Hatte auch mal...
...im Wein-Business zu tun (mit eigenem kleinen Laden) und daher noch immer gute Kontakte zu Winzern und Händlern.
Es ist halt auch immer eine Frage, welcher Wein-Typ man ist.
Aldi-Trinker:
Kein Snobismus - für "alle Tage" geht auch mal ein Wein vom Discounter. Wer sich auskennt findet hier manchmal echte Schnäppchen! Dann heisst es aber schnell zugreifen, weil schon ein paar Tage später eine andere Charge im Regal stehen kann, die plötzlich ganz anders schmeckt.
Jacques Wein-Depot:
Super für Einsteiger! Hier kann man probieren und vergleichen...prima Sache. Aber leider muss dieser Service in die Weine eingepreist werden. Daher kann es passieren, dass einem ab einem bestimmten Zeitpunkt (und Erfahrungsstand) die Jacques-Weine nicht mehr schmecken.
Weine vom Haus-und-Hof-Winzer:
Jeder kennt das: Eine lustige Weinprobe, leckere Weine getrunken, Kisten mitgenommen und dann jedes Jahr nachgeordert. Nichts dagegen einzuwenden, aber ich bin für Vielfalt und nutze viele Möglichkeiten, Weine und Winzer zu testen.
Super-Event: 1. WE im Mai "Wein im Schloss" in Koblenz. Dort präsentieren sich alle Weinbauregionen aus Rheinland-Pfalz, es gibt immer auch ein "Gastland" und man kann vieles probieren - tolle deutsche Weiß- und Rot(!)weine.
Etiketten-Trinker:
Auch die gibt's. Sorry, wenn sich Vorredner angesprochen (angegriffen?) fühlen, aber "Es muss Chateau XYZ, Chablis Premier Cru, Champager M&C, Sauterne, Chateauneuf-du-Pape, Brunello, Sassicaia, etc sein"
Ich finde wichtig: Man muss den Grundcharakter der wichtigsten Rebsorten kennen (Riesling: Apfel/Zitrus/Birne, Späturgunder: Johannisbeere, Cabernet-Sauvignon: Kirsche, etc. pp.) und vielleicht noch Hauptmerkmale von Anbaugebieten auf die Reihe kriegen (Rhein/Mosel: Schiefer=mineralisch, Rheinhessen/Pfalz: "fettere" Böden=extraktreichere und weichere Weine, usw.) - dann kann man eine gute Grobeinteilung der Weine vornehmen.
Also:
Zu foie gras nehme ich sehr gerne eine elsässische Spätlese (vendange tardive) vom Riesling oder Grauburgunder, auch ein Muscat de Frontignan (eigentlich ein Aperitif-Wein) geht sehr gut. Teurer wird es dann mit den deutschen Edel-Süßweinen: Beeren-/ Trockenbeerenauslese oder Eiswein.
Fisch: Klar es ist nicht das Produkt, sondern die Zubereitung. Hatte mal in Frankreich zu Lotte einen tollen Weißwein von der Loire, der leider überhaupt nicht passte, weiö ich übersehen hatte, dass der Seeteufel mit einer Rotwein-Sauce (!) gemacht war.
Fleisch: Zu leicht angebratenem Lamm geht auch mal ein kräftiger Weißwein. Zu Fleischgerichten beim Italiener (z.B. scalopine) auf jeden Fall! Und Rotwein (leicht!) gekühlt sollte man auch mal probieren - aber bitte nicht den guten Barolo!!!
Thema Rosé: Selbst die früher extrem leichten Urlaubsweine vom "Coteaux de Provence", die dann zu Hause irgendwie nicht mehr geschmeckt haben, sind inzwischen sehr kräftig und ausdrucksstarek geworden. Mein Favorit: Tavel - DER Rosé aus Frankreich schlechthin, fast schon ein leichter Rotwein. Beim Rosé fällt's ja anhand der Farbe etwas leichter mit der Unterscheidung:
schwach rosé: erdbeer-artig
leicht rötlich: mehr himbeerig
kräftiger: geht dann meist in die Kirsch-Richtung.
Ach ja...und dann gibt es natürlich noch die Länder-Vorlieben, die aber in der Regel (trotz internatioonal immer angeglichenerer Weine) auch immer eine Vorliebe bestimmter Rebsorten ist...
[Weinseminar-Modus Ende]