Anstand und Stil
ich mache mal einen Versuch und schildere mal meinen Standpunkt zwischen "alter Schule" und dem Zeitgeist.
Männer als Gentlemen, sind meiner Erfahrung nach sehr selten, aber es gibt sie: Ich mag Menschen, die – obschon sie in einem aufgeklärten respektvollen Umgang mit selbstbewussten Frauen pflegen, auch ganz einfache Stilfragen beherrschen. Das sind ja die vielen kleinen Gesten und Rituale: In den Mantel helfen, Türe aufhalten, der Dame die Wagentüre öffnen oder bei Regen mit dem Regenschirm entgegenkommen. Es klingt etwas klischeehaft, und natürlich sind es auch die vielen weiteren Dinge, die einen stilvollen Umgang prägen: intelligente und tiefsinnige Gespräche, Interesse am Gegenüber, Kultur und Kunst, Literatur, vielleicht auch einmal ein Gedicht zitieren (ich finde sowas romantisch) eben an den schönen Dingen des Lebens teihaben, ohne viel "Aufhebens" um die eigene Person. Ich glaube das macht einen "Gentlemen" aus. Leider gibt es nicht so viele, vielleicht ist es auch eine Frage der Erziehung.
Als Frau, die im Sinne der männlichen Welt heute als Dame –"Lady" ist für mich ein schwieriger BEgriff – wahrgenommen werden möchte, ist es schwierig nicht in ein anderes Klischee gesteckt zu werden, einer naiven rückwärtsgewandten Frau auf der Suche nach dem "weissen Ritter" (ich habe meinen übrigens gefunden). Dabei kann auch eine selbstbewusste Frau, selbstsicher und im Umgang einer männderdominerten Geschäftswelt, auch die Vorzüge eines gepflegten Miteinanders geniessen. Charmant und stilvoll. "Lady" klingt für mich daher sehr nach "Barbie-Puppe", obschon es hier sicher nicht so gemeint ist. Für ein Mädchen oder eine Frau ist es sicher nicht einfach, diese "alten" Umgangsformen, die vielleicht durch unser Elternhaus geprägt wurden, heute noch offen zu vertreten oder diese zu erwarten.
Ich tue das allerdings, trotz Emanzipation und Feminismus, die auch mich prägten. Ich finde darin keinen Widerspruch, sondern eine Art Umgangskultur, die wir nicht in so vielen anderen Kulturkreisen finden. Vielleicht ist das ja auch eine sogar sehr zeitgemässe und respektvolle Form des Umgangs, moderner Männer und gleichberechtigter Frauen untereinander, egal welchen Alters. Und welcher erfolgreiche Mann möchte heute schon eine vielleciht äusserlich schöne, aber leider furchtbar langweilige Frau ohne Espirit als Abendbegleitung ausführen. Und genauso umgekehrt: Was will eine moderne Frau mit einem gutaussehenden aber leider nicht gesellschaftstauglichen egomanen Macho.
EIN Gentlemen wäre also ein gepflegter, stilbewusster, gebildeter Mann. Eine "Lady" im ursprünglichen Sinne eine selbewusste, auf Zuvorkommenheit wert legende Frau. Und beide – genau im richtigen Moment – auch mal das Gegenteil davon