@********tdom
Vielen Dank für Ihre Ausführungen.
Mir scheint, Sie sind versucht, zwei Ebenen zu einen, die ganz unterschiedlicher Natur sind: die der Rationalität (streng wissenschaftliche Betrachtungsweise) mit der der Phantasie.
Bitte fühlen Sie sich nicht von meinem Beitrag in irgendeiner Weise belehrt, Ihr letzter Absatz bringt es für mich wunderbar auf den Punkt, was jeder Dom, jede O mit dem Buch machen kann, aber Ihr letzter, rudimentärer Satz ist in meinen Augen ein Irrtum.
Ich sehe es so, daß der Sinn des Lebens in unserer Gesellschaft darin bestehen könnte, einfach glücklich zu sein. Das ist viel schwerer zu erreichen aus meiner Erfahrung, als es sich liest, denn die Komplexität des realen Lebens, wo alles mit allem zusammen zu hängen scheint, läßt schlichte Lösungen kaum zu.
In der Phantasie ist dagegen alles möglich. Deshalb sollte jeder versuchen, das aus seiner positiven Phantasie ins reale Leben zu holen, was realisierbar scheint. Das ist vermutlich für jeden Menschen etwas anderes.
Die Figur der literarischen O und der literarischen Doms sich als reales Vorbild in mehr oder weniger Gänze zu nehmen, scheint mir eine gute Möglichkeit unter vielen anderen zu sein, glückliche Momente zu erleben. Genauso mag es vielleicht für den einen oder anderen von uns tatsächlich Glück bedeuten, an Kings Cross zu warten und davon überzeugt zu sein, daß der Zug nach Hogwarts eines Tages einfährt. Der Erfolg stellt sich dann ein, wenn es jemanden schlicht glücklich macht, dort zu warten, selbst wenn der Zug niemals einfährt.
Ihre Annahme erscheint mir im übrigen nicht zu zutreffen, daß es für die O nicht nach den Regeln von SSC verläuft, nur weil es der Autorin beliebte, dies nicht ausdrücklich zu erwähnen, denn wo finden Sie den Beweis im Buch, daß die O es ganz anders gewünscht hätte, wäre sie gefragt worden? Für mich genügt in einer vertrauensvollen Partnerschaft ein nonverbales Einverständnis, das man in den Augen der Partnerin bzw. O sehr wohl erkennen kann, wie sich auch ihr Seelenzustand im Großen und Ganzen in den Augen (und der Körperhaltung) widerspiegelt.
Ich bin in meiner Umgebung nicht dafür bekannt, mit der reichsten Phantasie ausgestattet zu sein, aber wenn das aus meiner Sicht größte wissenschaftliche Genie des letzten Jahrhunderts, Albert Einstein, selbst die Phantasie für wichtiger hielt als das wissenschaftliche Wissen, und sicher sehr viel Phantasie benötigte, um sich das überhaupt vorstellen zu können, was er selbst in wissenschaftlichen Theorien formulierte nach konsequenter Anwendungder Mathematik, die bisher stets bestätigt wurden, dann halte ich es für mich angebracht, dieser Sichtweise zu folgen.
Ich kenne persönlich viele Menschen, die sich die literarische Vorlage der O mehr oder weniger in Gänze zum Vorbild für Ihr privates Leben nehmen und glücklich dabei sind, wie ich natürlich auch sehr viele Menschen kenne, die auf gänzlich andere Weise glücklich sind. Natürlich gibt es auch in beiden Gruppen viele, bei denen sich das Glück (noch) nicht eingestellt hat. Ich nenne das "Leben und leben lassen", mit dem Ziel, glücklich zu sein oder zu werden. Das Passende muß letztlich jeder für sich selbst finden, aber es ist vermutlich nicht hilfreich, eine literarischen Vorlage zu kritisieren, nur weil sie den eigenen Vorstellungen nicht entspricht, wenn sie doch nachprüfbar anderen zum Glück verholfen hat.
Letzte Anmerkung: Ich persönlich hadere mit dem Ausdruck und Schreibstil in der deutschen Übersetzung, da ich des Französischen nicht mächtig bin, als daß ich es im Original lesen könnte, aber das ist für mich kein Grund, es abzulehnen. Ganz im Gegenteil, ich nehme es mir als Vorbild für Teile meines privaten Zusammenlebens mit meiner O.