Reisebricht Kanada - Mai 2014
Auch wenn es schon eine Weile her ist:
Urlaubstagebuch
Der erste Teil hängt noch nicht direkt mit der reise selbst zusammen aber mit einer für mich "spannenden Erfahrung
Sonntag, 11.5.- Flug
Nicht fit ins Flugzeug eingestiegen, im Flieger kaum was gegessen und froh gewesen abends im Hotel in Bett fallen zu können.
Montag 12.5. - Vancouver
Mist, krank.
Der Urlaub beginnt genau wie man sich das wünscht. In den letzten Tagen von Dayana noch aufs beste gepflegt, so dass ich wenigstens überhaupt ins Flugzeug steigen konnte und dann auch noch ohne sie.
Meine Mitreisende hat in der Nacht auch noch den halben Amazonasurwald umgesägt während ich ständig auf die Uhr schaute nur um zu stoppen wie lange sie für den nächsten Baum braucht.
Nach diesem nächtlichen Kraftakt zeigte sie sich am Morgen überraschend gut erholt und hat sich auf Erkundungstour durch Vancouver begeben.
Ich dagegen fühle mich ziemlich gerädert und pausiere einen Tag.
Habe mich dann aber doch noch entschlossen einen Arzt aufzusuchen. Nachdem ich vergeblich einen deutschsprachigen Arzt gesucht habe bin ich zur vom Hotelportier empfohlenen „Emergency“ gegangen, nur ca. 300 Meter vom Hotel entfernt.
Was ich jetzt weiß:
1. Ein hoch auf das deutsche Gesundheitssystem und
2. Keine Motzer über den ADAC bitte, alle Kosten wurden mir erstattet!
Als ich in die Notaufnahme kam stand ich vor so einem Glashäuschen wie bei uns in den Bahnhöfen, Glasscheiben zwischen Personal und den Patienten. Kommuniziert wurde über Mikrofone.
Oder saß das Personal da ein wie im Knast? Jedenfalls stellt man es sich so ungefähr vor.
Meinem ersten Gegenüber habe ich meine persönlichen Daten geben und die Symptome nennen, dann wurden Blutdruck und Temperatur gemessen.
Dann sollte ich wieder warten, bis ich ans zweite Schalterhäschen durfte. Das erste was ich dort hörte war: „ Sie sind ja Ausländer, hat man Ihnen schon gesagt, was es kostetet, wenn Sie mit dem Arzt reden möchten?“ „Öööhm, nööö.“ „Dann tut es mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie bei 955 CAD angekommen sind – wie zahlen Sie?“
Ohne Arztgespräch war ich zu diesem Zeitpunkt aber auch schon bei 720 CAD angekommen.
So langsam fühlte ich mich aber dann doch todkrank, wollte man von mir doch wissen, wer die zu benachrichtigenden Angehörigen wären, fehlte eigentlich nur noch, dass sie mich fragten, ob ich noch mein Testament aufsetzen möchte. Bis gerade eben dachte ich noch, ich hätte nur eine Halsentzündung…
Endlich durfte ich auch ins Sprechzimmer, das jedoch darf man sich keinesfalls vorstellen wie bei uns. Vielmehr wurde ich in einen Raum geführt, der mich an eine fabrikhallte erinnerte, die man mit allem möglichen medizinischen „Gedöns“ ausgestattet hatte, von dem aber nichts mach medizinischem Gerät aussah. Ständig wurde irgendwas durch die Gegend geschoben –zumeist betten mit Menschen- oder Patienten durch den Raum geführt. Am Rand des Raumes gab es teilweise die Möglichkeit, Kabinen per Vorhang abzutrennen. In der Mitte des Raumes standen auf Stehpulten einige Computer nebeneinander. In diesem „Sprechzimmer“ wurde ich auf einem Stuhl mit der Nummer 4 platziert, meine Unterlagen in ein Fach mit eben dieser Nummer gesteckt und dann musste ich warten, bis sich jemand die Unterlagen aus Fach Nummer 4 nahm und zu mir kam. Die Behandlung fand dann auf eben jenem Stuhl mit der Nummer 4 in der Mitte des Raumes statt, von Privatsphäre keine Spur. Meine Krankheit wurde also mit dem gesamten Raum ausdiskutiert, fehlte nur noch, dass sich alle anderen in die Behandlung eingemischt hätten. Vielleicht war es so aber auch nur einfacher für die NSA, die Arztgespräche den richtigen Patienten zuzuordnen.
Die junge Frau, die sich meine Unterlagen geschnappt hatte und sich als Medizinstudentin vorstellte, fragte noch einmal nach den Symptomen und ob ich sowas in der Vergangenheit bereits gehabt hätte und wenn ja, was damals diagnostiziert wurde. Puuh, was heißt Seitenstrangangina bloß auf Englisch? Als ich dieses Wort aussprach wurde ein Arzt aufmerksam, der glücklicherweise etwas Deutsch sprach, da sein Vater aus Deutschland eingewandert wäre.
Völlig überraschend stellte sich meine Krankheit dann als Seitenstrangangina heraus, gegen die ich Antibiotika verschrieben bekam, die ich dann zum Schnäppchenpreis von 40 CAD bei der nächstgelegenen Apotheke holen konnte. Selbstverständlich nicht problemlos mit Rezept vorzeigen und abholen, nein, erst mussten meine Daten zur Überprüfung in die Provinzhauptstadt Victoria geschickt werden. Das dauerte natürlich ziemlich lange, schließlich haben die dort keine Daten von mir. Oder doch?
Die Apotheke war in einer Art Supermarkt untergebracht, folglich konnte man dort auch Getränke kaufen. Ein Flasche 7up in 0,6 L kostete 2,39CAD, eine 2-Liter Flasche 2,99CAD. Preislich dazwischen lagen den mit 2,50 CAD die Briefmarken für Postkarten nach Deutschland. Hatte ich gesagt, ich würde tatsächlich täglich eine Karte schicken?
Zurück im Hotel: Wasser aus dem Wasserhahn riecht nach deutschem Hallenbad, na, nicht ganz, die Hallenbäder bei uns sind wohl weniger gechlort.
Die Wirkung der Antibiotika merkte ich zum Glück sofort, fühle mich gleich besser, so dass ich abends noch mit Petra nach Downtown Vancouver fahren konnte. Busse des Nahverkehrs kann man hier nur mit Münzen bezahlen und für die Rückfahrt hatten wir keine mehr mussten also noch welche besorgen. Einkaufen war zu teuer, auch eine Eiskugel für 5,50$ wollten wir nicht bezahlen, so dass wir letztlich in einen IT-Laden gingen um Geld zu tauschen. Petra fing dann auch gleich an: „Entschuldigung, wir haben kein Geld für den Bus…“
SCHOCK - an dieser Stelle entschloss ich mich, einzuschreiten. „Stopp! – wir haben keine MÜNZEN!“