Hört auf an dünnen Frauen rumzunörgeln!
“Iss doch mal mehr.”, sagt mein bester Freund. Ich stehe vor ihm in einer Umkleidekabine und probiere ein Kleid an. Er guckt so mitleidig auf meine Beine, als hätte ich dort eine besondere schlimme Form von Neurodermitis. Zugegeben, meine Beine sind nicht gerade durchtrainiert oder muskulös. Der Rest von mir auch nicht. Von kurvig kann also erst recht keine Rede sein. Bei einer Körpergröße von 168 cm bringe ich es auf 50 Kilo. Trotzdem: Meinen besten Freund kann ich locker unter den Tisch essen (was er eigentlich auch weiß). Ich überschlage im Kopf meinen heutigen Speiseplan: Zum Frühstück gab es Nutellatoast und Kaba. Um 11 Uhr einen Erdbeerjoghurt, den ich mit Schokomüsli aufgepeppt habe. Zum Mittagessen Ente beim Chinesen. Als Nachmittagssnack ein paar Karamellbonbons, Haribo, M&Ms und von Weihnachten übrig gebliebene Lebkuchen. Zum Abendessen wird es nachher Ravioli geben, später zu einer Folge “Fargo” noch ein paar Chips. Mehr essen? Wann denn?Aber ich kenne das schon, diese Kritik an meiner Figur. Body shaming nennt man das im Hipster-Slang und es trifft nicht nur übergewichtige Frauen, sondern auch untergewichtige wie mich. Ich bin von Natur aus dünn, schon immer gewesen. Als Kind wurde ich als Bohnenstange gehänselt, als Teenager durfte ich von Jungs Sprüche wegen der fehlenden Kurven anhören und als Erwachsene muss ich mich öfter mal als essgestört verdächtigen lassen, weil die Mengen, die ich verdrücke, nicht zu meinem Gewicht passen. Essen können was man möchte ohne zuzunehmen? Hauptgewinn, sagen meine Freundinnen, denen schon allein beim Gedanken an Pasta die Jeans spannt. Klar, es ist super, sich keine Gedanken über Kalorien machen zu müssen. Aber die Kehrseite der Medaille: ich habe herausstehende Hüftknochen, die ich gar nicht möchte. Und nehme ratzfatz ab. Habe ich mal Liebeskummer oder Gastritis, purzeln die Kilos. Das wieder drauf zu futtern dauert, denn zunehmen klappt gar nicht bis mühsam. Ich hätte nichts gegen ein paar Kilos und Kurven mehr, aber die kriege ich einfach nicht drauf. Obwohl ich nicht mal Sport mache! Diese Geschichte hinter den 57 Kilo ist vielen egal. Da wird dann beim Anblick meiner Schulterknochen gleich losgepöbelt: Du Hungerhaken!
Eine füllige Frau wegen ihres Übergewichts blöd anzumachen gilt als moralisch daneben und politisch inkorrekt. Und es ist fantastisch, dass man sich für kurvige Frauen stark macht und es extra Kampagnen gibt, um die Selbst- und Fremdwahrnehmung jenseits von Size Zero in einen vernünftigen Maßstab zu setzen. Doch müssen deshalb Sprüche wie“ Echte Frauen haben Kurven.” sein? Was ist dann bitte mit Frauen, die Körbchengröße A haben? Sind die (inklusive mir) keine echten Frauen? Und Freiwild, was respektlose Bemerkungen angeht?
Statt sich für irgendeine spezifische Körpersilhouette auszusprechen, sollte man versuchen, alle Formen zu respektieren. Und damit meine ich nicht, dass man Magersucht akzeptiert, sondern dass sich keine Frau für ihre natürliche Figur rechtfertigen müssen sollte. Wenn mir wieder jemand mit einem “iss mal mehr” kommt, werde ich einfach entgegen: “Klappe halten. Ich esse, was ich möchte, wann ich möchte und wieviel ich möchte.” My body, my rules!
Es ist ein leicht modifiziertes, umgeschriebenes Fundstück aus dem Internet. Aber so derart treffend und passend, dass wir es hier gerne mal einstellen wollen!!! Und nein, genau dieses Nörgeln ist Standard in vielen Aussagen. Im Job, beim Sport, auf der Straße und ja
• auch hier im JC in unzähligen Beiträgen, Profilen, Aussagen ... !!!
Hört auf an dünnen Frauen rumzunörgeln!!!
Und nun gehe ich jetzt ein Stück Kuchen essen ... Heisshunger auf was lecker Süßes ...
LG DS_Vision