Der schwierige und lange Weg zum routinierten Dom
Oder: Fifty Shades Of Kabelbinder
Ein satirischer Rückblick von Sir Henry
• Teil 2
Bereit zur BDSM-Studienreise nach Winterberg, hatte ich auf dem Weg zur Bahn noch schnell ein paar meiner sexualitätsbezogenen Hemmschwellen abgelegt, und zwar unbemerkt im hinteren Bahnhofsbereich, da die Deutsche Bahn AG bekanntlich auf die Verarbeitung von Schwellen spezialisiert ist. Was zweifellos wohl auch für Hemmschwellen zutrifft, schließlich führt ja jedes gut sortierte Eisenbahnunternehmen in der Abteilung Gleisbedarf u.a. auch Hemmschuhe in seinem Angebot.
So bestieg ich nun also mit allerlei Erwartungen und ebensoviel BDSM-Gedöns im Gepäck den Zug, der versehentlich sogar pünktlich kam – ausnahmsweise mal ein feiner Zug der Bahn! Im wahrsten Sinne des Wortes. Er verbrachte mich, wie es sich für einen feinen Zug gehört, prompt an mein Ziel. Zügig. Aber ohne Zug. Ich vertrage nämlich keinen solchen, aber die Fenster waren alle zu.
Die Reise verlief angenehm und auch die blöden Blicke meiner in Hörweite mitreisenden Mitreisenden ob meiner Selbstgespräche hatten sich in Grenzen gehalten; ich führe gelegentlich durchaus Selbstgespräche, schließlich möchte ich hin und wieder auch mal die Meinung eines kompetenten Experten hören.
Voller Tatendrang stand ich schließlich im Bahnhof Winterberg, wo ich bereits von meiner Trainingssub freudig erwartet wurde, die ich nach nur halbstündiger Suche auf einem anderen Bahnsteig schlafend und schnarchend auf einer Bank fand.
Wunderschön war sie anzusehen; sie trug ein tiefes Dekolleté mit schwarzer Spitze, welches ebenso aussah: spitze! Und sie hatte fantastische große Brüste. Nein, nicht daß ich zu der Sorte Mann gehöre, der Frauen nur auf ihre Brüste reduziert und nach ihren Körbchengrößen kategorisiert. Oh nein, das wäre typisch männlich-primitiv! Nein, für mich zählen bei Frauen natürlich ganz andere Werte. Hauptsache, sie haben dicke große Titten.
Wohlwollend nahm sie mich mit in ihre Wohnung, wo ich die nächsten Wochen ihr Gast sein sollte.
Sie war, wie ich bald erfuhr, Gastwirtin, hatte ihre Kneipe aber leider schließen müssen und verdingte sich seitdem als Trainingssub.
Sie war Jüdin, obendrein eine jüdische. Womit ich aber keinerlei Probleme habe, denn ich bin ja nicht antisymmetrisch.
Und sie hatte einen kleinen... nun ja, so eine Art Hund (selbiger nicht jüdischen Glaubens). So eine von diesen kleinen Kampfratten, in Untergürtelniveaukreisen auch F***enlecker genannt. Die ganze Lebensphilosophie dieser kleinen aber umso lauteren Winzigkeit bestand in der Dreifaltigkeit „Schlafen“, „Fressen/Kacken“ und „Bellen“. In dieser Lebensphilosophie ging die kleine hochmobile Kohlenstoffeinheit voller Enthusiasmus mit einer schier unerschöpflichen Energie auf. Mir gingen nicht nur sein ununterbrochenes Gekeife und mir-hinterher-rennen gehörig auf die Nerven, sondern primär die Bemühungen dieses kleinen Dingens, mich andauernd über eines meiner Schienbeine befruchten zu wollen. Das ging soweit, daß ich nach ein paar Tagen keine "unbefleckte" Hose mehr hatte und aus dem weg-scheuchen gar nicht mehr rauskam. Ich haßte dieses ...!
Aber damit hatte ich mich jedoch abzufinden; das ist nun mal so, wenn man sich auf eine GmbH einläßt, auf eine Gastwirtin mit bellendem Hund.
Leider überschattete ein trauriger Vorfall meinen dortigen Studienaufenthalt, denn nach vier Tagen war das arme kleine süße Kerlchen offenbar plötzlich von zuhause abgängig. Alle Nachbarn halfen bei der Suche nach dem Teil. Teufelseidank nicht im hinteren Teil des Gartens, wo ich kurz zuvor leise und ohne viel Tam-Tam die nächtliche Beisetzung des durch unauffällige kurze äußere Gewalteinwirkung dahingeschiedenen kleinen bumsgeilen Studienstörers zelebriert hatte.
