04. und 05.09.2014: Gernstl in Griechenland
Euböa und Athen: 4. September - 16 Uhr, BR
Peloponnes und Athen:5. September - 16 Uhr, BR
Wenn Franz X. Gernstl, HP Fischer und Stefan Ravasz auf Reisen gehen, haben sie selten einen konkreten Anlass. Sie wissen nicht genau, wonach sie suchen. Und gemeinhin auch nicht, was die Menschen, denen sie begegnen werden, bewegt.
Dieses Mal jedoch ist alles ein wenig anders: Das Ziel der Reise ist Griechenland. Was denken die Griechen über die Krise, im Privaten, fernab der großen Politik? Ist sie sichtbar und wenn ja, wo?
Die Reise beginnt in Antia, am Südzipfel der zweitgrößten Insel Griechenlands Euböa. Das Bergdorf ist so abgelegen, dass die Bewohner ihre eigene Pfeif-Sprache entwickelt haben. In früheren Zeiten warnten sie sich so vor Feinden. Vor der Krise hat es sie nicht bewahrt - auch ihnen sollen finanzielle Zulagen gestrichen werden. Franz X. Gernstl möge bei Angela Merkel daher bitte ein gutes Wort für sie einlegen. Der alte Mann lacht, nachdem er das gesagt hat. Dennoch spürt man, wie ernst es ihm ist.
Weiter geht es nach Edipsos, einem alten Kurort im Norden der Insel. Vor dem Grand Hotel tagt unter Schatten spendenden Bäumen das "Mikri Vouli", das "Kleine Parlament". Hier liefern sich betagte Kurgäste hitzige Wortgefechte. "Merkel ist super, sie hat ihr Land im Griff", wirft eine Dame ein und liefert den Beweis gleich nach: "In Berlin hat jeder Baum eine Nummer. Wenn ein Baum krank wird, ruft man an, nennt die Nummer und dann kommt jemand, der den Baum kontrolliert. Wir hingegen wissen nicht einmal, wie viele Beamte wir haben!"
Mit der Fähre setzt das Team von Euböa auf das Festland über. In einem kleinen Ladengeschäft in Athen verkauft Pantelis Melissinos Sandalen. Der stattliche Mann mit den milden Gesichtszügen sagt: "Im Leben geht es darum, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Das haben die Griechen verlernt. Jetzt bekommen sie die Quittung dafür." Und er meint, was er sagt: Die internationale Prominenz kauft bei ihm ein. Seine Sandalen kosten trotzdem nur 28 Euro das Paar. Josef Eckert, gebürtiger Bayer, hat drastischere Einblicke. Der griechisch-orthodoxe Priester arbeitet als Seelsorger auf einer Krebsstation: "Dort sterben Menschen, weil die teuren Medikamente nicht mehr bezahlt werden." Trotzdem habe die Krise auch positive Seiten: "Die Menschen rücken zusammen. Das ist ein urchristlicher Wert." Auch in der malerischen Siedlung Anafiotika, die Gastarbeiter vor gut 150 Jahren in den Fels der Akropolis geschlagen haben, rückt man zusammen: jeden Abend, zum Abendessen auf dem Dorfplatz. Reihum wandern Schüsseln mit griechischen Gerichten. Das haben die Bewohner allerdings schon immer getan. Weil es dem Lebensstil entspricht. Die Griechen haben ein Wort dafür: "Parea". Es bedeutet "zusammen mit Freunden Essen und Trinken".
"Auf den ersten Blick", stellt Franz X. Gernstl nach dem ersten Teil der Reise fest, "ist die Krise nicht zu sehen. Aber wohin man auch kommt - sie ist schon da." (Quelle:
http://www.br.de)
Quelle: GZ