Essen und Sex
haben mehr Gemeinsamkeiten als man auf den ersten Gedankengang glauben mag. Wie hier schon meiner Meinung nach richtig festgestellt löst gutes Essen eine zutiefste Befriedigung aus. Bis es aber soweit ist, man den fertigen Teller vor sich hat, ergeben sich beim Zubereiten des gewünschten Mahles noch sehr viele Situationen, die allesamt mit gutem Sex vergleichbar sind.Sehr ähnlich zB sind die Auswahl der Produkte aus denen man sein Essen herstellen möchte, und die Auswahl eines potentiellen Sexpartners. Wie zweiteres funktioniert, darauf möchte ich hier nicht eingehen, das dürfte allgemein bekannt sein.
Interessanter für mich ists da Parallelen zur "Nahrungsbeschaffung" zu ziehen. Ein frisches Stück Fleisch oder Fisch, ansprechend in der Theke präsentiert, löst bei mir zb.etwas ähnliches aus wie eine attraktive Frau, oder ggf Mann, nämlich Appetit, Lust, Begehren. Wenn ich etwas mit Tomaten zubereiten möchte, und im Supermarkt am Gemüseregal stehe und die verschiedenen Sorten Tomaten sehe und mich entscheiden muss, dann entscheide ich zuerst nach dem Aussehen. Vollreife, verführerisch rot leuchtende Tomaten sind allererste Wahl. Dann entscheidet das Gefühl beim Anfassen, die Tomate muss sich reif, aber nicht zu weich anfühlen. Und ganz wichtig ist der Geruch, eine wirklich gute, später wohlschmeckende Tomate hat einen ganz besonderen, typischen und zur Auswahl ausschlaggebenden Geruch.
Ist nur eine dieser drei Sachen nicht zu meiner Zufriedenheit gegeben, fällt das Produkt bei mir durch. Und falls ihrs noch nicht gemerkt habt, genau diese Kriterien entscheiden bei uns auch über Interesse oder Ablehnung eines möglichen Sexpartners.
Essen und Sex, beides soll, ja muss befriedigend sein, um nicht zum reinen Selbstzweck zu verkommen.
Das nächste wären die Vor und Zubereitung, oder, ums mit anderen Worten zu sagen das Vorspiel.
Das Rinderfilet sah nicht nur in der Theke gut aus sondern fühlt sich auch beim Portionieren so an? Sämtliche Schnittstellen sind leuchtend rot, fein gemasert und machen unweigerlich Appetit? Wie eine Frau die beim Küssen genau so schmeckt, und deren Lippen und Zunge genau das tun, wie man es sich vorgestellt, erwünscht und erhofft hat?
Nächste Gemeinsamkeit.
Dann gebe ich etwas fein geschnittenes Wurzelgemüse in die heisse Pfanne, um eine möglichst geschmackreiche Sauce zu erhalten, ich füge das Tomatenmark hinzu, und sofort breitet sich dieser unvergleichliche Duft in der Küche aus, der mich nur an eines denken lässt: Genuss. In diesem Moment wird mein Kopf, mein Geist und mein Empfinden aufs neue zutiefst befriedigt. Eine Mischung aus momentanen Glücksgefühlen, ausgelöst durch die beim Anbraten entstehenden Aromastoffe, und die totale Vorfreude auf das, was aus diesem jetzt schon verführerisch duftenden Pfanneninhalt noch werden wird. Der Wein wird aufgegossen? Wunderbar, dieses Zischen und der neue Duft der die Küche erfüllt, irgendwie sexy.
Nicht umsonst kommen völlig Koch-Ahnungslose in die Küche getrabt, sobald die erste Zwiebel etwas Knoblauch und ein paar Kräuter, aus denen später mal eine Sauce werden soll, in der Pfanne anschmurgelt, um zu verkünden, wie toll es hier doch röche.
Der K(o)enner nickt lächelnd, und denkt sich: Wartet ab bis ich fertig bin.
Nun schnibbelt, bruzzelt und köchelt man eine Weile vor sich hin, am meisten Spass macht dies natürlich mit der Partnerin/Partner, immer wieder probiert man hier ein Eckchen oder da ein Schlückchen, und man ahnt schon, das hier wird etwas ganz besonders herrliches.
Schaut sich dabei in die Augen wenn jeder einen Löffel der noch halbfertigen Sauce nimmt, rätselt und fachsimpelt gemeinsam, was noch alles nötig bzw möglich ist um ein geschmacklich perferktes Ergebnis zu erzielen.
Ich denke nicht dass es hierbei eine Rolle spielt ob sich zwei Profis, zwei Amateure oder jeweils einer aus beiden Lagern zusammentun.
Immer wieder gern vergessen wird das Anrichten auf den Tellern. Da hat man nun etwas geschmacklich Magisches geschaffen, und klatscht es wahllos nebeneinander auf den Teller.
Aber der dessen Lust und Appetit schon beim Kochen entfacht wurde, wird auch beim Auf-den-Teller-Bringen der ganze Geschichte ein wenig Fingerspitzengefühl zeigen. Den Kartoffelbrei wird nicht flach auf den Teller geklatscht sondern sorgfältig aufgetürmt (you know why ), das Fleisch darauf schön angeschnitten gesetzt, die Sauce schwungvoll darum gezogen und das ganze mit möglichst fein geschnittenen Petersilienstreifen bestreut.
Wenn dass im Gegensatz zur üblichen Kantinenanrichteweise nicht sexy ist, ja dann weiss ichs auch nicht.
Zu guter Letzt kommt natürlich die Hauptsache, das Essen, an einem fein gedeckten, aber nicht künstlich überladenen Tisch, natürlich gegenüber der Angebeteten sitzend. Die erste Gabel, wie sie langsam zum Mund geführt wird, man ahnt das man gleich in höchsten Sphären schweben wird, und trotzdem: Dieser Augenblick in dem man dem anderen zusieht, wie er lustvoll die Augen verdreht, beglückt seufzt (stöhnt? ) ist für mich immer wieder etwas herrliches, magisches und unbedingt mit Sex vergleichbar.
So zumindest erlebe ich mit meiner Partnerin immer wieder ganz besonders beglückende, befriedigende Momente.
Allerdings, bis jetzt nicht betrachtet wurde von mit die Befriedigung durch Essen nach dem tatsächlichen Sex. Hier bedarf es für mich keines langen Vorbereitungsrituals, es genügt, wie schon angesprochen eine Leberwurststulle mit (viel) Senf, die das beglückte postorgasmische Gefühl weiterhin anhalten lässt.
Nunja, ich könnte mich wohl noch seitenweise über die magische Wirkung von der Zubereitung und dem Genuss guten Essens auslassen, allerdings möchte ich diesen Thread, obwohl scheinbar ausgelöst durch einen Satz meiner Wenigkeit, nicht zur Selbstdarstellung verkommen lassen.
Geniesst, ihr Lieben.