ich bin ein wenig genervt von dem Buch, da ich natürlich die letzten Wochen über überall mit Diskussionen und Beiträgen darüber konfrontiert worden bin und mir scheint, dass viele das Buch ein wenig zu ernst nehmen.
Für mich ist es nichts, weil ich das Handlungsmotiv einfach nicht mag und daran auch nicht viel erotisieren kann. Es ist einfach zu sehr "kleines Hascherl findet Prinzen der sie für ganz besonders dolle hält und auf Händen trägt". Dieses klassische Aschenbrödel-Märchenmotiv in Verbindung mit einer Rosamunde-Pilcher-mäßigen Fiktion der wahren und reinen Liebe macht mir das ganze ziemlich zuwider. Daher ist es für mich schon sehr verständlich, warum das Buch als "Hausfrauenporno" bezeichnet wird und beim Zielpublikum auch recht gut ankommt.
ich mache mir dabei allerdings keine Sorgen, dass Menschen von BDSM durch das Buch eine falsche Vorstellung bekommen könnten; bzw. dass die grobe Domina-schwarzes-Leder-Peitsche-Stereotypen sich durch das Buch großartig verändern werden.
Dagegen denke ich, dass es vielleicht dem ein oder anderen Unbedarften eine Anregung für ein abwechslungsreicheres Sexualleben bieten kann, und das ist ja etwas Feines.
In meinem Vanillafreundeskreis gibt es übrigens auch kaum jemanden, der Soft-SM-Gedanken, wie etwa leidenschaftlich beim Küssen gegen die Wand gedrückt zu werden, feste in den Haaren gepackt zu werden, Kratzen und Beißen nicht doch etwas abgewinnen kann.
mein unangefochtenes Lieblingsbuch, was SM-Romane angeht, ist hingegen immer noch "Das Bild" von Jean de Berg.
Ansonsten sagt mir generell auch eher das Schema "kluges, stolzes Mädchen gerät unverschuldet in schwierige Situation, wird ziemlich geknechtet und hat eine echt schwere Zeit, während sich zu einem ihr übergeordnetem Mann zwischen den Zeilen eine besondere Art der Beziehung entwickelt". ich mag es besonders gern, wenn es dabei gar nicht so sehr zu expliziten sexuellen Handlungen kommt, sondern die Spannung zwischen den Protagonisten sich über vermeintlich ganz triviale Gespräche entwickelt; es kommt sozusagen zu einem unausgesprochenen Dom-sub-Verhältnis. Da erinner ich mich an einen Historienschinken, wo ein junges Mädchen als Schiffsjunge anheuert und auf der Seefahrt mehrmals fast krepiert, jedoch vom vermeintlich grausamen Kapitän, der in einem unbeobachteten Moment ihr wahres Geschlecht bemerkt, stets mit einem wachenden Auge bedacht wird.
Oh, und mir wurde kürzlich auch die "The Marketplace"-Reihe ans Herz gelegt. Hat die zufällig jemand gelesen und möchte mir dazu seine Eindrücke schildern?
Beste Grüße,
mlle Savoir_Vivre