EM2021- Bestandsaufnahme
Damit die EM nicht von vornherein "kaputt geredet" wird, möchte ich hier mal eine subjektive Bestandsaufnahme vornehmen.1. Das deutsche Team zählt zu recht bei weitem nicht zu den Favoriten- andere Länder (vor allem Frankreich, Niederlande und auch Portugal) sehen die Buchmacher weit vorne. Gerade weil man Deutschland nach der verpatzten WM und miserablen Nations League nicht mehr recht auf dem Schirm hat, kann das deutsche Team nur gewinnen.
2. Der aktuelle Kader ist weit besser als in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit. Auch wir haben hervorragende Einzelspieler wie Manuel Neuer, Kai Havertz, Ilkay Gündogan, Joshua Kimmich und Serge Gnabry- und mit Abstrichen auch die sehr erfahrenen Toni Kroos, Mats Hummels und Thomas Müller (alle drei können weitaus mehr als sie gestern zeigten). Robin Gosens, bislang kaum bekannt, hat sich nach hervorragender Saison in Bergamo einen fast sicheren Stammplatz auf der lange kritischen linken Seite erkämpft. Die Mischung aus sehr erfahrenen Spielern (3 haben bereits 100 oder mehr Länderspiele!) sowie super Talenten wie Musiala, Neuhaus und Hofmann stimmt; demnächst rücken schon wieder neue aktuelle U21-Europameister nach! Ein Torwartproblem hatten wir ohnehin noch nie.
3. Okay, die Gruppenauslosung hätte (wie früher sehr oft!) günstiger ausfallen können- Ungarn ist aber ebenso wie Portugal zu bezwingen, was ein Weiterkommen gar nicht unmöglich macht. Zumal sich neben den beiden Gruppenersten und -zweiten auch noch die besten vier der sechs Gruppendritten für das Achtelfinale qualifizieren.
4. Jeder im Team -auch im Trainerstab!- weiß, dass ein "Weiter so" wie nach 2014 das sofortige Aus bedeuten würde. Nachdem immer mehr deutsche Spieler im Ausland kicken, sind sie dort meist ein höheres Niveau gewohnt- gut zu sehen bei Gündogan, Havertz und auch Rüdiger, dem Thomas Tuchel endlich die Rückpasskickerei abgewöhnt hat.
5. Natürlich kann und darf der 138. der Weltrangliste kein Maßstab sein. Und das letzte Testspiel vor einem Turnier wird traditionell genutzt, um sich an einem Aufbaugegner stark zu reden. Doch gerade das Selbstvertrauen muss jetzt gestärkt werden und darf auch nach einer Auftaktniederlage gegen Frankreich nicht gleich wieder in Grund und Boden geschrieben werden.