So, an dieser Stelle noch einmal vielen Dank für eure Beteiligung! Moin ersma...
Zeit, auf eure Kommentare zu reagieren, und die eigene Sichtweise auf das Thema (aka "Meinung") zu äußern.
First of all: Ich halte die "Geschichte der O" für einen Roman, der von einer bestimmten Person für eine bestimmte Person zu einer Zeit und an einem Ort geschrieben wurde, die und der nicht unsere ist. Anne Desclos verfolgte mit diesem Werk eine, nein eigentlich zwei bestimmte Absichten. Das wird deutlicher, wenn man sich einmal das Interview mit Régine Deforges zu Gemüte führt. Der Roman hat unser aller Kopfkino sehr deutlich bedient und unsere Vorstellungen, wie eine "O" (aka gehirngewaschene und in Hörigkeit und Abhängigkeit geführte Sex-Sklavin und Hure, um das mal überdeutlich zu sagen) zu sein hat. Wie sehr dieses Werk romantisiert wird, wird in einem Teil der Antworten hier sehr deutlich!
Ich persönlich betrachte die GdO als eine Art Vehikel, um einen Rahmen zu schaffen, einen Teil meiner (unserer) Bedürfnisse und Kinks auszuleben. Ich betrachte die GdO NICHT als Bibel, deren wortwörtliche Umsetzung in das Beziehungsleben im 21. Jahrhundert ratsam und möglich ist. Dazu bietet diese frei erfundene Geschichte genug Stoff, der nicht nur rechtlich äußerst problematisch, sondern auch ethisch mehr als fragwürdig und auf Beziehungsebene toxisch ist.
But anyway, das ist nur meine höchst unmaßgebliche Meinung. Ihr dürft das gerne anders sehen.
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ich halte "Schlampe" als Selbsttitulierung von Frauen (Ja, das gibt es!) als einen Ausdruck von Empowerment! Nämlich in der Art, dass dieser an sich negativ konotierte Begriff gewissermaßen von sexuell aktiven und selbstbestimmten Frauen gekapert wurde, und in für sie positiver Weise neu geframed wird. Man kann das eventuell grob mit dem neuframing des "N-Wortes" vergleichen. Keine weiße Person mit Anstand sollte sich heutzutage wagen, eine Person of Color mit dem N-Wort anzusprechen. BPoC selber sprechen sich in gewissen Subkulturen ziemlich sicher damit an, was für sie völlig ok ist.
Von diesen Gedanken ausgehend dürfte eine "O", die erklärtermaßen nicht selbstbestimmt ist, nicht mit Schlampe angesprochen werden, und sich folgerichtig auch nicht selbst so bezeichnen. Ersteres wäre fraglos eine Verwendung in althergebrachter, herabwürdigender und beleidigender Manier. Warum das dennoch im O-Kontext problemlos geht, dazu weiter unten. Zweitere Verwendung, die Selbsttitulierung, wäre eine Anmaßung! Wie schon erwähnt, ist eine "O" definitiv nicht selbstbestimmt, und will es auch gar nicht sein. So zumindest die übliche Lesart.
Ich persönlich scheiße darauf! Bzw. auf Dogmen allgemein. Ich betrachte wie gesagt weder die GdO als Bibel, noch schlafe ich mit dem schwarzen Buch des BDSM unterm Kopfkissen. Folgerichtig betitele ich meine O als Schlampe, als Fickstück und Hure. Und nichts davon meine ich abwertend!
Nebenbei, wer hier kennt den Unterschied zwischen Nutte und Hure? Wäre mal spannend zu erfahren...
O im Roman war selbstverständlich eine Prostituierte. Wie Loeti völlig richtig sagt, wurde O von einem Loverboy angelockt, in Roissy gebrochen und eingeritten und ein einen Zuhälter übergeben. Dieser hat sie stets zu seinem geschäftlichen Vorteil verliehen. Selbst wenn kein Geld in Bar geflossen ist, war O mehr als nur einmal Teil eines Geschäftes. Und: Ich sage, Stephen hat O niemals geliebt, sondern stets nur benutzt!
Später im blauen Flügel (Die Rückkehr nach Roissy) hat sie auch ganz klassisch gegen Geld Leistung erbracht.
Warum kann man über eine "O" selbstverständlich "in den abscheulichsten Begriffen reden"? Nun, wer das Buch wirklich gelesen hat, für den ist das klar: An mindestens zwei Stellen wird dies klar ausgedrückt: Mindestens einmal im Kaminzimmer im roten Flügel, und mindestens einmal von Stephen und seinem Geschäftspartner. Ich meine, einmal war auch René mit involviert. Bei Bedarf suche ich die Textstellen gerne heraus, bzw. lasse dies von meine O tun, die das Buch wesentlich besser als ich auswendig kennt...
Was diese abscheulichen Titulierungen genau waren, ist nicht überliefert. Aber wir können uns sicher vorstellen, was das im höcht patriarchalen Frankreich der 1950er Jahre hätte sein können. "Schlampe" ist da mit einiger Sicherheit noch eine der harmloseren Formulierungen...
So, genug Denkanstoß, ich habe nun zu tun.
