Froschkönig 2021 (It's Not Easy Being Green)
In des alten Königs Garten, nachmittags um kurz vor vier,wandelt die Prinzessin Lust, und es befinden sich bei ihr
Sieben kurzgeschorne Männer, schwarz beanzugt, schwarz bebrillt,
Jederzeit bereit zum Sprunge, Holster unterm Arm gefüllt,
ihre Bodyguards, die guten, ohne die geht sie nicht raus,
nicht einmal in Papas Garten, hinter oder vor das Haus.
Gartenrobots trimmen Wiesen rings ums feine Königsschloss,
einen Tag wie eben diesen das Prinzesschen stets genoss.
Leider wandelt sie alleine, von den Sieben abgesehn,
träumt von einem feschen Prinzen, gern wie Johnny Depp so schön.
Das Problem des Adels heute ist: man kennt sich unternand,
jeder weiß, wie jeder aussieht, und hat Lästerein zur Hand.
Der Prinzessin ist es klar: Viele Deppen gibt's beim Adel,
doch den Johnny suchst vergeblich, wie im Heuhaufen die Nadel.
Alles weiß man von den Prinzen: wie sie denken, wie sie ticken,
und vom Tratsch mit Königstöchtern weiß man auch schon, wie sie ficken.
Wenn Prinzesschen bei der Oma, kriegen sie die Zeit schnell rum:
Denn die Oma hilft ihr suchen - hat ein Hengstuarium.
Dieses hilfreichste der Bücher ist ein dicker Katalog
Voll von abrufbaren Herren, die es einst zum Hofe zog:
Fecht-, Golf-, Reit-, Schwimm-, Tennislehrer, Höflinge und Offiziere,
Abgeordnete, Beamte, alle werden Kavaliere,
Wenn Queen-Mum es so befiehlt und Prinzesschen es gefällt,
Auch schon mal hat übermütig einen Stallbursch sie bestellt.
Nichts davon weiß ihr Herr Vater, nur die Oma mischt sich ein,
Hilft mit Rat und Tat dem Mädchen, denn die ist nicht gern allein.
Sie gustiert ein jedes Antlitz, Maße werden abgeglichen.
"Nein, mein Kind, der ist zu schmächtig, hältst doch nichts von Nadelstichen!
Nun, die Waffe muss schon passen, nicht zu groß und nicht zu klein,
Dieser hat den größten Säbel, jener dürft Florett nur sein…"
Oma weiß, worauf es ankommt, was die Enkelin verführt,
hat sie selbst so manchen Freier aus dem großen Bucht probiert.
Wenn Prinzesschen durch den Garten läuft mit Tross auf Schritt und Tritt,
schelppt sie keine goldne Kugel. Nur ein Täschchen hat sie mit.
Und in des Prinzesschens Täschchen findet man kein totes Gold.
Schminkzeug, Handy, zehn Kondome - mehr hat sie noch nie gewollt.
Als man sich dem Brunnen nähert, sitzt ein Frosch am Brunnenrand.
Der wird zügigst dort vertrieben, von des Chefleibwächters Hand.
Die Prinzessin lässt sich nieder, rastet auf dem Brunnenrand,
lockert fix ihr strammes Mieder, lupft nur kurz ihr Goldgewand.
Plötzlich sticht sie eine Mücke, und Prinzessin schlägt zurück.
Mücke fort, Handy im Brunnen - tja, nicht immer hat man Glück.
Das Prinzesschen beugt sich runter, Bodyguards tun es ihr gleich,
schauen nach dem schönen Handy, das entfiel dem Sichtbereich.
Leise quakt ein dünnes Stimmchen aus des Brunnens tiefem Schacht:
"Darf ich dir dein Handy bringen?", woraufhin der Tross nur lacht.
So ein abgestürztes Handy verdient keinen Jammerlaut,
selbst Geheimnummern stehn heute wie fast alles in der Cloud.
Fix ein Anruf beim Hof-Handy-Amt getätigt, alles klar,
dauert knapp 30 Minuten, dann sei auch das Backup da.
Während sie am Brunnen lehnet, Brust an Brüstung, denkt sie nach.
Nein, nicht über unser Fröschlein, dem sie grad sein Herzchen brach.
Sieben Männer, alle sportlich, alle gut gebaut und fit,
könnte man die nicht gebrauchen, für den kurzen, schnellen Ritt?
Wäre das ein "seven-man-stand"? Fragt sich das Prinzesschen kess.
Nennen wir es kurz und bündig einfach einen "SMS".
Dieser köstliche Gedanke lässt Prinzesschens Säfte fließen,
nur zu gerne würd sie's wagen und den SMS genießen.
Was nur stört, sind Rasenmäherroboter im Garten,
wenn der eine schwirrt von dannen, wird auch schon der nächste warten.
