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Begriffsstutzig durch Begrifflichkeiten?

**ah Frau
95 Beiträge
Themenersteller 
Begriffsstutzig durch Begrifflichkeiten?
Liebe Gruppenmitglieder.
Wieder einmal entstand aus diversen Austauschen in meinem sehr agilen Hauptpostfach eine interessante Fragestellung für mich.
Schreibe ich doch auf meinem Profil, dass ich glaube die meisten Begrifflichkeiten schon einmal gehört, gesehen oder gelesen zu haben. In der Tat halte ich mich auch für sehr offen und „unschockiert“ auch was spezielle Gruppierungen oder Neigungen angeht – auch wenn ich sie nicht alle ausführe, so weiß ich doch es gibt sie.
Dabei dachte ich aber an Begrifflichkeiten wie zB. Dominant&Submissiv, Domina, Natursekt; Sadomaso, Outdoorsex, Hoteldates etc etc.
Was neu für mich aufkam waren die sogenannten Wifesharer, Cockolder oder sogar Polyamor.

Ich werde stets kontaktiert entweder weil jemandem meine über Häkchen ausgefüllen Vorlieben gefallen oder ich werde kontaktiert und direkt gefragt, ob ich zu einer bestimmten Gruppierung gehöre oder gar gehören möchte, ja sogar zu gehören habe.
Bei meinen drei zuletzt genannten Begriffen kam ich aber ins Überlegen. Sind sie denn nicht auch Beschreibungen für „offene Beziehungen“ „Freundschaft+“ oder auch „Singledasein, in dem man sich wohlfühlt“ oder „Freiheiten, die man sich und dem Partner zugesteht“?
Ich startete eine Diskussion mit der Person, die mich auf diese Gedanken brachte. Ja, wagte sogar den Ratschlag – da diese Person mit Ihrer „Begrifflichkeit“ noch kein passendes Gegenstück gefunden hatte – ob es nicht besser wäre frei und unvoreingenommmen in eine Kennenlernphase einzusteigen anstatt gleich zu fragen, man sich eine bestimmte Begrifflichkeit vorstellen könnte?
Ich meine es könnte doch auch sein man lernt jemanden kennen, der noch nie, garnie davon gehört hatte, findet ihn/sie sympathisch und nach einiger Zeit stellen beide fest, dass sie einen dieser Begriffe ganz prickelnd finden?
Ich frage euch, wie sehr steuern uns diese Begriffe? Wie sehr glauben wir, dass wir dadurch offener und freier sind, glauben wir uns mit „Gleichgesinnten“ zu unterhalten – obwohl sie uns doch einschränken?

Ich freue mich auf eure Meinungen
Unah
*******der Mann
24.927 Beiträge
Hallo Unah

Die Frage ist aus meiner Sicht sehr interessant - danke dafür.

Natürlich können Begrifflichkeiten einschränken, weil man vermeintlich, stillschweigend ein gemeinsames Verständnis davon hat. Aber es ist gleichzeitig auch so, dass 95% der Probleme der Menschheit auf unzureichende Kommunikation zurückzuführen sind: Gedacht ist nicht formuliert ist nicht angekommen ist nicht verstanden. Jeder lebt kommunikativ auf seiner eigenen Insel, mit seinem ganzen, heimlich steuernden Unterbewusstsein dazu. Darum ist es wichtig, das eigene Verständnis von gewissen Begriffen mit dem Gegenüber zu spiegeln.

Begrifflichkeiten helfen, die Komplexität draussen zu reduzieren. Die Kunst ist dabei, diese Komplexitätsreduktion nicht im Sinne von Dogmen zu verstehen, sondern offen zu sein, dass andere Menschen sie auch anders auslegen können. Wenn das gelingt, sind viele Entdeckungen möglich, die einem sonst verschlossen bleiben.
********itis Mann
97 Beiträge
Bei einem ersten Date steigt man in der Regel noch nicht so tief ein. Gewisse Vorstellungen sollten schon übereinstimmen aber festmachen an Begrifflichkeiten verhindert, dass sich die Dinge entwickeln können.

