In der Tat stammt dieser "Brauch" aus dem Mittelalter. Damals waren Gewürze sehr teuer (stimmt so auch nicht ganz, aber sagen wir es mal der Einfachheit halber so) und daher war es üblich, selbst bei reichen Leuten, daß der Koch damit gespart hat. Die Teilnehmer eines Mahl konnten jedoch selbstverständlich nachwürzen und benutzten dazu stets den kleinen Finger. Durch das Essen mit den Fingern waren die immer fettig und mit anderen Nahrungsmitteln in Berührung gekommen und da man den teuren Inhalt der Gewürzschüssel nicht mit dem was man an den Fingern hatte verunreinigen wollte, hat man beim Essen den kleinen Finger abgespreizt, um ihn sauber zu halten.
Wie sich diese Gewohnheit in das Bewußtsein unserer Zeit retten konnte ist mir unbekannt. Schließlich tauchte die Gabel im 12., spätestens 13. Jahrhundert aus Frankreich kommend auch bei uns auf. Möglicherweise gab es etwas ähnliches noch in der Tee-, Kaffee-, oder Schokoladenkultur die ja in der frühen Neuzeit ihren Anfang nimmt und daher noch irgendwie in losem sozialem Kontakt mit dem Mittelalter steht.
Ich kann aber jedem versichern, der feine Sitten hat, oder sich aneignen möchte und bei dieser unsicher ist: das in unserer heutigen Zeit absichtlich zu machen ist schlicht und ergreifend affig. Man kann höchstens mal den (nicht allzu neuen) Scherz machen und sagen: "Finger weg vom Alkohol!"
Gruß
Harthaus-Neff