Vielfalt statt Abwertung - offen statt "natürlich"
„Hallo, ich bin der Erwin und ich mag es gerne natürlich“, „Nacktmulle sind unerotisch“, „Haare gehören grundsätzlich dahin, wo sie von Natur aus wachsen…“, „Ich habe es noch nie begriffen, warum wir uns als Ausgewachsene nackt rasieren und somit eigentlich wie Kinder aussehen.“So oder so ähnlich liest man es hier häufig, eigentlich auch nicht völlig verwunderlich in dieser Gruppe. Und schließlich: Sind die Glattrasierten nicht oft noch viel wertender – in ihrem Ekel vor Haaren?
Ich möchte nur kurz sagen, dass es mich trotzdem stört (und manchmal auch etwas langweilt), immer wieder Abwertungen anderer Geschmäcker und Orientierungen zu lesen. Und auch den Verweis auf die Natur, die angeblich das, was man selber gerne mag, genau so "vorsieht".
Niemand käme auf die Idee, Nägelschneiden mit Hinweis auf die Natur des Nagelwuchses abzulehnen. Und nicht alle, die die Natur so lieben, lieben auch meterlanges Kopf- und Gesichtshaar. Es ist eben nicht „unnatürlich“, sich zu stylen, zu glätten, etwas anzuziehen usw. Es ist quasi unsere „zweite Natur“.
Ich mag die Abwertung der Intimbehaarung, wie sie im JC und woanders oft präsentiert wird, nicht. Und in den letzten 20 Jahren scheint uns dieser Rasurdruck auch etwas über den Kopf „gewachsen“. Aber die Zeiten wandeln sich auch wieder, und nicht nur in den Metropolen sind Haare auch wieder im Kommen. Nicht zuletzt dank feministischer Vorbilder auch bei Frauen zunehmend auch im Bein- und Armbereich. Ich begrüße die Vielfalt – und vor allem die Opposition zum Body-Shaming!
Umso weniger kann ich daher verstehen, wenn Gruppenmitglieder hier von „Rasurzwang“ oder von sich selbst als einer Art „verfemten Minderheit“ sprechen. Seien wir doch etwas souveräner! Weniger Umweg über die „Natur“ als das angeblich bessere. Hin zur Vielfalt der Stile, Geschmäcker und Lüste.