Deshalb betrachte ich die Dinge lieber offen und positiv, als mich mit Erwartungen zu belasten die mich nachher enttäuschen.
Liebe Unah,

erstmal vielen Dank für das Anstoßen dieses interessanten Themas. Ich fand im übrigen den Ausdruck "agiles Postfach" wirklich lustig.
Um bei diesem Begriff zu bleiben, Agilität (in meiner Welt) bedeutet auf Veränderungen schnell und adaptiv reagieren zu können. Quasi ein iteratives Framework. Jetzt sind Menschen aber keine Software oder kein Produkt insofern bin ich überzeugt, dass Framings und Schubladendenken nicht angebracht sind. Daher stimme ich mit Dir überein, dass die digitale Selektion nach genau diesen Vorlieben bzw. Einstellungen uns einschränkt und (vielleicht ungewollt) in der Schaffung interessanter Kontakte limitiert.
Viel mehr glaube ich, dass, mal von Cuckolding und Wifesharing als Vorliebe abgesehen, gerade die Freundschaft+ sich individuell entwickeln kann. Womit wir wieder beim iterativen Modell wären.
Meine Erfahrung hier auf der Plattform ist, dass sich viele für total "open-minded" halten, es aber in ihrer oftmals dogmatischen Ansicht gar nicht sind. Selbstverständlich ist es gerade auf dieser Plattform möglich direkt und nur mit geringem "Streuverlust" Gleichgesinnte über die Filter zu finden. Nur danach zu gehen und andere Kontakte dadurch auszuschließen halte ich aber für mich für falsch. Ich gestehe aber jedem hier sein Recht ein, seine Suche und Intention hier nach seinem Gusto zu gestalten.
Ich finde es immer schön, wenn man sich unvoreingenommen kennenlernt und gemeinsam Vorlieben entdeckt und entwickelt.
Im Übrigen, Solomänner sind hier meist gar nicht so selektiv unterwegs. Mangels Nachfrage. *zwinker*
*********asies Paar
474 Beiträge
Das ist tolles Thema, weil die Medaille zwei Seiten hat und man damit jedem Standpunkt was abgewinnen kann.

In Kürze: Ich finde Begriffe toll, weil sie Missverständnisse reduzieren.
Ich finde es auch super, anhand von Kriterien zu suchen, da es schlicht Zeit spart. Wenn man davon (Zeit) genug hat, dann kann man auch alle Profile, die interessant scheinen anschreiben und sich ggf Treffen etc etc. Aber so viel Zeit habe ich zumindest nicht.

Offen und unvoreingenommen sollte man eh zu einem Treffen gehen, das hat finde ich nichts damit zu tun, das man durch Kriterien dem Zufall auf die Sprünge hilft 😉
Ich finde, die Begriffe sind Orientierung aber nicht Kriterium. Außer vielleicht Ausschlusskriterium wie zum Beispiel SM oder Natursekt - das muss man dann wirklich wollen, ansonsten ist eine sexuelle Begegnung recht zwecklos.

Du hast Recht, @**ah in einer wie auch immer gearteten Beziehung können sich neue Türen öffnen. Neugierde treibt hier hoffentlich die meisten an.

Ich selbst sehe mir die Vorlieben kaum an, mir ist der Profiltext und die allgemeine Ausstrahlung wichtiger. Ich verstehe aber auch diejenigen, die konkret Begrifflichkeiten checken weil sie zielgerichtet suchen.