In so einen kleinen Helfer sind auch Kameras gebaut,
und bei einem Fick im Garten würd' ihr damit zugeschaut.
Papa Königs Schlossbewacher, Oma Queen vielleicht sogar,
die höchst selbst sitzt vor dem Bildschirm, jeden Fehltritts wohl gewahr.
Sie verkneift sich ihre Geilheit, seufzt und macht sich auf zum Schloss.
Selbstverständlich treu begleitet, von dem scharfen Siebnertross.
"Hey, und ich?", so quakt's verzweifelt, zornig von des Brunnens Boden.
Fröschlein kommt empor gekrochen, traurig und mit dicken Hoden.
Selbst die Rasentrimmer wissen, dass der Frosch ja gar nicht echt.
Wurd als junger Prinz verwunschen, und seitdem ergeht's ihm schlecht.
Als Froschkönig lebt er hier, seit sein Prinzenglück erlosch,
ist nur äußerlich verzaubert. Innen Prinz, und außen Frosch.
Prinz, vom dem Prinzesschens träumen, blond gelockt, sportiv mit Pep,
mit Königreich und Prinzenrolle, und so hübsch wie Johnny Depp.
Psychologisch ist's bedenklich, denn als Frosch auch muss er ran:
Immer wieder, jedes Frühjahr, bieten Fröschinnen sich an.
Strecken ihm das Hinterteil zwecks Begattung vor die Nase,
Wollen des Froschkönigs Gene, er als Prinz hasst diese Phase.
Zur Erlösung bräuchte er die Liebe eines Königskinds,
Wenn sie ihn als Frosch gefreit, wird er wieder schöner Prinz.
Leider ist die Chance vertan, die Prinzessin zu betören.
Kann er ihr nur traurig nachsehn und von fern ihr Lachen hören.
Unserm Frosch liegt's in den Genen, wie das Streunen einem Kater.
Der, von dem die Grimms berichten, war sein Ur-Ur-Urgroßvater.
Damals hüpfte der zum Schloss, die Prinzessin zu bedrängen.
Heute ist das nicht so leicht, bei kamerabewachten Gängen,
Glasdrehtüren, Laser-Taser, Chipcards und Bewegungsmelder,
Kammerjäger, Pestizide, alles dies sind Minenfelder,
die der Frosch von heute meidet, und deswegen draußen bleibt,
wenn er nicht zum Heulen leidet und sein Leid die Angst vertreibt.
So geschehn bei unserem Frosche, watschelt quakend er zum Schloss,
wo so mancher tapfrer Recke schon Prinzesschens Gunst genoss.
Und auch heute, nach dem Ausflug, schenkt das schöne Königskind
Sieben Bodyguards die Gunst, weil diese grad vorhanden sind.
Fröschlein sieht, wie diese Herren sein Prinzesschen hold beglücken,
und sie im Wechsel nacheinander und auch mal gleichzeitig ficken.
Traurig wendet er sich ab - will das Schloss ganz schnell verlassen,
schleicht zurück in Richtung Garten durch des großen Schlosses Gassen.
Doch ganz plötzlich steht sie da, eine weibliche Gestalt
Wie Prinzesschen helles Haar, doch nicht jung, sondern recht alt.
's ist Queen Mum, die ihre Chance auf neues Glück gekommen sieht,
als dieser Frosch, nicht wie die Hengste, sie nur anquakt und nicht flieht.
Schon hat sie ihn aufgehoben und an ihren Tisch gesetzt.
Augen zu und denk an England, und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Beide wissen, was jetzt kommt, kennen beide die Geschichte,
denn Queen Mum ist von dem ersten Froschkönig die Urgroßnichte.
Sie hebt die Hand mit Fröschchen drauf bis zum Mund, um ihn zu küssen,
Doch halt! Das ist nicht der Verlauf - Oma müsste das doch wissen!
In Verzweiflung springt der Frosch von der alten Dame Hand
Mit viel Schwung und Lebensmut aktiv gegen eine Wand.
Doch was dann geschieht, ahnt niemand, zu verrückt ist diese Mär.
Nicht der Frosch ist's, der sich wandelt, und das wundert alle sehr:
Plötzlich sitzt er auf dem Tische, schaut zur Oma wie gebannt,
doch die hockt jetzt quakend vor ihm, Hinterteil ihm zugewandt.
Sie ist grün, ist etwas größer, wie die Froschweiber so sind,
Und sie quakt, es klingt verzückt, "Mach er mir sofort ein Kind!"
Die Moral von der Geschichte: Ist Geschichte dir bekannt?
Auch wenn sie geläufig aussieht, spring nicht einfach an die Wand!
(c) Zoe B. Chainblush, 2020
Vorgetragen am 2.8.2020 beim Sex-Dating-Porno-Slam "Mandas Geburtstag"