FKK international
Ich bin gerade zufällig auf den Thread hier gestoßen und kann von meinen Reisen folgendes berichten:
In Lateinamerika ist FKK weitestgehend absolut tabu. Das gilt für relativ traditionell geprägte Länder wie Guatemala und Peru, aber auch für moderner entwickelte Staaten wie Chile oder Mexiko. Ein Grund ist sicher die jahrhundertelang maßgebliche Rolle der katholischen Kirche in allen Fragen von Erziehung und Moral. In Chile gibt es einige wenige, sehr abgelegene Strände, an denen versteckt FKK gebadet wird; es ist aber allgemein bekannt, daß es sich dabei vor allem um Treffpunkte für schwule Männer handelt. Überhaupt müssen Männer, die sich öffentlich nackt zeigen, damit rechnen, sofort für schwul gehalten zu werden, ganz zu schweigen von Frauen, die in den Augen der einheimischen Männer unzweideutig sexuelle Absichten signalisieren. Lateinamerika ist eine faszinierende Weltgegend, und dorthin zu reisen, lohnt sich aus tausend Gründen, aber nicht um FKK zu betreiben.
Zwei Ausnahmen habe ich aber doch kennengelernt: Zum einen Zipolite, ein ehemaliger Hippiestrand, dessen Publikum inzwischen hauptsächlich aus europäischen Backpackern besteht, an der abgelegenen Pazifikküste des südmexikanischen Bundesstaats Oaxaca; ein wunderschöner Strand mit traumhaft entspannter Atmosphäre, aber äußerst untypisch für die Region (auch wenn dort sogar einige Mexikaner die Hüllen fallen lassen).
Außerdem gibt es die eine oder andere Möglichkeit in Brasilien. Brasilien ist zweifellos das toleranteste und freizügigste Land des Subkontinents, allerdings ist FKK auch dort eher unüblich, die meisten bevorzugen knappe (und knappste) Badehosen und Bikinis. Über die ganze, Tausende von Kilometern lange Küste verteilt gibt es eine Handvoll offizielle FKK-Strände, die oft etwas abseits liegen und im Gegensatz zu den Hauptstränden, wo das volle Leben tobt, ziemlich menschenleer sind. Ich war in der Nähe von Arraial d' Ajuda (Bahia) mal für einen ganzen Tag alleine an der praia nudista, was durchaus auch seinen Reiz hatte. Später war ich ein paar Tage auf der Halbinsel Buzios, nördlich von Rio de Janeiro, wo es sechs oder sieben Strände gibt, darunter einen für FKK. Dort trifft man auf wohlhabende Städter, männlich und weiblich, schwul und hetero, und kann sich ein gutes Bild vom brasilianischen Körperkult machen. Ansonsten habe ich mich an einsamen Stellen immer ausgezogen und nackt gebadet - was ich mich in anderen lateinamerikanischen Ländern nicht getraut hätte.
In asiatischen Ländern ist FKK nicht nur gesellschaftlich verpönt, sondern teilweise auch strafbar. Vor einigen Jahren war ich in Indien, unter anderem auch in Goa. Dort sind die Zeiten des unbeschwerten Nacktbadens (wenn es sie jemals gab) vorbei. Manche Männer, die partout so wenig wie möglich am Leib tragen wollen, ziehen sich eine Art Minilendenschurz an, der ursprünglich wohl von indischen Mönchen getragen wurde, jetzt aber hauptsächlich an westliche Touristen verkauft wird. Frauen, die auch nur im Bikini am Strand liegen, werden von einheimischen Männern gnadenlos umlagert und fotografiert. Und in Indien ist es meiner Erfahrung nach auch ein Ding der Unmöglicheit, einen einsamen Strand zu finden, weil nach kurzer Zeit doch wieder neugierige Einheimische auftauchen, die jeden Nacktbadeversuch im Keim ersticken würden. Dazu muß man wissen, daß die einheimischen Frauen in der übergroßen Mehrzahl in (teilweise langen) Hosen und T-Shirts baden gehen. Ich persönlich würde mich dann auch unwohl unfühlen, wenn ich weiß, daß es für die Einheimischen eine ungeheure Provokation darstellt, sich vor anderen auszuziehen, und daß ich ihnen dadurch das Gefühl vermittle, ihre Werte sind mir egal. Fazit also auch hier: Indien ist ein faszinierendes Reiseland, aber kein FKK-Ziel.