Nun, unsere BDSM-Sessions, die wir nach einer angemessenen Trauerzeit fortsetzten (ich brachte meiner Sub selbstverständlich die gebotene Pietät in Form von ein paar Tagen Pause entgegen), verliefen fortan störungsfrei und zu meiner vollen Zufriedenheit. Ich konnte mich nach Herzenslust an ihr und ihrem Körper austoben und meine Studien im BDSM-Fach als Dom vervollständigen.
Beim Einsatz des Bunsenbrenners und des Lötkolbens allerdings zickte sie gelegentlich zwar ein wenig herum, unterstütze mich aber durchaus sehr wohlwollend. Lediglich die Knochensäge war für sie ein absolutes No-Go. Worauf ich natürlich Rücksicht nahm und entgegenkommender Weise von der Loyalitätsbezeugung durch Entfernung eines ihrer Fingerglieder nach alter Yubitsume-Art der japanischen Yakuza Abstand nahm.
Derartige Milde und Vergünstigungen sind, das wissen meine Leserschaft und ich sehr wohl, im BDSM keineswegs eine Selbstverständlichkeit zwischen Dömern und ihren Subben. Gleichwohl aber gedenke ich mich trotz einer gewissen Strenge gerade auch durch gütige Nachsicht von der Masse der Dömer hervorzuheben. Deshalb. Man ist ja kulant. Man ist ja doch Schentelmänn.
Meine Praktikantentätigkeit in Winterberg verlief ebenso gut wie ich mich desöfteren in dieser verwinkelten Altstadt und ich konnte weitere wertvolle dömische Erfahrungen meinem Wissen hinzufügen. Auch die ihrer Ansicht nach unumgänglich gewordenen Klinikaufenthalte nach der einen oder anderen Session überstand sie recht gut; das Personal der Winterberger Notaufnahme ist ausgesprochen kompetent, sehr zuvorkommend und überaus freundlich. Als Stammgäste duzten wir uns schließlich sogar.
Meine submissive Gastgeberin bewirtete mich ganz vorzüglich und gab sich auch in der Küche größte Mühe. Allerdings bin ich auch ein Mann, der recht einfach und unkompliziert zu bekochen ist: ich esse praktisch alles, was mir schmeckt.
Ihre Kochkünste jedoch möchte ich hier an dieser Stelle nicht bewerten; das würde den Rahmen dieser kleinen Geschichte sprengen. Nur soviel: Ihre sonntäglichen hartgekochten Frühstückseier, waren in der Tat so hartgekocht, daß sie ohne Schaden zu nehmen einen Atomangriff überstanden haben würden. Und was die Verwendung von Steinsalz als Würzmittel anbetrifft, respektive die Dosierung desselben bei der Würzung von Speisen, so weiß ich bis heute nicht genau, ob ihr wirklich der Unterschied zwischen „salzen“ und „pökeln“ ersichtlich war. Augenscheinlich verfügte sie irgendwo gut versteckt über gigantische tonnenweise Vorräte an Salz und wären bei winterlichem Glatteis alle Winterberger Straßen so gut bestreut wie die von ihr zubereiteten Speisen, verliefe der Verkehr in dem Städtchen bei allen Minusgraden wohl vollkommen unfallfrei.
Nun ja, immerhin hatte sie große dicke Titten.
Als ich eines Tages entdeckte, daß meine gastgebende Ex-Gastwirtssub ausgesprochen leckere Brotaufstriche merkwürdigerweise und ausgerechnet in ihrem Nachttisch versteckte, ich diese köstlich schmeckenden Leckereien allesamt aufgenascht hatte und sie mich nach ihrer Rückkehr von einem ihrer vielen BDSM-bedingten Krankenhausaufenthalte beim Kramen in besagtem Nachtschränkchen verwundert fragte, ob ich wüßte, wo ihre Gleitcremes seien, kamen spontan einsetzende Bauchkrämpfe einem merkwürdigen Verdacht in mir zuvor. Womit sich denn auch meine Studienzeit in Winterberg ihrem Ende zuneigte.
Es wurde Zeit weiterzuziehen...
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In Ölpe im Weißwald angekommen, beschloß ich, mein bisher Erlerntes im Rahmen eines ersten Feldversuches zu erproben, nämlich hinsichtlich der verbalen Gewinnung einer Sub. Denn auch das an-Land-ziehen (früher: "abgreifen" oder "einfangen") von Subben will gelernt sein und gerade ein Dom von Welt muß dies beherrschen. Was mir im nachfolgenden Fall auch gelang. Theoretisch.
Bei der Ansprechtechnik kommt es primär auf die Rhetorik an, auf den linguistischen Stil, auf die richtige Wortwahl. Letzteres umso mehr, wenn es sich um junges Frischgemüse handelt, denn die jüngere Generation hat bekanntlich ihre eigene (zugegeben: manchmal höchst befremdliche) Sprache. Aber selbstverständlich beherrsche ich auch dies.