Eines finde ich gelegentlich schwierig: es ist nicht eindeutig, für welche Seite die Vorlieben stehen, für mich selbst oder für das Treiben mit. Plakativ - bedeutet "Analsex", dass ich oder meine Partnerin diese Praktik genießen? Ganz verwirrend wird es bei "Voyeurismus" 😁

Danke für das Thema.
Julian
**69 Mann
202 Beiträge
Es wird nicht nur bei Voyeurismus verwirrend
Sehr schönes Thema und ein Beispiel für teils eklatant klaffende Unterschiede in der Wahrnehmungsfähigkeit anderer, des Lesens und Verstehens, der Muttersprache im Allgemeinen.

Viele reduzieren eine andere Personen auf das Geschriebene, auch wenn man selbst schon hinzufügt, dass dies doch nur Grundausrichtungen sind, um anderen mitzuteilen, was gefällt (oder besser gefiele), schon mal gefallen hat, aber nie ein Muss oder ähliches darstellt.

Wissen wir doch alle(?), dass nicht alles mit Jeder und Jedem passen kann und auch nicht gleich passen muss. Vieles entwickelt sich doch auch, wenn man es probiert und "plötzlich" lieb gewonnen hat. Das ist auch Lust auf Neues, auf kleine Veränderungen, die schööön sind...

Simpler, wenn auch der Vergleich auf den ersten Blick billig und flach erscheinen mag:
Currywurst ist nicht gleich Currywurst. Wohl aber erfährt man, ob sie/er sie überhaupt mag oder eben nicht nicht. Geschmäcker sind ganz unterschiedlich.

Und beim Hinterfragen, sofern Interesse aneinander besteht, entwickelt sich noch viel wichtigeres: eine gute Kommunikation. Mit der lassen sich Schubladendenkweisen, Voreingenommenheiten, Oberflächliches und eventuelle Enttäuschungen am besten ausräumen.
*******Eden Mann
71 Beiträge
Sehr spannendes Thema das gleich mehrere Fragen aufwirft.

Zum einen ist da die der Begrifflichkeiten selbst. Eine äusserst schwierige Frage was mit diesen wohl wirklich gemeint ist. Nicht jeder der die Begrifflichkeiten kennt, versteht darunter das selbe. Für den einen ist Polyamorie eine sinnvolle Erweiterung seiner Beziehungswelt zu mehreren Menschen, für den anderen ist das schlicht nur die Lizenz zum alles Vögeln, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Und das gilt wahrscheinlich für alle Begrifflichkeiten wenn man genauer hinschaut.
Zum anderen sind da die Vorlieben, nach denen ausgewählt wird. Ich persönlich schaue ja lieber auf das Gesamtpaket und, wenn schon Vorlieben, dann eher auf die, die gar nicht gehen. Allein schon die Quantität sagt da meistens mehr über den Profilinhaber* als diejenigen, die in der Kategorie "unbedingt" oder "steh ich drauf" angekreuzt wurden. Wenn man sich auf einem gemeinsamen (Anspruchs-)Niveau bewegt kann jede Vorliebe interessant sein. Genau weiß man nämlich erst dann bescheid, wenn sich der Profilersteller* dazu erklärt hat, wenn der Kink hinter der Vorliebe konkrete Beschreibungen annimmt.
Und die dritte Frge die sich mir dabei aufdrängt ist die, ob diese sich im JC schon seit Jahren breitmachende Tendenz, alles durch ankreuzbare Begrifflichkeiten, Textgenerator oder drop-down Listen der Neigungen zu Vereinfachen wirklich eine Verbesserung bringt.

Vielleicht sollte man das ganze reduzieren auf neugierig, schubladenorientiert und/oder entwicklungsinteressiert, denn das sind die einzigen Kategorien, die für mich persönlich von Interesse sind. Und ja, das hat den Nachteil, dass man sich austauschen müsste über das, was wirklich von Bedeutung ist und das würde dann wahrscheinlich auch den ganzen Konsumprozess deutlich verlangsamen.

