Zum Rücktritt von Philipp Lahm aus der Nationalmannschaft lese ich überall etwas von Respekt, Hochachtung und Bewunderung, auch hier.
Es ist die Rede vom ‘auf dem Höhepunkt aufhören’, und dafür gibt es dann eben höchsten Respekt.
Klar, man sagt immer ‘man soll aufhören, wenn es am schönsten ist’.
Dem hat er ja voll und ganz entsprochen.
Und zugegeben, die meisten ‘Ganz Großen’ verpassen den richtigen Augenblick um sich zu verabschieden, und werden dann irgendwann von selbst sportlich zu Grabe getragen (siehe einige Spieler Spaniens bei dieser WM).
Und vor diesem Hintergrund habe ich auch durchaus Respekt vor der Entscheidung des Spielers Philipp Lahm (damit mich niemand falsch versteht - er gehört für mich schon zu den ‘Ganz Großen’ der Nationalmannschaftsgeschichte - den Witz über ‘groß’ und Körpergröße erspare ich mir).
Aber...
...Philipp Lahm ist ja nicht ‘nur’ Spieler der Nationalmannschaft, sondern er war dessen Kapitän!
Der erste von allen, der gleichste unter gleichen, derjenige, der den Pokal bekommen hat.
Und der verabschiedet sich jetzt – auf einmal - auf dem Höhepunkt seiner Karriere?
Obwohl er noch nichtmal auf dem Höhepunkt seines Könnens ist? Denn er hat ja letzte Saison nochmals alle überrascht, als er auf einmal auch auf der Sechser-Position gezeigt hat, wie clever und gut er ist. Und nichts deutet darauf hin, dass er in zwei Jahren nicht auch noch eine entscheidende Person hätte sein können; und sei es nur um dort auch seine Erfahrung weiter zu geben.
Nun ja, und diese Person verabschiedet sich jetzt aus ‘rein privaten Gründen’? Ohne diese ‘privaten Gründe’ dann zu benennen?
Der eine Erklärung abgibt, die nur privat von Art ist? In der er also in keinem einzigen Wort oder in irgendweiner Weise Stellung nimmt zu seiner Funktion als Kapitän?
Stattdessen: Tschüss, machts gut, ich bin weg.
Tut mir Leid, das ist eines Kapitäns nicht würdig!!
Liebes, momentan offensichtlich geeintes Fußball-Deutschland: es tut mir leid, ich kapiere es nicht!
Das beste Statement habe ich heute mal wieder von Gary Lineker gelesen, in seiner phantastisch ironischen Art:
"Philipp Lahm ist vom internationalen Fußball zurückgetreten. Ich dachte, er wartet noch ein bisschen und versucht dann auf dem Höhepunkt zu gehen."
Trotz dieser geilen Ironie, für mich steckt da auch Wahrheit drin (wie so oft bei Ironie).
Denn wirklich stark wäre gewesen, wenn Lahm nicht ganz aufgehört hätte, sondern nur seinen Kapitänsposten aufgegeben hätte, um “Jüngeren in der Nationalmannschaft Platz zu machen mit dem Ziel der Mannschaft weiterhin noch sportlich und mit meiner Erfahrung weiter zu helfen” (zwischen Anführungszeichen = mögliche Erklärung des Spielers Philipp Lahm).
Das wäre für mich ein wirklicher Höhepunkt gewesen. Das wäre auch eines Kapitäns würdig gewesen.
So bleibt für mich aber, dass er sowohl auf zweifelhafte Weise Kapitän der Mannschaft geworden/geblieben ist als auch auf zweifelhafte Weise diese Rolle wieder los wird.
Eigentlich wirklich schade drum!
Ps: ich weiss, dass ich mit dieser Meinung wohl gerade ziemlich alleine dastehe, also prügelt ruhig auf mich ein.