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Robinson im Pornokino - Das Insel-Date

Robinson im Pornokino - Das Insel-Date
Gibt es noch Orte des ungestörten Datings, ohne dass die buckelige Verwandtschaft davon sogleich Wind bekommt? Oder die 5 Ex-Frauen jammernd am Smartphone hängen, und das ganze Restaurant oder das Hotelpersonal in Kenntnis gesetzt wird, welches amouröses Schweindel auf Freiersfüssen durch den Club tobt?

Ja, gibt es tatsächlich. Die einsame Insel. Und ich meine jetzt wirklich einsam, nicht Sylt oder Borkum oder Hallig-Hooge oder den Leuchtturm der selbsternannten Gilde begüterter Armleuchter in der untergehenden Abendsonne auf der Verkehrsinsel auf Rügen.

Sondern eine exotische, eine für echte Individualisten, eine, die alle zwei Monate von einem Postschiff angefahren wird, wenn nicht gerade Monsunzeit ist oder nur mit einem Heli zu erreichen oder nach einem Schiffbruch im Pazifischen Ozean, auf einem Container mit alten Reifen für Südamerika.
Also z.B. Floreana: 1° 18‘ S; 90° 26‘ w; 173 qKm, knapp 100 Einwohner, 1050 Km von Ecuador entfernt.

Sich dort zu einem Dating zu treffen, besitzt den Vorteil, dass der Dating-Partner nicht so schnell wieder abreisen kann. Nachteil: man selbst auch nicht. Den Anderen wird der Insulaner auf Zeit also nicht so schnell los, es sei denn, er wird von einem Raubtier dort gefressen (soll es geben) oder von einem ortsansässigen, indogenen Stamm, der noch die alte Kultur des Kannibalismus pflegt. Übrigens: die Gastfreundlichkeit erwidert man, indem man sich selbst zum Essen einlädt. Das ist was anderes als das vier Gänge-Menü bei einem 3 Sterne-Koch in Hamburg. Auch der dortige Vulkanismus sollte fachmännisch eingeschätzt werden, es sei denn, beide stehen beim Strandpicknick auf ein Feuerwerk, inszeniert von Mutter Natur und der Inselgottheit. Es kann auch geschehen, dass der Inselhäuptling die Date-Partnerin, je nach Attraktivität, für sich beansprucht, selbstverständlich im Austausch mit einer seiner zahlreichen Nebenfrauen. Eine gewisse Neigung zur Polyamorie wird also vorausgesetzt und der galant sollte in den Verhandlungsrunden nicht unbedingt auf Argumentationen wie im Joy-Forum zurückgreifen wie: „Ey Alter, Deine Tussi ist älter, als mein Datebaby je werden wird, leg noch 20 Dosen Schildkrötensuppe drauf!“ oder so ähnlich. So was kommt bei zivilisierten Völker kaum an.

Wer sich dann einsam und allein plötzlich vorfindet, weil das Date doch mit einem Karibikpiraten durchbrannte oder aus Verzweiflung bei Greenpeace anheuerte, der sollte nicht das berühmte eine Buch für den Inselaufenthalt vergessen. Das kann ja auch entspannend sein. Statt des Sparbuchs empfehle ich dieses:

Judith Schalansky: Atlas der abgelegenen Inseln, 3. Auflage, Hamburg 2009.

Dort sind noch so manche Inselschätze für das Dating zu entdecken. Vergesst Sylt, Rügen oder Hallig Hooge! Wie wäre es mit Nouvelle Amsterdam im Indischen Ozean? 25 Einwohner und sogar ein Arzt.

Zitat: „In der Nacht treffen sich die Männer im kleinen Videosaal der >Großen Raubmöwe< und schauen einen Film aus der selbst verwalteten Pornosammlung. Jeder besitzt eine Reihe ganz für sich. Aus den Lautsprechern keucht und stöhnt es, und die Luft ist schwer vom Moschusgeruch der brünstigen Bullen.“

Na bitte: sogar ein Pornokino! Selbst auf der kleinsten Insel. Das ist wie Cluburlaub ... nur halt auf der Wetterstation. Wirklich was für Individualisten.

©Dreamy2017
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