnet ich einem Richter bei einem Prozess, über den ich zu berichten hatte. Ein würdige Erscheinung im Gerichtssaal, standesgemäß gekleidet im schwarzen Talar mit heller Krawatte und mit ergrautem Haupt, der auch souverän die Verhandlung führte. Ein wenig später begegnet er mir draußen auf den Gang, in jener Aufmachung, die den Blick auf seine Beine lenkt. Danach konnte ich nur noch bedingt seine Urteilsbegründung nachvollziehen. So kann auch der Rechtsstaat relativiert werden.
Aber Schuld ist die Evolution. Und es wundert, dass bei diesen Männerbeinen die Menschheit hat überleben können. Wohl eher dank langer Hosenbeine und dem Wohlwollen des weiblichen Teils des Universums, der wohl Kummer gewohnt ist.
©Dreamy2016
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