Geschichte - weihnachtlich...
Endlich komme ich mal wieder raus aus dem täglichen Einerlei!
Die Vorfreude und Neugier ist jedesmal groß!
Ich bin an meinem üblichen Platz im Wohnzimmer. Die Beleuchtung ist angenehm gedämpft, im Kamin knistern die brennenden Holzscheite und verbreiten eine angenehme Wärme.
Der Tannenbaum duftet wunderbar...aber Moment - es geht los!
Die Tür öffnet sich und "er" kommt herein, stellt einige teuer aussehende Tüten ab und geht wieder. Kurz darauf ist er wieder zurück und legt eine Rolle Geschenkpapier, Klebeband, einige goldene Schleifen und eine Schere auf dem Couchtisch zurecht. Nochmal geht er hinaus und kommt mit einer geöffneten Flasche Rotwein und einem Glas zurück, schenkt sich ein, trinkt einen Schluck und schaut dann nachdenklich die Tüten und das Geschenkpapier an.
Amüsiert betrachte ich ihn. Ich ahnte schon, was jetzt passierte: er stellt die Tüten neben den geschmückten Baum, nachdem er auf jede davon eine goldene Schleife geklebt hat - mehr schlecht als recht, aber sehr liebevoll. Erstaunlich, dass er sich vor lauter Konzentration nicht die Zungenspitze abgebissen hat.
Er setzt sich auf das Sofa, trinkt noch einen Schluck Wein und betrachtet mit zufriedenem Gesicht sein Werk.
Ich bin allerdings ein bisschen enttäuscht - wie jedes Jahr, dass ich wieder nicht vorher weiß, was verschenkt wird. Letztes Jahr hat er tatsächlich nur ein kleines, fertig verpacktes Päckchen unter den Baum gelegt! Und dann musste ich warten...(Die Halskette war das Warten wert!)
Genauso wie jetzt, bis er nach der kleinen Glocke greift, die auf dem Tisch steht und damit klingelt.
Es dauert keine Minute, bis "sie" das Zimmer betritt - wunderschön wie immer, mit glänzenden Augen und neugierigem Gesicht. Sie küssen sich ganz zart, und dann macht er eine vorsichtige Handbewegung in Richtung der Tüten.
Bei mir steigt die Spannung, als sie sich auf die Knie niederlässt und nach dem ersten Geschenk greift. Ich sehe genau, wo seine Blicke hingehen - und das sind nicht ihre Hände, die gerade ein paar hauchzarte, schwarze Strümpfe streicheln, die sie aus einer der Tüten ausgepackt hat. Dann folgt feine, schwarze Spitzenunterwäsche, ein paar elegante Abendschuhe und dann das schönste von allem: ein hochgeschlitztes, vorn und hinten tief ausgeschnittenes Abendkleid.
Ihr strahlendes Gesicht sagt alles, als sie die Geschenke zusammensucht und damit das Zimmer verlässt. Und sein strahlendes Gesicht sagt alles, als sie kurz darauf zurückkommt und ihn zärtlich küsst...
Ich betrachte das kleine Chaos aus Seidenpapier, Tüten und Goldschleifen
vor dem Weihnachtsbaum und wünsche mir, auch einmal so auszusehen wie "sie" - aber das wäre für einen Rauschgold-Engel vielleicht nicht ganz passend...oder?