Rinderwahn bei Fußballfans?
Nicht nur bei den extremen Fanausschreitungen in Dortmund, sondern auch bei allen anderen Bundesligaauswärtsspielen, schlägt den Fans von Rasenballsport Leipzig blanker Hass entgegen. Ich frage mich, was eigentlich die Gegner der sogenannten "Bullen" in den Rinderwahn treibt?
Worum geht es? Ein Mäzen aus Österreich beschließt vor Jahren einen deutschen Fußballverein finanziell zu unterstützen - weil er sich einen Benefit davon erhofft. Mäzene gibt es im deutschen Fußball übrigens schon so lange, wie es den Fußball gibt. Schaut mal in den Amateurbereich, der immer so gerne als Hort der Tradition angeführt wird. Geschätzt weit über 90% aller Mannschaften im Amateuerbereich haben einen finanziell potenten Mr. X, der Gelder für Spieler bereitstellt. Die meisten der Mäzene sind nicht einmal Vereinsmitglieder, sondern betrachten das ganze als öffentlichkeitswirksames Hobby in ihrer Region, über das sie für ihre Geschäfte gesellschaftliche und politische Kontakte knüpfen. Diese Mäzene nehmen über das Geld - eher wohl über die Drohung kein Geld mehr bereitzustellen - Einfluss auf die Vereine und deren gewählte Vorstände. Auch Bundesligisten werden in ihrer Vergangenheit viele Phasen finden, in denen ein Mäzen maßgeblich die Geschicke des Vereins beeinflusst hat - im günstigsten Fall zum Guten. Stört seit über 100 Jahren kein Schwein, warum aber plötzlich im Falle des österreichischen Mäzen?
Nun, dieser Mäzen aus Österreich hat nicht nur sehr viel Geld, welches er investiert, sondern auch ein klares Konzept, welches er seit Jahren mit einem erfahrenen Team umsetzt und zwar erfolgreich. Letzteres ist wohl das eigentliche Problem, denn hiermit sind zwei Dinge verbunden:
Einerseits findet ein Verdrängungseffekt statt, denn ein neuer, erfolgreicher Hecht im Karpfenteich, macht es den anderen mühsamer erfolgreich zu sein. Es gibt u.a. plötzlich einen neuen ernst zu nehmenden Konkurrenten um die Plätze für das lukrative internationale Geschäft.
Andererseits wird Fans aller Vereine vor Augen geführt, was bei ihrem Verein möglicherweise nicht läuft. Da darf man schon mal neidisch werden.
Sicherlich würde ich meine Borussia auch lieber gegen Bochum, Duisburg, Kaiserslautern, Nürnberg, 1860 siegen sehen, als gegen Rasenballsport... Aber mal im Ernst, es gibt doch Gründe, warum diese Mannschaften seit Jahren nicht mehr dauerhaft in der Bundesliga vertreten sind.
Und es gibt Gründe, warum auch viele der großen Traditionsvereine, die noch in der Liga sind, Probleme hatten oder haben. Weil dort oft nicht in Ruhe gearbeitet werden kann, aus vielen Gründen. Je größer der Verein, desto interessanter für die Presse, weil mehr potentiell interessierte Leser. Je größer der Verein, desto mehr sogenannte Ultras und Fangruppierungen, die glauben, Einfluss nehmen zu können.
Ich wundere mich nicht, dass Köln zB erst erfolgreich ist, seit dort Ruhe im Verein eingekehrt ist und nicht mehr ständig Infos an die Presse durchgesteckt werden. Das gleiche versucht Schalke auch gerade - hoffentlich erfolgreich, damit wir sie noch viele Jahre im Derby schlagen können.
Seht ihr das auch so, oder erkennt ihr andere Gründe für den "Rinderwahn"?