Der Moment
An manchen dieser Spätsommertage,wenn ich schweißnass in deinen Armen liege,
nachdem wir uns geliebt haben,
kann ich den Moment unseres Abschieds
So klar und deutlich vor mir sehen
Wie das Grau deiner Augen,
die mich fragend betrachten.
Es wird Winter sein.
Ich werde jenen Mantel tragen, in dem du mich
Das erste Mal sahst und mir lachend sagtest,
er sehe aus wie der Pelz eines wilden Tieres.
Ich werde ihn nicht ablegen, obwohl wir uns nicht
Unter freiem Himmel begegnen; doch ich werde ihn brauchen,
diesen schützenden Pelz.
Du wirst mir gegenüberstehen und deine Arme
In Erwartung meiner Umarmung in die Luft heben, wo sie
Für einen Moment erstarren, als du verstehst, was
Gleich mit uns passieren wird.
Und irgendwann, zwischen all diesen losen Sätzen und Wörtern,
die zwischen unseren Mündern, die nicht mehr
in wahnsinniger Leidenschaft aufeinandergepresst sind,
hin und her wandern,
werde ich jene Sätze sagen, die alles beschreiben,
was wir von Anfang an wussten.
„Liebster, manche Entscheidungen sind nur ein Abwägen von Schmerz
Und die Frage, wem wir diesen Schmerz letztlich zumuten.
Du konntest ihn ihr nicht zumuten,
also schenktest du ihn mir.
Und ich kann ihn nun nicht mehr tragen.“
Und du wirst mich ansehen in diesem Moment
Mit deinen grauen Augen, die meine Welt hätten werden können,
und ich werde sehen,
dass du sofort begreifst, was ich dir sage,
auch wenn du so tust, als müsstest du erst darüber nachdenken.
Und du wirst in diesem Moment nichts sagen,
was mich dazu bringt, meinen schützenden Pelz abzulegen
Und mich wieder in deine Arme zu legen,
obwohl wir beide wissen, dass es das ist, was ich möchte.
Und du wirst seufzen, und vielleicht wirst du auch weinen,
in diesem Punkt bin ich noch nicht sicher.
Dass ich weinen werde,
Weiß ich gewiss.
Und irgendwann, wenn dieser Moment vorbei ist,
werde ich mich umdrehen und zur Tür hinaus
In den kalten Winterabend treten
Und deinen Blick spüren, der mir folgt,
bis ich in der Dunkelheit verschwinde
Und du mich niemals wiedersehen wirst,
Weil du vor langer Zeit bereits entschieden hast,
dass es so enden wird.
Im satten Sonnenlicht des Spätsommertages,
in dem wir uns lieben und ineinander ruhen,
betrachtest du mein Gesicht,
ehe du meine Stirn küsst und mich fragst,
woran ich denke.
Ich gebe dir keine Antwort, sondern bette
Schweigend meinen Kopf auf deiner Brust.
Und so bleiben wir liegen
Für eine kleine Weile.