mehr Meer oder Meer ist mehr Meer ?
Ein Tag am Meer,auch gerne mal mehr.
Zirka ne Woche, nicht vielmehr.
Um Erholung, ging's mir Primär.
Doch dann kam alles anders..
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Mehr verlangte ich doch nicht,
auch diese Mehrwertflaschen nicht,
die zwischen Meersalzkristallen und noch mehr Müll,
halb vergraben und kaum mehr sichtbar,
aus dem Meersand hervor ragten.
Märchenhafte Strände fand ich hier nicht mehr.
Nur noch mehr Natriumchlorid,
das leicht in meinen Augen brannte.
Mehr Salz als Steinsalz ist Meersalz doch auch nicht.
Oder nahm man doch mehr Steinsalz als Meersalz
um mir die Suppe gehörig zu versalzen.
Ist wohl nur eine schlaue Marketingstrategie.
Einen Mehrwert der Suppe,
durch mehr Meersalz statt mehr Steinsalz,
konnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
Im März war ich auch schon mal hier,
und ging am Strand entlang
doch damals ahnte ich nicht,
was für heut Gewissheit ist:
Es war um so viel mehr besser.
Fast keine Touristen
und nur wenige Menschen
Besuchten den Strand.
Ich ging barfuß im Meersand
und direkt am Meerrand.
Ich genoss diese Ruhe,
an diesem Platz, direkt am Meer.
Mehr wollte ich doch gar nicht.
Ich hatte nicht vor drin zu baden,
Wär Ende März mir wohl zu kalt.
In den Bergen, fehlte mir auch nie.
Trotz deutlich kälteren Wind
als hier am Meer,
bläst nicht immer so stark
als ganz vorne am Meer.
Doch stiller als hier, am Meer
Ein Mehrfamilienhaus nach dem andern,
und Mehrzweckhallen und dazwischen
Industrieanlagen, die Abgase und er Autolärm
der an mehrspuriger Strandpromenade,
hier zum gewöhnten Geräuschpegel gehört
Am Berg ist nur die kleine Hütte
Ganz oben am steinernen Meer
Dort sitz ich manchmal
Ganz allein und trink ein Bier
Und merke langsam wie
erholsam sie ist,
für mich, diese Ruhe in mir
Als Urlaub am Meer, natürlich im Sommer, Hotel mit Meerblick und direkter Strandlage,
so priesen sie ihn auch mir letztes Jahr an.
Doch als ich ankam standen dort, wie die Käfige einer Hühnerfarm, noch tausende Sonnenliegen zwischen meinem Hotel und der Brandung. Akkurat aufgereiht und nahezu auf jeder von Ihnen, saßen oder lagen Männlein wie Weiblein brav auf ihren Sonnenliegen. Wie Hühner aus Massentierhaltungen, für die Ihr Käfig die Welt bedeutet, wirkten sie auf mich recht zufrieden.
Auch trotz dem Wissen, dass diese Sonnenliegen nicht die Welt bedeuten, verhielten sie sich ähnlich der Hennen, die ja nichts anderes kannten, und waren dort auf ihren weißen, aus Plastik hergestellten, ca zwei Quadratmeter großen Sonnenliegen scheinbar gänzlich entspannt. verhalten Als wollten sie es nicht mehr wissen, oder verdrängten was sie versäumen, dort eingepfercht zwischen tausenden, schwitzenden und nach Sonnencreme stinkender Touristen.
Touristen.
Scheinbar fiel es ihnen irgendwann aus Gewohnheit gar nicht mehr auf: Ihr Urlaub am Meer spielte sich in Wirklichkeit, zwischen Hotel, den tausenden fremden Menschen, die Mir nicht nur in der Sonne standen sondern mir auch noch scharenweise den Zugang zum Meer versperrten, und Ihren weißen Plastikliegen ab.
Von meiner Sonnenliege aus, konnte ich nicht mal das Meer erkennen und ihre tausenden Leiber verschluckten die Schallwellen des Geräusches der Brandung scheinbar komplett.
Irgendwo da vorne, nach den 50 oder auch mehr aufgestellten Reihen weißer Plastikliegen, musste es sein. Ich musste also da durch und mich zum Meer vorkämpfen. Es erinnerte mich unweigerlich an ein Rockkonzert, bei dem man sich langsam zur Bühne durchkämpfen muss, um einen guten Blick auf die Bands zu haben. Und jedes Mal, wenn zum Beispiel mein Bier alle war, lag dieser Weg auch hier erneut vor mir. Zwischen meiner weißen Plastikliege, einem kühlen Bier an der Strandbar und wieder zurück zum Meer, lagen jedes Mal ca. 100 Reihen aus Liegen.
Nun ja, ich hatte genug Zeit, meine die weiße Plastikliege konnte mich auch nicht so recht für sich begeistern, also machte ich mich auf den Weg zum Wasser.
Bis raus ins Meer standen sie nun, bis zu den Knöcheln nur drin, zu tausenden. Zwischen Ihnen hätte sich bestimmt noch ein freier Quadratmeter für
mich gefunden,
in einem Meer,
das nicht mehr nach Meer,
sondern mehr wie eine trübe und milchige Brühe aussah, auf dem die Fettaugen der Sonnencremes und was weis ich, nicht noch alles, schwammen.
Durch hunderte von plantschenden, kleinen Kindern, die mit Schwimmflügeln und kleinen Harnblasen bestückt waren, verwandelte sich das Wasser in Strandnähe im Laufe des Tages. Nicht zuletzt auch durch viele Erwachsenenblasen, denen der Weg zurück zur Toilette, einfach viel zu weit war und so landeten all diese Körperflüssigkeiten den direkten Weg aus ihnen ins Meer und verwandelten es in eine riesige Kloake in einer gigantischen Kloschlüssel an dem der Abfluss verstopft war.
Und wieder standen sie alle grinsend und ausgelassen mitten drin, in Ihrer eigenen Pisse und was sonst noch so raus kam aus Ihren schwitzenden Körpern. Wie die Schweine und Rinder in großen Mastbetrieben. Doch ich verzichtete auf das Meer, das zumindest heute nicht mehr das war, was es noch im Frühjahr war und ging zurück zur Bar, vorbei an meiner Sonnenliege und den zwei Quadratmetern, trank mein kühles Bier und erkannte für mich…
… mehr Meer als heute und hier,
gab es selbst in den Bergen.
Zwar gab es natürlich auch dort kein Meerwasser,
doch selbst das nichts,
war noch mehr Meer,
als diese voller Krankheitserreger wimmelnder
und stinkende Brühe.
Die richtige Frage lautet also nicht
wie viel mehr Meer,
sondern welches Meer mehr Meer ist.
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© Tarantula75