• hier soll natürlich immer m/w/d angesprochen sein
*******Eden Mann
71 Beiträge
Zitat von **********aeger:


Simpler, wenn auch der Vergleich auf den ersten Blick billig und flach erscheinen mag:
Currywurst ist nicht gleich Currywurst. Wohl aber erfährt man, ob sie/er sie überhaupt mag oder eben nicht nicht. Geschmäcker sind ganz unterschiedlich.

da bin ich nicht ganz bei dir: gehst man sterne essen, dann würde ich da sogar ne Currywurst essen, weil ich weiß, das essen dort mit entpsrechendem Respekt behandelt wird. Ich finde ähnlich kann das auch mit kinky Begrifflichkeiten gehandhabt werden.
**********terin Frau
4.343 Beiträge
Ich werde diesbezüglich kaum gefragt...
Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten
1. Das Profil wird nicht gelesen
2. Das Profil ist zu langweilig
3. Das Profil lässt keine Fragen offen
4. Es lesen nur Menschen, die andere nicht anschreiben können
5. Mein Profil ist zu brav
6. Ich schüchtere den Leser ein
7. Sonstige Gründe

......
Sollte mich aber jemand über Begrifflichkeiten fragen, werde ich mir Gedanken machen, sobald es soweit ist 😅😊👍
**********terin Frau
4.343 Beiträge
Ich lüge... Als in meinem Profil Natursekt - Situationsabhäbgig stand, wurde hin und wieder nachgehakt, was ich genau darunter verstehe. Es ging mir auf den Keks und ich habe mich in eine "perverse Ecke" gedrängt gefühlt. Deshalb habe ich es einfach aus dem Profil gelöscht 🤷‍♀️
*******ion Frau
4.851 Beiträge
Zitat von **ah:
Begriffsstutzig durch Begrifflichkeiten?
....
Ich frage euch, wie sehr steuern uns diese Begriffe?
Wie sehr glauben wir, dass wir dadurch offener und freier sind, glauben wir uns mit „Gleichgesinnten“ zu unterhalten – obwohl sie uns doch einschränken?

Die Steuerung erfolgt aus dem eigenen Antrieb, bedarfsorientiert seiner Wünsche und Erfahrungen zu sein. Man ist tatsächlich dadurch offener, als Andere denen diese Wünsche/Erfahrungen nicht teilen können/konnten/wollten und dadurch eingeschränkt sind, dies mit den Gleichgesinnten zu teilen, die mithin nicht die Gleichen - nur Ähnliche, aber andere Wünsche und Erfahrungen damit gemacht haben.


@*******Eden

Zitat: Vielleicht sollte man das ganze reduzieren auf neugierig, schubladenorientiert und/oder entwicklungsinteressiert, denn das sind die einzigen Kategorien, die für mich persönlich von Interesse sind.

Dem pflichte ich zu 90% vollends bei, denn das Interesse muss auf beiden Seiten das Gleiche/Selbige sein, wird es aber selten bis nie, aufgrund der Erfahrung-, Informations- und Kommunikationswerte die Jeder für sich anders definiert und auslebt *zwinker*
*******nep Frau
15.856 Beiträge
Als ich neu im joy war, lernte ich viele dieser Begriffe etc kennen.
Irgendwann landete ich in diversen Schubladen und fragte mich irgendwann:

Wer bin ich? Bin ich heute die, oder die, morgen vielleicht die? Kann ich nicht alles auf einmal sein?

Es zermürbte mich irgendwann. Ich wollte nicht die eine aus der Schublade sein, für den anderen die eine aus der anderen Schublade. Ich wollte alle sein.


Irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf und entschied mich die zu sein, die ich bin.

Offen, aufgeschlossen, neutral, unvoreingenommen, einfach alles auf mich zukommen zu lassen. Seither lebe ich leichter und freier. Und mit solchen Menschen komme ich auch klar.

Ich könnte mit niemanden klar kommen, der alles und jeden in einer Schublade platziert. So viele Schränke, Fächer und Schubladen besitze ich nicht.
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