Ich denke nicht, daß es in der Mannschaft Widerstände gegen Klopp gibt. Die Spieler haben aber offenbar immer noch nicht begriffen, daß ein Abstieg tatsächlich möglich ist (Weidenfeller nach dem 0-0 in Leverkusen: "Platz 18 ist nur eine Momentaufnahme").
Ich habe den Eindruck, daß man die Winterpause als rettenden Anker gesehen hat, nach der dann endlich die Saison beginnt. Das 0-0 zum Start wurde dann ja in den Medien auch positiv bewertet - auf Sky wurde Dortmund trotz des Abrutschen auf Platz 18 wegen des Punhtgewinns noch als Gewinner des Spieltags in der unteren Zone bewertet - IMHO Bullshit.
Der Punkt in Leverkusen wurde nicht geholt, weil Dortmund gut, sondern weil Leverkusen schlecht gespielt hat. Da zeitgleich Bremen und Freiburg gewannen, war das 0-0 eigentlich ein weiterer Rückschlag für den BVB.
Ergebnis für die Psyche der Spieler: Wintervorbereitung ganz ok, Punkt in Leverkusen geholt und jetzt kommt unser Lieblingsgegner Augsburg (gegen den hatte Dortmund den besten Toreschnitt) - alles nach Plan, wir sind auf dem richtigen Weg und schnell da unten raus.
Pustekuchen. Das 0-1 gegen 25 Minuten in Unterzahl spielende Augsburger war ein erneuter Offenbarungseid. Und jetzt: Sehe ich die Gefahr von Auflösungs Erscheinungen. Die Aussagen von Micky, daß er weg will, die Diskussion um einen radikalen Umbruch im Sommer (Sport Bild diese Woche) - daß kann dazu führen das die Spieler beginnen nur noch „für sich" zu spielen - um sich eine möglichst gute Zukunft bei einem anderen Verein zu sichern.
Und Klopp ist meiner Meinung nach in dieser Phase nicht in der Lage dies zu verhindern. Er hat diese Mannschaft aufgebaut und hoch gezogen, hat seine Spieler begeistert und sie haben gemeinsame Erfolge gefeiert. Das, was diesen Erfolg möglich gemacht hat, die Nähe zwischen Spielern und Trainer, ist jetzt das größte Hindernis um den Absturz zu verhindern.
Dafür braucht es einen anderen Trainer - und zuvor nicht erst Ende Februar (so lang soll Klopp Zeit haben, die Mannschaft aus dem Keller zu führen), sondern schnellstmöglich. Ich glaube nicht, daß Klopp die lähmende Angst vor dem Unfassbaren aus den Köpfen seiner Spieler fern halten kann.
Beim FC Bayern gab es vor 40 Jahren eine ähnliche Situation. Udo Lattek hatte die Mannschaft 1970 Übernommen und aus ihr ein Erfolgsteam aufgebaut. Pokalsieg 1971, Deutscher Meister 1972 bis 74, Europacup der Landsmeister 1974. Er hat Spieler zu Europameistern (1972) und Weltmeistern (1974) geformt. Es gab ein inniges Verhältnis zwischen ihn und der Spielern. Nach der WM 1974 und den vielen Erfolgen, die Lattek in den vergangenen Jahren ermöglicht hatte, stürzte der FCB in der Saison 74/75 ab - wenn auch nicht so krass wie der BVB jetzt. Lattek ging zum FCB Präsidenten Neudecker und sagte, daß etwas passieren müsse, weil es so nicht weiter gehen könne. Antwort: Sie haben Recht, Sie sind entlassen.
Den Dortmunder Verantwortlichen ist zu wünschen, daß sie persönliche Gefühle hinten an stellen und eine rationale Entscheidung treffen können.