Neben der richtigen Wortwahl vertraute ich auch auf die richtige Wirtwahl und suchte ein Rotlicht-Etablissement im Gewerbegebiet von Ölpe auf.
Gleich am Bartresen wurde ich einer bezaubernden, dürftig gekleideten jungen Dame angesichtig.
Auch sie mit reichlich Quarktaschen gesegnet. Ausschnitt bis zum Bauchnabel. Lange Wasserstoffperoxid-gebleichte Haare. Kilometer lange Wimpern und ebensolche Fingernägel.
Und mit einer solchen Menge Make-Up im Gesicht, daß ein Chamäleon, würde es über Angesicht huschen, streßbedingt wahrscheinlich sofort einen Burnout mit Indikation einer psychosomatischen Reha erleiden würde. Egal, es ging mir ja nur um einen versuchsweisen Landungsversuch.
Also drehte ich mein Schirmkäppi jugendtypisch mit dem Schirm um 180 Grad verkehrt nach hinten, zog meine Hose leicht ein wenig tiefer, so daß sie lässig schlabberte, tat es meiner Hose nach und lässigte auf sie zu.
Nicht minder lässig mit einem Hundert-Euro-Schein wedelnd, begehrte ich in Erfahrung zu bringen, welche Leistungen sie mir denn als Gegenwert angedeihen lassen könnte und ob dies beispielsweise eine domsübliche Session beinhalte. Zu meinem großen Erstaunen zischte sie mich böse an und meinte, für 10 Euro könne ich mir gerne selbst einen runterholen. Immerhin!
Und im selben Augenblick wurde ich gewahr, daß eine Null zuwenig auf dem Schein aufgedruckt war; ich hatte es tatsächlich nicht bemerkt, als man mir irgendwo, wahrscheinlich in dem beschissenen Winterberg, Falschgeld angedreht hatte. Falsches Falschgeld auch noch! Das passiert heute schnell und auch wir erfahrenen Dömer sind davor leider nicht gefeit.
Ich ließ mich von diesem kleinen Mißgeschicks natürlich nicht entmutigen und zog meinen Trumpf aus dem Ärmel, robbte nah an sie heran und bediente mich nun ihrer jugendspezifischen Sprache, indem ich mit auffallendem und bemerkbarem Blick auf ihre beiden Milchfabriken laut ausrief: „krass, Alter!“
Und legte sofort den Fangschuß nach: „voll konkret, du Opfer!“
Nachdem ich mir den Inhalt ihres Champagnerglases aus meinem Gesicht gewischt hatte (ich war ihr selbstverständlich nicht böse, das kann jedem mal passieren), stellte ich freudig fest daß es geklappt hatte und daß es mit dem BDSM-Studium offenbar losging: Sie hatte sogar zwei weitere Dozenten hinzugezogen. Zwei männliche. Zwei Hünen. In schwarzen Anzügen. Zwei große Hünen. Ja, ich möchte fast sagen: Zwei sehr große männliche schwarzanzügliche Hünen. Offenbar unserer Sprache nicht kundig, vermutlich Ausländer, denn sie mußten meine Ausbilderin falsch verstanden haben, indem sie mich unter den Achseln anhoben, zur Türe trugen und mir so was wie eine Art Freiflug spendierten.
Unerklärlicherweise wiederholte sich dieser merkwürdige Vorgang ein wenig später, nachdem ich erneut das Etablissement betreten hatte, um der liebenswürdigen netten Dame die 10 Euro zu entrichten, die ich ihr fürs Onanieren schuldete, welches ich inzwischen in einer Hecke des zum Hause gehörenden Parkplatzes erledigt hatte. Freundlicherweise entließ man mich ohne allzuviel Prügel.
Ich habe meine finanzielle Verpflichtung ihr gegenüber daher bis heute nicht ausgleichen können.
Mir war erkenntlich geworden, daß ich hier in diesem Ort in Bezug auf gutes BDSM kaum weiterkommen würde. Nicht bei einem so verschrobenen Menschenschlag. Gut, ja, das mag durch die Anwesenheit des nahen Kernkraftwerks zu erklären und zu entschuldigen sein, das seinem Verstrahlungsauftrag nämlich nicht nachkommt, so daß man in dieser Gegend gezwungen ist, den Mangel an radioaktiver Strahlung durch vermehrte Aufnahme von Nahrungsmitteln auszugleichen.
Ich packte wiederum meine Sachen und begab mich abermals auf die Reise, wobei mein Ziel diesmal Ockenburg am Nogger war, wo sich eine ganz besondere Sub auf meine Annonce hin gemeldet hatte und mich erwartete.
Ende Teil 2 - Fortsetzung folgt...
S.H.