Mit den besten Grüßen,
Skywise
Zeit, auf eure Kommentare zu reagieren, und die eigene Sichtweise auf das Thema (aka "Meinung") zu äußern.
First of all: Ich halte die "Geschichte der O" für einen Roman, der von einer bestimmten Person für eine bestimmte Person zu einer Zeit und an einem Ort geschrieben wurde, die und der nicht unsere ist. Anne Desclos verfolgte mit diesem Werk eine, nein eigentlich zwei bestimmte Absichten. Das wird deutlicher, wenn man sich einmal das Interview mit Régine Deforges zu Gemüte führt. Der Roman hat unser aller Kopfkino sehr deutlich bedient und unsere Vorstellungen, wie eine "O" (aka gehirngewaschene und in Hörigkeit und Abhängigkeit geführte Sex-Sklavin und Hure, um das mal überdeutlich zu sagen) zu sein hat. Wie sehr dieses Werk romantisiert wird, wird in einem Teil der Antworten hier sehr deutlich!
Ich persönlich betrachte die GdO als eine Art Vehikel, um einen Rahmen zu schaffen, einen Teil meiner (unserer) Bedürfnisse und Kinks auszuleben. Ich betrachte die GdO NICHT als Bibel, deren wortwörtliche Umsetzung in das Beziehungsleben im 21. Jahrhundert ratsam und möglich ist. Dazu bietet diese frei erfundene Geschichte genug Stoff, der nicht nur rechtlich äußerst problematisch, sondern auch ethisch mehr als fragwürdig und auf Beziehungsebene toxisch ist.
But anyway, das ist nur meine höchst unmaßgebliche Meinung. Ihr dürft das gerne anders sehen.
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ich halte "Schlampe" als Selbsttitulierung von Frauen (Ja, das gibt es!) als einen Ausdruck von Empowerment! Nämlich in der Art, dass dieser an sich negativ konotierte Begriff gewissermaßen von sexuell aktiven und selbstbestimmten Frauen gekapert wurde, und in für sie positiver Weise neu geframed wird. Man kann das eventuell grob mit dem neuframing des "N-Wortes" vergleichen. Keine weiße Person mit Anstand sollte sich heutzutage wagen, eine Person of Color mit dem N-Wort anzusprechen. BPoC selber sprechen sich in gewissen Subkulturen ziemlich sicher damit an, was für sie völlig ok ist.
Von diesen Gedanken ausgehend dürfte eine "O", die erklärtermaßen nicht selbstbestimmt ist, nicht mit Schlampe angesprochen werden, und sich folgerichtig auch nicht selbst so bezeichnen. Ersteres wäre fraglos eine Verwendung in althergebrachter, herabwürdigender und beleidigender Manier. Warum das dennoch im O-Kontext problemlos geht, dazu weiter unten. Zweitere Verwendung, die Selbsttitulierung, wäre eine Anmaßung! Wie schon erwähnt, ist eine "O" definitiv nicht selbstbestimmt, und will es auch gar nicht sein. So zumindest die übliche Lesart.
Ich persönlich scheiße darauf! Bzw. auf Dogmen allgemein. Ich betrachte wie gesagt weder die GdO als Bibel, noch schlafe ich mit dem schwarzen Buch des BDSM unterm Kopfkissen. Folgerichtig betitele ich meine O als Schlampe, als Fickstück und Hure. Und nichts davon meine ich abwertend!
Nebenbei, wer hier kennt den Unterschied zwischen Nutte und Hure? Wäre mal spannend zu erfahren...
O im Roman war selbstverständlich eine Prostituierte. Wie Loeti völlig richtig sagt, wurde O von einem Loverboy angelockt, in Roissy gebrochen und eingeritten und ein einen Zuhälter übergeben. Dieser hat sie stets zu seinem geschäftlichen Vorteil verliehen. Selbst wenn kein Geld in Bar geflossen ist, war O mehr als nur einmal Teil eines Geschäftes. Und: Ich sage, Stephen hat O niemals geliebt, sondern stets nur benutzt!
Später im blauen Flügel (Die Rückkehr nach Roissy) hat sie auch ganz klassisch gegen Geld Leistung erbracht.
Warum kann man über eine "O" selbstverständlich "in den abscheulichsten Begriffen reden"? Nun, wer das Buch wirklich gelesen hat, für den ist das klar: An mindestens zwei Stellen wird dies klar ausgedrückt: Mindestens einmal im Kaminzimmer im roten Flügel, und mindestens einmal von Stephen und seinem Geschäftspartner. Ich meine, einmal war auch René mit involviert. Bei Bedarf suche ich die Textstellen gerne heraus, bzw. lasse dies von meine O tun, die das Buch wesentlich besser als ich auswendig kennt...
Was diese abscheulichen Titulierungen genau waren, ist nicht überliefert. Aber wir können uns sicher vorstellen, was das im höcht patriarchalen Frankreich der 1950er Jahre hätte sein können. "Schlampe" ist da mit einiger Sicherheit noch eine der harmloseren Formulierungen...
So, genug Denkanstoß, ich habe nun zu tun.
Mit den besten Grüßen,
Skywise