Haare theoretisch...
Im Folgenden sei das Haar im allgemeinen mal theoretisch betrachtet.Körperbehaarung insgesamt ist beim Menschen auf dem Rückzug, wenn man diesen mal mit den engsten Verwandten vergleicht, den Menschenaffen. Auch kann man dies im Laufe der Evolution beobachten. Grund genug, einmal den Sinn der Behaarung zu betrachten, wobei diese kleine Ausführung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
1. Schutzfunktion für den Körper:
Klar dürfte sein, dass Haare den Körper schützen, vor Klimaunbill, Verletzungen, Parasiten etc.
Da der Mensch in der Lage ist, sich durch Kleidung, entsprechende Behausungen u.s.w. vor Klimaeinflüssen z.gr.T. schützen, ging die Körperbehaarung im Laufe der Evolution immer weiter zurück, was wohl auch in der weiteren Entwicklung so sein wird.
Bieten Haare auch einen Schutz gegen Parasiten, da diese länger suchen müssen, um freie Haut zum Saugenoder Stechen zu finden, so fördern sie andererseits die Vermehrung dieser Schädlinge, indem sie Läusen, Flöhen u.a. Unterschlupf bieten, so dass hier negative und positive Gesichtspunkte aufeinandertreffen.
Das Verletzungsrisiko ist für Menschen bei deren Lebensweise auch stark reduziert durch Kleidung und freieren Lebensraum.
Schamhaare und andere sollen auch vor Reibungsschäden bewahren.
2. Sinnenfunktion:
Haare sind wichtig für die Aufnahme von äußeren Reizen, da die Haunerven bei Berührungder feinen Körperhärchen sofort reagieren.
Die Körperbehaarung dient also dazu, die Sensibilität der Haut zu erhöhen. Schon von Baby an besitzen Menschen, hier noch unpigmentierte Haare, die sich nach Eintritt der Geschlechtsreife färben. So dient die Körperbehaarung als Verstärker für taktile Reize.
3. Vergrößerung der Körperoberfläche:
Haare vergrößern die Körperoberfläche und helfen so bei der Reizweiterleitung und der Schweißverteilung. Z.B. nimmt Achselhaar den Schweiß vermehrt auf und leitet ihn weiter. Eigentlich eine gute Sache, die aber negativ zurückschlägt, wenn die Körperhygiene fehlt, also ein häufigeres Waschen als bei rasierten Achseln. Wichtig dabei ist, dass Schweiß erst zu stinken beginnt, wenn er "alt" wird, hat er diese Chance nicht, so ist es recht irrelevant, ob jemand Achselhaare trägt oder nicht.
4. Pheromonspeicherung:
Geschlechts - und Achselhaare speichern auch vermehrt Pheromone, um den Geschlechtspartner anzulocken oder heiß zu machen. So erfüllen sie hier auch einen wichtigen Zweck.
Hier zeigt sich auch der direkte Zusammenhang zwischenKörperbehaarung und Hormonausschüttung, da diese Haare zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen zählen und zeigen "Hallo, Leute, ich bin bereit, geschlechtlich aktiv zu werden!" Bei Zuführung von Hormonen vermehrt sich die Körperbehaarung (die Kopfbehaarung nimmt dagegen in der Regel ab).
Haare als Schmuck:
Letztendlich erfüllen Haare (besonders das Kopfhaar) auch Dekozwecke. Die Srtuktur und Dichte der Haare zeigt Zugehörigkeit zu verschiedenen menschlichen Ethnien. Haarfarbe, Haarschnitt etc. zeigen im Besonderen modische Vorlieben an und auch Zugehörigkeit zu genetischen oder kulturellen Gruppen.
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Haare oder Rasur?
Diese Frage ist nicht einfach und vor allem nicht allgemeingültig zu beantworten.
Formen der Behaarung werden ehtnisch, kulturell, ästhetisch, (pseudo)religiös, hygienisch begründet.
Kulturell:
Im Orient wurde schon immer Körperhaare (bei den Frauen) entfernt, schon weit in vorislamischer Zeit, was dann im Islam über nommen wurde , wo gesagt werden muss, dass der Koran nirgendwo Haarlosigkeit fordert und so der religiöse Moment entfällt.
Die Ägypter der oberen Klassen entfernten akribisch jegliche Behaarung, die der unteren Klassen nicht, denn die hatten dazu überhaupt keine Zeit.
auch die nordamerikanischen Indianer entferntenalle Körperhaare, die auch nur rudimentär vorhanden sind.
Bei den Japanern sidn weibliche Schamhaare das höchste der Gefühle, es gibt dort sogar Schamhaartoupets,allerdings sehr teuer.
Ästhetik:
Während in den 70er Jahren alle Haare wuchern gelassen wurden als Ausdruck von Freiheit und Revolution, setzte nach den 80ern der Trend zur Schamhaar- und Achselhaarrasur ein und danach zur Entfernung aller Körperhaare. Die Rasur der Beinhaare erforderte schon die Erfindung der Nylons.
Beim Bodybuilding ist Haarlosigkeit fest verankert in diesem Körperkult.
In Swingerkreisen gibt es gar ein fast unumstößliches Diktat zur Entfernung zumindest von Achsel- und Schamhaaren, was manchmal bei ansonsten verbleibender Körperbehaarung echt bescheuert aussieht.
Auch die Verbreitung von Tattoos beschleunigte diese Entwicklung logischerweise.
Heute ist wieder ein leichter Trend zurück zum Körperhaar zu verzeichnen.
Religion:
Besonders ist das Kopfhaar von religiösen Ausrichtungen betroffen. Buddhistische und hinduistische Mönche müssen kahele Schädel haben, um das Wesentliche zu zeigen.
Hygiene:
Dazu habe ich oben schon einiges gesagt. Heute dürfte in den meisten Ländern der Industriewelt dieser Aspekt völlig entfallen, da ausreichende Körperhygiene täglich möglich ist.
Im MIttelalter war dies z.B. nicht der Fall, so dass Schamhaare und andere Körperharre gestutzt oder weitgehend entfernt wurden, um Parasiten ne schlechtere Chance zu geben.
In sehr heißen Ländern eine zweischneidige Sache: Z.B. Achselhaar nimmt Schweiß auf und dient so als Klimastation, andererseits begünstigen sie durch große Schweißansamlung auch die Bildung des typischen Schweißgeruchs.
Schamhaare sollen Verletzungen vermeiden, Reibung vermindern und Schutz vor Bakterien etc. bieten. Heute auch im Prinzip zu vernachlässigen bei unseren hygienischen Verhältnissen.
Fazit:
Nach dieser kurzen Umschau kann man eigentlich sagen, dass bei uns Körperbehaarung einfach eine Frage der eigenen Ästhetik und des eigenen Gefallens ist, wobei natürlich kulturelle Vorgaben und auch Modeströmungen einen Einfluss ausüben.
Das Tragen von Körperbaarung kann man heute sogar schon wieder als eine Art Rebellentum auffassen, das sich gegen Mödediktate richtet. Ein geisses "Zurück zur Natur" lässt sich wieder vernehmen und beobachten.
Man muss sagen, dass der Mensch die einzigartige Möglichkeit hat Bodymodifikationen durchzuführen und so eine individuelle Ästhetik zu zeigen, was anderen Tierfamilien nicht möglich ist. So kann er körperlich Missstände (oder auch nur vermeintliche) korrigieren oder modifizieren.