This is the end... Das Ende einer Ära
Um es kurz vorweg zu nehmen, ich ziehe mich von den DJ Gigs und Veranstaltungen etwas zurück (vor allem externen Gigs). Mir persönlich kommt es daher auch wie ein Abschied vor… Das Ende einer Ära...
Wo fange ich an? In den letzten Jahren vor Corona habe ich 365 Tage im Jahr gearbeitet, selbst an Feiertagen oder Sonntagen. Ich stand selbst schon an einem Feiertag vorm Supermarkt, weil jeder Tag gleich für mich war. Urlaub gab es nur alle paar Jahre mal…
Ich bin schon seit über 14 Jahren selbstständig als Grafiker & Webdesigner und war noch viel länger nebenbei auch noch als DJ tätig. Seit einigen Jahren vernatalte ich auch sehr erfolgreich Fetisch und Kinky Partys. Ich war immer in Action… 3 - 4 oder auch mal 5 DJ-Termine im Monat waren keine Seltenheit… Hannover, Offenbach, Zürich, Hamburg, Köln, Nürnberg, Leipzig, München, Ludwigsburg, Wien,…
Ich hatte das Glück, dass meine Fähigkeiten und mein Gespür für die Musik wie auch das Publikum sowohl von den Gästen, als auch von den Veranstaltern sehr geschätzt wurden (und immer noch werden). Dadurch kam ich in den Genuss im gesamten Bundesgebiet als auch im angrenzenden Ausland oder selbst nach Griechenland als DJ gebucht zu werden. Total verrückt eigentlich... Aufgrund meines Status war ich dann irgendwann in der glücklichen Lage mir die Rosinen rauszupicken…
In 2019 habe ich vermehrt eigene Veranstaltungen realisiert, weil darin eher mein Herzblut steckt, als durch die Republik zu reisen und nur für einen Auftritt gebucht zu werden. Der Aufwand pro Event war selbstverständlich deutlich größer, weil ich mich um alles gekümmert habe (Grafik, Werbung, Ticketvorverkauf, sämtliche Gästeanfragen, die komplette Organisation,…), allerdings kam auch viel mehr zurück. Nicht nur finanziell (darum ging es mir jedoch nie), sondern Emotionen, Lob von den Gästen, tolle Kontakte, verrückte Erlebnisse, strahlende Gesichter,… Und es machte mir selbstverständlich auch verdammt viel Spaß. Ich habe schon immer alles in meinem Leben mit viel Idealismus realisiert und für mich waren die Gäste eben nicht nur Gäste, sondern wie eine kleine Familie. ❤️
Dann kam der März 2020… ein Tag vor meiner großen EUPHORIA Party (für die ich besonders viel Werbung betrieb… Plakate und Flyerverteilung bei anderen Events, Printwerbung, Onlinewerbung, Kollaborationen,…) wurde die Veranstaltung wegen der Corona Pandemie Verordnung abgesagt. Ich wurde von Tempo 200 erst mal auf Tempo 0 ausgebremst… und blieb auch noch auf den Kosten sitzen.
