Für Anfänger geeigneter Spieleabend - Nachbetrachtung

Ein Abend direkt konzipiert für Anfänger? Wie kann man sich das vorstellen?
Für uns heißt das: behutsames Einstimmen und vor allem niemanden zu überfordern.
Es ist also ein Abend, der zwar, wie jedes andere, als Orgie geplante Event, auf der Spielwiese in lustvollem Miteinander enden soll, aber der Weg dahin ist länger, die Stufen, die zu überwinden sind, sind flach und keine Hindernisse. Aber all das ist abstrakt. Wie läuft das nun in der Realität ab?

Es ist 18.00 Uhr, die Klingel schellt und unsere Gäste erscheinen. Wir haben im Vorfeld genau geschaut, wer zueinander passen könnte. Die sehr kleine Gästeliste (wir lassen an solchem Abend nur maximal 8 Personen zu, damit wir uns um jeden individuell kümmern können) ist liebevoll ausgesucht.

Wir bitten sie an den Tisch, der mit dunkler Tischdecke, Platztellern, diversen Wein- und Cocktailgläsern eindrucksvoll gedeckt ist. Wir haben vorher die Sitzordnung festgelegt und so findet jeder eine Platzkarte mit seinem Namen. Jeder Mann ist zwischen zwei Frauen platziert, jede Frau zwischen zwei Männern und niemand sitzt direkt neben seinem eigenen Partner. Neue Menschen kennenzulernen gehört auf jeden Fall dazu.

Sofort wird der Begrüßungscocktail – ein Cosmopolitan eingeschenkt. Wir wollen mit allen Sinnen genießen und der Geschmackssinn gehört an einem solchen Abend ebenso verwöhnt, wie alle anderen. Unter den Platzkarten haben wir kandierte schwarze Oliven versteckt. Kandierte Oliven? Ja, denn es soll ein Abend sein, an dem man Neues kennenlernt und damit kann man nicht früh genug beginnen.

Nach dem Anstoßen stellen wir einen hölzernen Kartenschlitten auf den Tisch, der bereits mit den Karten unseres Spiels „Orgie a la Card“ bestückt ist. Die Karten sind so gestaltet, dass die Fragen und Aufgaben je nach Uhrzeit unbefangener oder sinnlicher werden. So sind die ersten Karten erst einmal nur Fragen, die die allgemeine Stimmung lockern. Vor allem sind die Fragen auch so ausgelegt, dass sie zu längeren Antworten Mut machen und die Kommunikation zwischen den Spielern anregen. Für besondere Zusatzaufgaben, die manche Karten anbieten, kann man sich Jokerkarten verdienen. Diese Joker ermöglichen es, wahlweise Aufgaben an andere Spieler zu delegieren, bei denen man sich nicht wohlfühlt oder diese ganz aus dem Spiel zu entfernen. Diese Joker geben Anfängern die Sicherheit, bestimmten Aufgaben nicht hilflos ausgeliefert zu sein. (Alle hatten Spaß dabei, sich die Joker zu verdienen. Dass am Ende kein einziger Joker benötigt wurde, ist für uns ein Kompliment, denn alle haben sich wohl und sicher gefühlt.)

Die ersten Runden werden gespielt, die Stimmung wird offener und zwischendurch wird die Vorspeise, eine dreifarbige Paprikacremesuppe mit steirischem Kürbiskernöl, gereicht.
Nach dem Essen ziehen wir um, vom Esstisch in die Stube, wo Couch und Ledersessel eher zum Entspannen einladen, als die steife Atmosphäre am Tisch. Die Stimmung wird ausgelassener und die ersten Aufgaben, die das Entfernen von Kleidung vorsehen oder körperlichere Interaktionen fordern, werden aus dem Kartenschlitten gezogen. Man spürt das erotische Prickeln, als alle zum Hauptgang einer Lachsfarce auf Belugalinsen mit Variationen von Möhre und Fenchel eingeladen werden.

Nach dem Essen steht der zweite Umzug an. Diesmal ist das Spielzimmer das Ziel. Alle Karten, die nur am Tisch gespielt werden können, werden beim Umzug aus dem Kartenschlitten entfernt, was dafür sorgt, dass es an den Spielwiesen relativ schnell heiß hergeht. Nach 3-4 Spielrunden (wer zählt da schon mit?) werden die Karten völlig egal und es entbrennt ein wildes Durcheinander, bei dem kein Außenstehender vermuten würde, dass hier Orgienanfänger am Werk sind.

Über die Details des orgiastischen Geschehens breiten wir den Mantel des Schweigens.

Wer wissen möchte, was da so im Detail passiert, hat wohl keine andere Möglichkeit, als uns zu besuchen und es live zu erleben, was eh die schönste Art ist Erotik zu spüren.

Nach dem sinnlichen Spiel überraschen wir unsere Gäste auf der Spielwiese mit einem Dessert zur Stärkung: Eine mit Rosmarin aromatisierte Crème brulée mit Brunoise von Aprikose und Feige. Denn genießen kann man in unseren Augen nie genug. Nach dem Dessert schweigen alle. Aber es ist nicht das peinliche Schweigen fehlender Themen, sondern das ruhige, besonnene Schweigen absoluten Einvernehmens. Kleine Streicheleinheiten werden ausgetauscht.

Langsam kommt das Gespräch wieder in Gang und erschöpft aber glücklich suchen sich alle ihre Kleidungsstücke zusammen. Ein Digestif – ein 54%-iger Kräuterlikör auf Eis macht seinem Namen alle Ehre, er rundet den Abend ab und schickt alle mit einem wohlig warmen Gefühl im Bauch in das jeweilige Bett. Wir begleiten unsere Gäste zur Tür und verabschieden sie herzlich in die Nacht.

Ist damit der Abend zu Ende? Ja und nein. Für viele war es der erste Abend mit Partnertausch und auch nach einem Abend voller Sinnlichkeit und Erotik kommt unvermeidlich der nächste Morgen.

Ein Morgen, an dem man sich noch immer in die Augen sehen können sollte. Ein Morgen, an dem man nichts bereuen sollte, was am Abend passiert ist. Deswegen sind wir auch am Morgen danach noch für unsere Gäste da. Wenn sie in unserer Nähe übernachtet haben, schauen wir persönlich vorbei und lassen den Abend gemeinsam Revue passieren. Gab es Momente des Zweifels? Fühlen sich alle Ereignisse des Abends auch in der Klarheit des Morgens noch richtig an? Reden ist für uns die Wunderwaffe der Zufriedenheit.

Während wir diese Zeilen schreiben, sind wir gerade von einem solchen Besuch zurückgekommen. Zum Glück gab es dieses Mal keinerlei Zweifel, nur einen Dank für den wundervollen Abend und eine Umarmung zum Abschied.

Wir freuen uns auf den nächsten Anfänger Spieleabend.