Kryonix - Caratillo [Monolog des Sterbens]
https://soundcloud.com/kryonix/kryonix-caratillo
Leider nicht als Youtube, aber hammermäßig, sehr hörenswert (Samples - Hörspiel by Klaus Kinski):
Es ist soweit.
Ich schalte jetzt das Tonband ein.
Es ist 22:30, halb elf genau.
Ich trinke jetzt ein Glas Wasser mit 6 Gramm Caratillo.
Das ist ein mexikanisches Gift.
So. In einer halben Stunde wird alles vorbei sein.
Warum nehmen sich die Menschen eigentlich das leben?
Ich habe darüber Statistiken und Polizeiberichte gelesen.
Ich habe Protokolle gelesen und wissenschaftliche Aufsätze.
In den meisten Fällen, wirtschaftliche Notlage, unglückliche Liebe, Weltschmerz, Wahnsinn, Kurzschluss Handlung.
Irgendwo hab ich mal gelesen, dass im Sterben die Bilder der Vergangenheit lebendig werden. Aber ich will nicht an meine Kindheit erinnert werden. Ich war einsam. Nur die Sehnsucht war da. Aber ich wusste nie wonach. Ich wusste nur dass sie immer da war.
Nach dem Tod?
Ich wusste es nicht. Und je älter ich wurde, desto fremder wurden mir alle.
Meine Eltern, meine Freunde, Freunde, ja. Auch meine Freunde. Sogar meine Mitschüler.
Es gab eine Zeit wo ich mir Mühe gab so zu sein wie sie. Ich Lernte wie sie, ich redete wie sie, ich aß wie sie, ich schlief wie sie, aber ich Träumte anders.
Nein, es gelang mir nicht so zu sein wie sie. Vielleicht waren die Träume daran schuld. Was ich dann später in der Wirklichkeit erlebte war leer im Vergleich zu meinen Träumen.
Wenn ich ihm assistiert habe, dann sah er mich manchmal lange an und sprach zu mir von seinen Träumen. Er war schon ein alter Mann und er war ein berühmter Wissenschaftler. Aber er hat mit mir immer geredet wie mit einem Kollegen, wie mit einem Freund. Vielleicht waren es auch keine Träume von denen er mir Erzählte. Denn er sprach vom Einsam sein und dass er im Grunde sein ganzes Leben lang allein gewesen war. Er sprach davon, dass wir das was wir wollen doch niemals erreichen und dass es garkeinen Unterschied gibt zwischen dem Vorher und dem Nachher. Zwischen Leben und Tod. Nur eine Summe von Zeitlichkeit.
Damals habe ich ihn nicht immer richtig verstanden. Ich frage mich immer noch, bin ich denn Wirklich so anders? Ich will es doch gar nicht sein. Ah ja ich weiß schon. Da war etwas das mich umwarf. Wenn ich nur irgendetwas gehabt hätte das mir halt gegeben hätte, wenn ich ein Gedicht hätte schreiben können, oder ein Bild malen, in das ich meine Empfindung hätte bannen können. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte nichts. Ich konnte weder ein Gedichte schreiben, noch ein Bild malen.
Ich konnte nichts.
Ich frage mich immer noch, bin ich denn Wirklich so anders? Ich will es doch gar nicht sein.
Mein Körper ist nicht mehr mein Körper. Ich möchte mit einer Nadel rein stechen, um die Schmerzempfindlichkeit zu prüfen. Eine Nadel. Ich habe. Ich habe keine Nadel. Ich werde die Wasserkaraffe zertrümmern und mir mit einer Scherbe ins Bein schneiden. Ich spüre nichts. Ich spüre keinen Schmerz. Es blutet. aber ich spüre keinen Schmerz. meine Hand blutet auch. Aber ich spüre keinen Schmerz.
Mein Gott muss ich jetzt sterben? Es kann doch nicht alles vorbei sein. Es kann doch nicht alles aus sein. Was geht mich denn dieses wissenschaftliche Getue an? Ich will nicht dafür sterben. Ich will nicht sterben. Ich will nicht sterben. Es wäre bestimmt noch alles gut geworden. Es gibt so viel wofür man leben kann. Es gibt. Mein Gott, mein Gott jetzt ist alles vorbei. ich kann nicht mehr. Ich kann niemand mehr rufen der mir helfen könnte. Jetzt ist alles vorbei. Jetzt ist alles vorbei. Jetzt ist mir alles scheiß egal. Es inter, es interessiert mich, nicht mehr.
Ich will nicht dafür sterben.
Ich will nicht Sterben. (6x)
Vox by Klaus Kinski