Vollkasko Mentalität
Auf meinen Reisen bin ich so manchem Globetrotter über den Weg gelaufen. Dabei gab es sehr verschiedene Auffassungen und Ansichten.Manchmal traf ich richtige "Aussteiger" die ihrem Heimatland und allen Verpflichtungen den Rücken gekehrt hatten und wieder andere waren mal kürzer (80Tage) oder länger (seit28Jahren) auf Weltreise. Viele ältere Semester waren dabei in teils sehr komfortablen Mobilen unterwegs. Außerdem gibt es seit ein paar Jahren einen echten Boom auf Fernreisemobile deren Kosten schnell den eines Einfamilienhauses erreichen. Mir ist aufgefallen, dass jene die lange unterwegs waren oft vom dem Mangel an sozialen Kontakten berichteten und teilweise verwahrlost auf mich wirkten, sowohl was Körperhygiene als auch medizinische Versorgung anging. Sei es das fehlen einer passenden Brille, Zahnersatz odder ein Bruch der unversorgt schief zusammengewachsen war.
In den Gesprächen abends am Lagerfeuer lernt man sehr unterschiedliche Vorstellungen und Lebenskonzepte kennen. Gerade bei den jüngeren Reisenden erlebe ich manchmal ein geradezu naives (im reinen Sinne des Wortes) Vertrauen, dass alles gut gehen wird.
Ich erinnere mich an ein junges Paar Anfang zwanzig, das mit seinem Corsa B bei Tarifa angeblich auf die Überfahrt nach Marokko wartete, um im Kongo Entwicklungshilfe zu leisten, ohne echten Plan oder irgendein Wissen, um die politische Situation oder die Einreisemöglichkeit. Aber auch eine junge Freelancerin, die Deutschland den Rücken gekehrt hatte und nie mehr zurück wollte löste in mir Verwunderung aus.
In den digitalen Medien auf Youtube, Instagram, TikTok etc. überall wird einem der Lockruf der grenzenlosen Freiheit in den schillerndsten Farben als das ultimative oder das letzte echte Abenteuer verkauft, aber wie es in der Natur der Sache liegt, geht kaum einer an die Öffentlichkeit mit den negativen Erscheinungen bzw. durch diese Reisen und Mentalität.
Einerseits fahren die Mobilisten gerne in die unberührte Natur, über Stock und Stein, ohne Rücksicht auf Fauna und Flora und andererseits kümmern sie sich wenig um ihre Hinterlassenschaften aller Art.
Ich verstehe den Wunsch nach Freiheit und Ungebundenheit, halte ihn aber gleichzeitig auch für sehr egoistisch. Ich will keine Verpflichtungen mehr, nutze aber die Vorzüge der Gesellschaft immer noch.
Darf ich verlangen meinen Teil zur Gesellschaft nicht beitragen zu wollen und gleichzeitig die Vorteiler einer Gesellschaft zu nutzen, sei es der Kraftstoff im Tank, das nicht selbst gebackene Brot, die ärztliche Versorgung oder eine angelegte und ausgebaute Straße und im Fall der Fälle sollen bitte Feuerwehr, Polizei oder Krankenwagen zu meiner Rettung herbei eilen.
Die Bundesrepublik zahlt jedes Jahr mehrere Millionen an Lösegeldern für all die Entführten und Verschleppten Deutschen im Ausland und verlangt nur einen winzigen Bruchteil der entstandenen Kosten zurück, z.B. für den Rücktranssport. Die Gelder werden dabei möglich nicht direkt, sonder über verschleiernde Umwege gezahlt oder gar als Entwicklungshilfe "getarnt", dies vor allem um die Entführungsindustrie, wie sie in einigen Ländern tägliche Praxis ist, nicht zu beflügeln.
https://www.welt.de/politik/ … r-verschleppte-Deutsche.html
https://www.sueddeutsche.de/ … reiungskosten-die-geiseln-un
Ich bin innerlich hin und her gerissen und werde eher nicht aus dem System ganz aussteigen, sondern nur ein Reisender auf Zeit bleiben, denn ich liebe diese Freiheit sehr, aber ich verteufele nicht woher ich komme und bin dankbar für die von mir als absoluten Luxus empfundenen Freiheit mit dem eigenen Mobil oder Boot in entlegen Gegenden oder Buchten zu reisen.
Hier also meine Frage zur Diskussion:
Wie denkt ihr über das Aussteigen aus der Gesellschaft als Globetrotter?
Bitte geht respektvoll mit Meinungen anderer Forenmitglieder um, insbesondere und gerade wenn ihr anderer Meinung seid! Wertet euch nicht gegenseitig, sondern wenn, dann meinen Beitrag.