Klamme Kommunen: Sex-Maut!
Es ist seit Jahren bekannt: in den öffentlichen Haushalten der Städte und Gemeinden herrscht Ebbe. Vielen Kommunen drückt der Rotstift. Schwimmbäder, Schulen, Kindergärten, öffentliche Parkanlagen – an allem muss gespart werden, und das seit Jahren. Der Städte- und Gemeindebund sucht daher verzweifelt nach neuen Einnahmequellen zur Finanzierung der öffentlichen Aufgaben. Jetzt sorgt ein Vorschlag der Gremien für Furore, der nicht auf ungeteilte Liebe stößt: die Einführung einer Gebühr für den sexuellen Verkehr, kurz „Sex-Maut“ genannt.
Angedacht ist ein System, dass den Verkehr zwischen Paaren, gleich ob hetero oder homo, erfasst und eine entsprechende Gebühr berechnet, die noch vor Beginn des Aktes zu entrichten ist. So soll in größeren Städten ab 10000 Einwohnern in jedem Schlafzimmer eines Paares, ähnlich wie der Gas- oder Wasserzähler, ein sog. „Beischlafzähler“, wie es im Beamtendeutsch heißt, installiert werden. Man gibt vor Beginn des Lustspiels in einem Display und einem entsprechendem Menü die voraussichtliche Art, Dauer, Anzahl der Sexualpartner, gewünschte Stellungen und sonstige Praktiken an und der Zähler ermittelt daraus die Gebühr, die sofort durch Kreditkarte oder bar zu zahlen ist. Eine entsprechende App für das Smartphone sei in der Entwicklung, damit auch der Outdoorbereich erfaßt würde, so ein Sprecher des Bundes.
In Gemeinden unter 10000 Einwohner hingegen käme eine flächendeckende Installation der Geräte wegen der Kosten nicht in Frage. Hier müssen die Ortsbürgermeister zukünftig selbst ran. Sexwillige können in der wöchentlichen Bürgersprechstunde ihr Begehr anmelden und ein Formular ausfüllen, entrichten die fällige Gebühr, und schon kann es los gehen. Hier könnte auch eine App für Abhilfe schaffen. Selbstverständlich ist ein Abonnement-Verfahren möglich für Mehrfachtäter. Der Bürger oder die Bürgerin erhält dann eine Vignette, die am Ort des Geschehens anzubringen ist. Angestellte der öffentlichen Verwaltung prüfen einmal im Jahr, ob auch alles ordnungsgemäß vonstatten ging.
Umstritten allerdings, ist nicht das Verfahren als solches, sondern vielmehr die Geräte für die Erfassung, die bislang einem hässlichen Stromkasten gleichen. Der Verband anerkannter Designer und Inneneinrichter warnen, dass allein der Kasten im Schlafzimmer „abtörnen“ und somit das Gebührenaufkommen mindern könnte. „Das könne man auch anders lösen“, meinen Vertreter der Industrie, allein schon durch stylische Geräte in verschiedenen Farben auf die Inneneinrichtung abgestimmt und mit zusätzlichen Gadgets.
So könnte das Gerät motivierend in die Kommunikation der Sexualpartner eingreifen und mit samtiger Stimme warnen: „Anschauen ja, Anfassen kostet 1,50€“. Wer das Navi in seinem PKW schätzt, der könnte auch hier bedient werden, wenn die vertraute Stimme flüstert: „Bitte stimulieren Sie bei Ihrer Partnerin jetzt die erogene Zone 2“. Oder: „Penetration in 3 ...2...1... zero... bitte anbiegen in Richtung G-Punkt links …. Jaaaaa, Ziel erreicht!“ Aber auch Freunde des Dirty Talks kommen auf ihre Kosten, wenn die kumpelhafte Stimme gröhlt: „Hey Allllddder … schieb ihn in die Röhre! Let's go.“
Jeder wie er's mag.
Kommunalpolitiker sind jedenfalls von der Idee überzeugt. Nicht nur, dass zukünftig mehr Geld in die Ortskassen fließt, sondern auch weitere Möglichkeiten eröffnet werden. So können Stadtplaner aufgrund der erhobenen Daten bessere Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung von Stadt und Region erheben. Dort, wo mehr Sex stattfindet, ist auch statistisch mit mehr Kindern zu rechnen. Und dies hat Auswirkungen auf die Infrastruktur. In kleineren Orten bspw. könnten Bürgermeister und Gemeinderat durch unterstützende Maßnahmen ebenso Einfluss nehmen auf die Familienplanung der Ortsbürger. So könnte demnächst bei Paaren, die wenig Gebühren bezahlen, der Paartherapeut vor der Haustür stehen – mit freundlicher Empfehlung des ortsansässigen Gewerbes. Oder aber alleinstehende Singles werden dazu angehalten, sich doch bitteschön mehr für Regenerierung der Heimatgemeinde zu engagieren. Ein schöner Nebeneffekt der Sex-Maut, die sich langfristig auszahlt.
Natürlich gibt es auch die Kritiker dieser Gebühr. So wird befürchtet, dass immer mehr Bürger einfach ihre sexuelle Tätigkeit ins benachbarte Ausland verlegen, schlicht um zu sparen und die Gebühr zu umgehen. Schon kündigt die Tourismusbranche an, Sex-Wochenenden in Österreich, der Schweiz, Luxemburg etc. günstig anbieten zu wollen. Ein aussichtsreiches Geschäftsmodell: „Sex – no sell“. Auch Clubbesitzer fürchten um Einnahmeverluste, wenn - wie an der Tankstelle - die Gebühr das Ganze verteuert.
Auch haben besorgte Bürger angekündigt, gegen das Vorhaben vor Gericht zu ziehen. Sie kämpfen insbesondere für sog. „Freischüsse“ von Rentnerinnen und Rentner oder Sozialleistungsbezieher, damit diese sich in Zukunft den Sexualverkehr leisten können und nicht wieder ausgegrenzt werden. Denn Sex, so der Sprecher der Bürgerinitiative „Kostenloses Poppen e.V.“ sei schließlich ein Menschenrecht!
©Dreamy2016
Alle Rechte beim Autor.
Ähm ... ja, Satire!