Gedicht des Monat - Januar 2022

Gedicht 1
Wintertraum

In sternenklarer kalten Nacht
Das Winterwunder ward vollbracht

Der Tag bricht an und Schicht für Schicht
Sein Zauber bricht das Sonnenlicht

Bizarre Welt aus Eiskristall
So strahlend wie ein Stern im All

Makellos , Dein Kleid so rein
Siehst keinen Halm und keinen Stein

Wie Sternenstaub auf weiter Flur
Bedeckt die Welt, erfüllt den Schwur

Der Pulverschnee, wirkt so fragil
federleicht und doch stabil

Rieselt leis von stolzen Tannen
Wälder sind im Eis gefangen

Gedämpfter Klang in seinen Gassen
Bedächtig still und kaum zu fassen

Obwohl so eisig und so kalt
Hat wunderschöne Welt gemalt



©Winfried Volkmann

Gedicht 2

Unverhoffte Begegnung

Von weitem schon das Motorengebrumm,
Ein Rasenmäher im Garten am Bach,
Unter alten Pappeln auf und ab
Wiegt sich der Schall auf böigem Wind.

Vom langen Wandern müde und heiß
Sind der Hund und ich auf dem letzten Stück
Zum parkenden Auto, - da kommt er ins Bild
Und ich bleib stehen, total überrascht:

Ein schlanker Typ, in lässigem Schritt
Folgt er dem Mäher durchs duftende Gras,
Das lange Haar wippt in dunkler Tolle
Kühn überm schön geschnitt’nen Profil.

Hat vielleicht sich Nausikaa so gefühlt,
Als sie Odysseus schlafend am Meer fand,
Oder die schöne Dido, als sie Äneas sah
Im Königssaal des mächtigen Karthago?

Da hat er auch schon die Arbeit beendet,
Stellt den Motor ab und dreht sich um.
Er sieht die Frau mit dem Hund an der Straße
Und hebt die Hand mit lächelndem Gruß.

Ich wandere weiter und komme zum Auto,
Auf der Heimfahrt sage ich mehrmals zum Hund:
„Er hat mich gegrüßt, hast du das gesehen?“
Und surfe beschwingt durch den restlichen Tag.

(c)luccioladagosto 7/2020