Keine Events mehr und meine normalen Business Kunden durften größtenteils ebenfalls nicht öffnen. Das war echt keine leichte Situation. Finanziell kam ich gerade so über die Runden, das Überleben war zumindest gesichert und ich musste keine Existenzängste haben. Viel schwerer war jedoch, dass ich erst einmal wieder lernen musste nichts zu tun. Ich war ein Workoholic und hatte total verlernt auch mal die Ruhe zu genießen. Das hatte mir zwar zunächst echt Probleme bereitet, doch dann realisierte ich irgendwann, dass dies die Chance meines Lebens war…
Für mich persönlich war der Sommer 2020 ein wahrer Segen. Corona hat mein Leben komplett entschleunigen lassen… Ich genoss es in vollen Zügen, die Freiheit, konnte durchatmen und wurde mir auch vieler Dinge bewusst. Corona hat mir gezeigt, dass die Zeit so kostbar ist und man bewusster leben sollte. Im besten Fall verbringt man sie mit Menschen und Freunden, die einen schätzen und lieben. Ich hatte endlich mehr Zeit für meine Freundin, meinen Sohn und meine Ziehtochter… und ganz besondere Menschen in meinem Leben, mit denen ich prägende, schmerzliche, phänomenale und unvergessliche Ereignisse erlebt habe. ❤️
Wir alle müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir nur für eine begrenzte Zeit hier auf der Welt sind. Wir alle sind geboren um eines Tages zu sterben. Aber wie wir die Zeit verbringen bleibt uns überlassen. Täglich Roboten zu gehen und sich dann Abends vor die Glotze zu knallen gehört eindeutig nicht zu meinem Verständnis. Schon seit vielen Jahren habe ich mir verinnerlicht, dass ich nur noch die Dinge mache, die mir Spaß bereiten. Und wenn mir etwas keinen Spaß mehr macht, dann höre ich auf damit oder mache was anderes. Das ist selbstverständlich purer Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. Aber jeder kann recht gut steuern, was und wie er es macht.
Albert Einstein sagte: „Genieße die Zeit, denn Du lebst nur jetzt und heute. Morgen kannst Du gestern nicht nachholen und später kommt früher als Du denkst.“ Recht hat er.
Die Zeit rast so schnell an uns vorbei und wie verbringen wir unsere Zeit? Mit so vielen unnützen Dingen. Wir lenken uns ab mit Social Media, Videogames oder Fernsehen. Es ist Schluss mit Oberflächlichkeiten! Der Faktor Zeit und das Bewusstsein darüber sie möglich sinnvoll zu nutzen hat also bei mir persönlich deutlich mehr an Bedeutung gewonnen...
Mir wurde aber auch klar, dass ich eigentlich alles habe, was ich brauche. Ich brauche kein Gold, keinen Luxus, kein SchnickSchnack,… Ich habe meine Wohnung aufgelöst, mein Hab und Gut verkauft oder verschenkt und bin zu meiner Freundin gezogen. Ich brauche keine Statussymbole oder materielle Dinge um glücklich zu sein.
Doch kommen wir zurück zu den Veranstaltungen. Seit einigen Wochen gibt es nun dank der veränderten Corona Bedingungen wieder immer mehr Events. Im Gegensatz zu vielen anderen hatte ich mich jedoch ganz bewusst zurückgehalten.
Ich hatte 2021 nur bei zwei Veranstaltungen zugesagt. Ich war gespannt, wie das Auflegen bei einer Party ohne Maske und ohne Beschränkungen nach so langer Zeit wohl sein wird. Und… es war wie Fahrrad fahren. Hinter den CD Playern lief alles wie am Schnürchen, als wäre nie etwas gewesen. Aber ich habe bei den Gigs auch Veränderungen bemerkt. Ich war angespannt… und es war anstrengender. Kein Wunder, vor Corona war ich ständig in Action, war im Flow, hatte nie Zeit zum runterkommen. Da war ich es gewohnt. Jetzt lebe ich aber viel bewusster und bemerke feinste Nuancen und Unterschiede. Die letzten DJ-Gigs haben mich resümieren lassen...
Mir wurde viel bewusster, wie das in der Vergangenheit war. Man bereitet zu Hause das ganze Gepäck vor, reist schon früh los, ist stundenlang im Zug, nach der Ankunft erst mal schnell was futtern und ab zum Hotel, dann fertig richten und ab in den Club, dort aufbauen und dann 8 Stunden auflegen, morgens um 5 oder 6 wieder ins Hotel kommen, 5 Stunden Schlaf, dann auschecken und mit dem Zug wieder zurück. Man ist total platt, 2 Tage unterwegs, fährt durch die komplette Republik, für ein paar hundert Euro, von denen ich die Fahrt und ein paar Ausgaben selbst bezahle und dann das Ganze auch noch versteuern muss. Viel bleibt davon nicht übrig. Warum sollte ich mir das also antun?
