Zeit für die Renaissance des Galan Teil 2
Kon-zen-tration bitte!Der Gentleman ist tot; es lebe der Galan.
Nun, so schlimm steht es noch nicht um die Männerwelt; obwohl man den Eindruck derzeit haben könnte, „Männer haben fertig!“
Natürlich wird der „moderne Mann“ an sich und den Rollenerwartungen arbeiten müssen, genauso intensiv wie an seinem Body. Auch Männerkultur wächst nicht auf Bäumen und in Fitnessstudios. Gute Männermagazine haben neben dem Bodystyl der Fitnesswelle, diesen Trend erkannt. Auch Kultur will fit gemacht werden, der besondere Geschmack, die individuelle Originalität, das Besondere ist gefragt. Wer meint, er sei auf dem Gebiet schon mit einem goldenen Löffel geboren, darf sich seiner oralen Fähigkeit rühmen. Out ist er trotzdem. Und nicht nur in der Damenwelt. Der Loser genügt seiner selbst. Der Winner weiß, dass er zur Perfektion noch mehr als eine Handbreit braucht.
Hat Er dies erkannt, kann es losgehen. Auch und gerade in seiner Beziehung zur Frauenwelt. Selbstsein-wollen ist noch nicht alles. Also: Die eigene Besetzungscouch verlassen, die Komfortzone des Narzissmus, und auf in das Getümmel kultureller Aneignung, besonders wie denn die Herzensdame zu behandeln sei, dass sie nicht den Liebestod ihrer Frustration sterben muss wie Isolde im Finale der Oper. Sie ist Geliebte, nicht „Mütterchen“ und Managerin männlicher Midlifecrisis und Identitätssuche. Dafür hat sie heute in der Regel keine Zeit - und auch keine Nerven.
Also arbeiten wir an Grundhaltung des Galans, bevor wir zu Normen und Regeln kommen, die zwar nützlich sind, aber dem beweglichen Geist auch nur als Geländer dienen.
Im ersten Teil habe ich von Achtsamkeit, Konzentration und Aufmerksamkeit gesprochen. Dies gilt es in diesem zweiten Teil zu einer Kultur des Galan zu vertiefen, auch wenn es dem Gentleman nicht passen mag und er eine weitere „Zumutung“ seines wohlgeformten Egos vermutet.
Was machen mit old Boys, denen es gerade an diesen Tugenden mangelt?
Mein durchaus ernst gemeinter Rat: Buchen Sie ernsthaft einen Meditationskurs, um ihre Aufmerksamkeitsspanne zu dehnen und ihre Konzentrationsfähigkeit zu schulen. Und zwar nachhaltig. Sie haben richtig gelesen! Der Samurai im alten Japan, Kreuzritter und Minnesänger im Hochmittelalter, der alte Eremit in der Wüste und der Beduine, der hinter seinen Kamelen in der Sahara tapperte, taten es. Indem sie nichts taten. Oder in diesem einen Moment zwischen zwei Gedanken alles, was notwendig war in der Reduktion des Augenblicks. Und zwischen diesem Augenblick und dem nächsten passt kein Blatt Papier. Die Geburtsstunde des philosophischen Nichts.
Was soll der Galan damit anfangen?
Zunächst das Gelächter des berühmten Zen-Meisters Harakiri Kaugumi* zur Kenntnis nehmen:
„Was suchst Du, Fremder?“
„Ich suche mich selbst!“
Gelächter des „Meisters“.
„Dann geh weiter, Fremder! Du wirst nämlich nichts finden, gar nichts, überhaupt nichts, ... nichts, Nada ...“
„Boah Alter, wirklich?“
„Nun ja, ... nach einer Woche hier werden Dir sämtliche Knochen wehtun ...“ Neben der Frage, was eigentlich Wirklichkeit, was Illusion ist und das Scheitern von Eins bis Zehn zu zählen ohne einen Gedanken an die perfekte Verführung einer Dame. Das klingt nach Disziplin; ist es auch.
Stellen Sie sich vor, Sie geraten mit Ihrer Dame in einen Club mit dutzenden von Germanys nächst Topmodels. Natürlich ist das in Clubs eher unwahrscheinlich, aber es ist nur ein Gedankenspiel fern der Realität. Und weil Sie wahrscheinlich der tollste Hecht auf der Matte und im Elfenteich sind, lächeln Ihnen, kaum dass diese Ihrer ansichtig werden, verführerisch zu. Sie wähnen sich im Paradies wie weiland Pascha I. im Topkapi am Bosporus zum Sundowner.
Der mental geschulte Galan erkennt die zarte Situation und wird sie auszublenden wissen. Denn er weiß, dass ein einziger lüsterne Blick zur Seite auf die üppig dekolletierte Blondine den gesamten Abend trüben könnte. Seine Dame ist die Einzige, die Wahre, die Königin des Abends, und zwar in jedem Augenblick (und der Nacht); der Galan ist ihr Leibeigner, und sei auch die Clubatmosphäre von Fremdeinflüssen noch so berauschend. An diesem Abend finden Sie Ihr „Ich“ ausschließlich und exklusiv in Ihrer Dame. Das ist das Geheimnis des Flirts, wenn nicht der ultimativen Verführung. Es gibt nur diese besondere Frau für Ihre Augen, Ohren, Verstand und Gedanken. Eine echte Lady wird Ihre Galanterie zu schätzen wissen und es Ihnen danken. Vielleicht mit der Hingabe dieser Nacht, vielleicht der kommenden auch. Es sei denn, ihre Dame entdeckt ihre Bi-Neigung und kündigt einseitig den Vertrag des Abends. Ist zwar nicht nett und von der feinen Etikette, aber soll schon vorgekommen sein. Dann sind auch Sie Freiwild - auch für die üppige Marilyn Monroe von nebenan. Trotzdem begleiten Sie nach diesem denkwürdigen Abend Ihre Dame nach Hause bis vor deren Haustür. Vielleicht tauschten Sie mit der Monroe zuvor ihre Smartphone-Nummer mit Aussicht auf ein nächstes Date. Solche Freiheit darf sich in diesem Fall auch ein Galan erlauben.
*fiktive Person; der Autor hasst Gurus!
©Dreamy2018