Bayern spielt seit November eine absolut sensationelle Saison - sagen die "11 Freunde"
Wer war noch gleich Pep?
Am Samstag übernahm der FC Bayern die Tabellenführung. Und womit? Mit Recht. Das Team spielt nämlich eine tolle Saison – auch wenn das kaum jemand merkt.
Da soll noch einer sagen, die Bundesliga wäre langweilig oder gar vorhersehbar. Am Samstag gewann die Mannschaft der Saison ihr Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, weil der Spieler der Saison einen Elfmeter verwandelte, das Torphänomen der Saison das 2:1 erzielte und der Transferdeal der Saison den Schlusspunkt setzte. Und trotzdem musste die Mannschaft die Tabellenführung abgeben. An eine totale Trümmertruppe.
Das jedenfalls ist noch immer der Eindruck, der unterschwellig herrscht: Beim FC Bayern läuft es nicht rund, er ist nicht mehr so dominant wie früher, er wurschtelt sich irgendwie durch, er wandelt stets am Rande einer Krise. Und es dringen ja auch nur schlechte Nachrichten aus dem Lager der Roten. Ihr vielleicht bester Spieler, Kingsley Coman, ist verletzt. Weltmeister Corentin Tolisso fehlt schon seit Mitte September, Arjen Robben seit November.
Selbst von den Spielern, die fit und einsatzfähig sind, hört man vor allem Negatives. Franck Ribéry bekommt wegen der Goldsteak-Affäre eine Geldstrafe aufgebrummt. Robert Lewandowski könnte laut Expertenmeinung zum Problem werden, weil er im Team »umstritten« ist. Sogar der so linientreue Rafinha muckt plötzlich auf und findet, dass der Trainer sich »nicht korrekt« verhält. Und dann kommt auch noch der Bundestrainer eingeflogen, um drei Stammspielern zu sagen, dass sie nicht mehr gut genug sind für die Nationalelf.
Und all das sind ja nur die aktuellen Probleme, die den Rekordmeister quälen, neben den ganzen strukturellen Grundübeln, als da wären: ein überalterter Kader, ein auf diesem Level unerfahrener Trainer, ein nicht eben souverän wirkender Sportdirektor, eine Führungsriege, der noch immer die bizarre Pressekonferenz vom Oktober nachhängt.
Tja, da hat der FC Bayern aber mal so richtig Glück, dass der BVB seit einigen Wochen schwächelt und seinen Vorsprung leichtfertig verspielt, nicht wahr? Nein, nicht wahr. Wahr ist dies: Dortmund hat keinen Vorsprung verspielt, sondern der FC Bayern hat ihn aufgeholt.
Er tat das mit einer Serie, auf die selbst Pep Guardiola stolz wäre, denn aus den letzten 13 Bundesligaspielen sammelte die Mannschaft unfassbare 36 Punkte. Um zu verstehen, was für eine fantastische Bilanz das ist, muss man sich Folgendes vor Augen führen: Wenn die Bayern aus diesen 13 Spielen nur das rausgeholt hätten, was eine Elf tut, die klar auf Meisterkurs ist – also zum Beispiel neun Siege und vier Unentschieden –, dann würden sie heute in der Tabelle noch immer recht deutlich hinter Borussia Dortmund liegen.
Von den Toren ganz zu schweigen. Die Bayern waren im Torverhältnis ja mal 16 Treffer hinter dem BVB, aber wer in zwei potenziell heiklen Partien – gegen den Angstgegner Gladbach und gegen einen VfL Wolfsburg, der bis zu diesem Zeitpunkt weniger Tore kassierte hatte als etwa Hertha BSC – gleich elfmal jubelt, der holt einen solchen Rückstand schnell auf. Auch dank eines Torjägers wie Lewandowski, der nicht nur die Torschützenliste anführt, sondern schon mehr Treffer vorbereitet hat als Marco Reus oder Thorgan Hazard.
Abwarten?
Mit anderen Worten: Der FC Bayern spielt seit Ende November eine sensationelle Saison. In dieser Zeit haben 17 Mannschaften versucht, eine Niederlage gegen die Münchener zu vermeiden. Nur drei haben geschafft: Leverkusen, das wie wir nun alle wissen sehr starke Ajax Amsterdam und der FC Liverpool. Im Grunde wäre dies der Moment, den Hut zu ziehen und zu sagen: »Respekt, Niko Kovac. Auch wenn kaum jemand Notiz davon nimmt, das ist eine selbst für Bayern-Verhältnisse herausragende Leistung.«
Aber vielleicht warten wir damit auch erst bis Mittwoch.