Aber auch die zunehmenden körperlichen Beschwerden, Schmerzen und der wenige Schlaf machen mir mehr und mehr zu schaffen. Seit meiner Jugend habe ich Probleme mit der Wirbelsäule, eine Thrombose im rechten Arm und eine Gefäßverengung im linken Arm, die mich immer begleiten. Der Stress der letzten Jahre spiegelte sich zusätzlich in partieller Neurodermitis wieder, hinzu kamen im letzten Jahr Tinnitus (der immer wieder mal auftaucht), eine langwierige Schulterverletzung,...
Wenn man 8 Stunden am Stück auflegt, tanzt und springt, dann werden Körper und Gehirn ganz schön beansprucht… und ich bin niemand, der wie einbetoniert hinter dem DJ Pult steht, ganz im Gegenteil. Ich feiere mit, tanze fast die ganze Zeit, bin Teil der Menge und gebe alles. Im Laufe des Abends schmerzen meine Füße und mein Rücken manchmal so sehr, dass ich meine Schuhe wechseln oder ganz ausziehen muss… oder mich auf einen Barhocker setze… Und nach so einem Auftritt bin ich 2 Tage kaputt, brauche Zeit zum regenerieren, während ich jedoch bei den Kids funktionieren muss… Also warum sollte ich mir das nun antun?
Ich könnte also im Gegenzug genauso gut bequem zu Hause in meinem Bürosessel sitzen, gemütlich was für einen Kunden programmieren oder gestalten, nebenbei entspannt einen Tee trinken und hätte unterm Strich die gleichen Einnahmen, sogar noch mehr. Ich hätte auch mehr Zeit für meine Freundin, hätte vorallem keine Schmerzen und keinen Schlafmangel. Wäre fit und knusprig…
Daher habe ich für mich selbst die Entscheidung getroffenen, dass ich keine Gigs mehr spielen werde, die zu viel von mir abverlangen.
Ich hatte tolle Angebote für dieses und nächstes Jahr (darunter EUPHORIA Zürich, EUPHORIA Austria, STRIPPED Zoo in Hannover, Schloss-Event,… uvm.), diese habe ich jedoch alle leider abgesagt. Es fiel mir nicht leicht, aber ich musste da erst einmal an mich denken…
Ich werde zukünftig nur noch sehr wenige ausgewählte regionale Partys machen (Karlsruhe, Grande Opera Offenbach oder das Amphi Festival, wo ich ohnehin mehrere Tage verbringe) plus ein paar Bonbons, bei denen ich eine Ausnahme machen würde, weil ich dort schon immer mal spielen wollte (z.B. auf dem Mainfloor vor 1000 Leuten). Allerdings plane ich auch einige eigene Projekte (Ihr könnt sehr gespannt sein).
Ich danke jetzt schon mal all den tollen Clubs, Veranstaltern und DJ-Kollegen, die mein Potential gesehen, mir eine Chance gegeben und mich gefördert haben. Es war mir eine Freude all diese unglaublichen Momente mit Euch erleben zu dürfen und mit Euch diese Reise zu gehen. Ich danke all den wundervollen Menschen, denen ich begegnen durfte und die mir all diese unbeschreiblichen Abende geschenkt haben. ❤️
Mein letzte Veranstaltung in diesem Jahr wird die legendäre Depeche Mode & 80er Party am 11.12. im Nachtwerk sein.
Die legendäre Depeche Mode & 80er Party
Für 2022 gibt es noch keine festen Termine… aber es wird sicher die ein oder andere Party geben. Diese werden allerdings rarer gesät sein als bisher…
Besucht meine Events, wenn Ihr diesen äußerst charmanten und höchst talentierten Freak nochmals live und in Farbe erleben möchtet... bevor der ultimative Verfall einsetzt.