Cocktail & das Frühstück danach
Als ich vorletzten Monat eine kleine Party gab, durchsuchte ich alle möglichen Bücher über Drinks. Ich wurde fündig.
Und dachte: Es wird allerhöchste Zeit, wieder etwas Vernünftiges zu trinken. Einen Cocktail. Aber nicht irgendeinen, nein, wenn schon, dann einen Daiquiri. Genau, dass sind die Dinger, mit denen sich Hemingway sein bisschen Verstand wegsoff (Scherz, sorry Ernest).
Daiquiris
Ein kleines Vorwort und 4 Rezepte.
„One cannot make a good Daiquiri without a good rum, without limes and a fine sugar!“
Der Original-Daiquiri besteht, wie viele klassische Cocktails, aus nur drei Zutaten: Rum, Limettensaft und Zucker. Der Limettensaft sollte für jeden Drink frisch gepreßt werden; an seiner Stelle kann auch frischer Zitronensaft verwendet werden, niemals jedoch ein Zitronenkonzentrat. Und bei einem Frucht-Daiquiri gilt das gleiche: Keine Frucht ist durch ein Konzentrat, Sirup oder Saft zu ersetzen.
Wie bei vielen berühmten Drinks gibt es auch beim Daiquiri eine Legende um seine Entstehung: Erfunden haben sollen ihn Ende des 19. Jahrhunderts die beiden Ingenieure einer Kupfermine, Pagliuchi und Cox, in der cubanischen Provinz Oriente, als sie einige Gäste bewirten wollten und in ihrer Kantine nur Rum, Limetten, Zucker und Eis fanden. Der Cocktail aus dem Vorhandenen fand Anklang, und Pagliuchi soll den Vorschlag gemacht haben: „Warum sollen wir den Drink nicht einfach Daiquiri nennen?“ Das lag auch nahe, denn der Ort in der Nachbarschaft der Mine trug diesen Namen.
Der König der Cocktails „Constante“ Ribailagua, von 1912 bis 1952 Chef-Bartender in Havannas legendärer „Florida-Bar“, soll während seiner vierzigjährigen „Regentschaft“ über zehn Millionen Daiquiris in Cocktailschalen und Champagnerkelche gegossen haben. Constante selbst hat viele Drinks erfunden, allen voran den populären „Frozen Daiquiri“. „El Floridita“ schmückte man schließlich mit dem Beinamen „La Catedral del Daiquiri“, und Ribailagua galt als „El Rey de los Coteleros“ (König der Cocktails). Wer von der Bar-Kultur, der Professionalität, dem Stolz, dem Berufsethos, der Besessenheit und der weltweiten Anerkennung der cubanischen Mixer in den 20er und 30er Jahren weiss, der kann ermessen, was es bedeutete, diesen Ruf erworben zu haben. Ribailagua war ein Perfektionist: Seine Limetten soll er beispielsweise einem Bargehilfen zum Vorkneten gegeben haben, um sie denn selbst nocht einmal auf dem Barbrett zu rollen, damit nichts von ihrem Saft verlorenging. Ein englischer Journalist, der Ribailagua bei der Arbeit beobachtete, schrieb 1927: „Allein schon, um Constante am Werk sehen zu können, lohnt Havanna einen Besuch.“
DAIQUIRI NATURAL*
1 Barschaufel gestoßenes Eis
Saft 1/2 Limette
2 Barlöffel feiner Zucker oder Zuckersirup
5 cl weißer Rum
Zubereiten im Shaker, kräftig schütteln. Servieren in eisgekühlter Cocktailschale.
*Originalversion von 1898
FLORIDA DAIQUIRI
1 Barschaufel gestoßenes Eis
Saft 1/2 Limette
2 Barlöffel feiner Zucker
1 cl Grapefruitsaft
1 cl Maraschino
5 cl weißer Rum
Zubereiten im Shaker. Servieren in eisgekühlter Cocktailschale oder im Champagnerkelch.
LA FLORIDITA DAIQUIRI
1 Barschaufel gestoßenes Eis
Saft einer Limette
2 Barlöffel feiner Zucker oder Zuckersirup
1 cl Maraschino
5 cl weißer Rum
Zubereiten im Shaker. Servieren in eisgekühlter Cocktailschale.
FROZEN DAIQUIRI*
1 Barschaufel gestoßenes Eis
Saft 1/2 Limette
2 Barlöffel feiner Zucker
5 cl weißer Rum
Zubereiten im Elektromixer (Blender). Servieren in Cocktailschale oder im Champagnerkelch.
*Kälteste Version des Daiquiri
Quellennachweis: Schumanns Tropical Barbuch
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Es kann sein, dass ihr euch einige Daquiris zuviel hinter die Binde kippt. Und euch morgens leicht gequählt aus dem Bett schält. In diesem Falle empfehlen ich euch das
Express-Gourmet-Frühstück
Zutaten:
2 Vollkornbrötchen
2 EL Doppelrahmfrischkäse
2 EL Meerrettich (aus dem Glas oder noch
leckerer und schärfer: frisch geraspelt)
1 EL Zitronensaft
150 g Räucherlachs in Scheiben
Kresse zum Dekorieren
1 Flasche Champagner
Die Vollkornbrötchen vertikal in dünne Scheiben schneiden. Frischkäse mit Meerrettich und Zitronensaft vermischen und auf die Brötchenscheiben streichen. Mit den Räucherlachsscheiben belegen und mit der Kresse dekorieren. Den Champagner dazu trinken und wieder ins Bett gehen.
Tipp: Statt Rollmops und Cola (igitt) bringt ein scharfer Muntermacher euch am nächsten Morgen besser wieder in Trab. Dafür 200 ml Karottensaft mit 400 ml Tomatensaft (beides gut gekühlt) miteinander vermischen und mit Salz, Pfeffer, Selleriesalz, Tabasco und Worchestershiresauce kräftig würzen. Eiswürfel in zwei große Gläser verteilen und den Gemüsesaft darüber gießen. Hartgesottene lassen den Karottensaft weg, nehmen nur 200 ml Tomatensaft, dafür 10 cl Wodka und haben damit eine Bloody Mary. Proscht!
Quellennachweis: Erotic Food, Gräfe u. Unzer Verlag GmbH, München - ISBN 3-7742-2718-7