Ich finde viel Konsens mit meinen eigenen Beobachten und Überlegungen darin - danke für den Artikel (den ich allerdings schon kannte)
Nur zwei Anmerkungen:
Der Autor oder seine Quellen sind nicht sehr genau:
In der Antike wurde das weibliche Schamhaar nicht rasiert, sondern wenn überhaupt lediglich gestutzt. (Pornografische Darstellungen zB aus Pompeji belegen das). Und das männliche blieb ganz unangetastet. Dass griechische und römische Statuen von Frauen (wie auch Statuen, Gemälde und Zeichnungen vom Mittelalter über das Barock bis ins 19. Jahrhundert) kein Schamhaar aufwiesen, war lediglich dem Versuch geschuldet, selbst die nackte Frau als asexuell, als jungfräuliche Unschuld, als prä-pubertär (also: "vor der Sünde") darzustellen - deshalb ja auch die meist nur kleinen Brüste. (Auch hier: Pornografische Zeichnungen, Grafiken und Malereien wiederum wiesen Schamhaar und große Brüste auf). Daher weisen diese 'bereinigten' ja auch nie den Ansatz einer Scheide auf - die Gegend zwischen den Beinen wurde schlicht als sexuell neutral oder unsexuell dargestellt - weibliches Schamhaar war ein Zeichen von sexueller Identität, von Lust, Wollen und Begierde. Bei der Darstellung von nackten Männern wurde dieses Ziel mit einer Verkleinerung bzw Verniedlichung der männlichen Genitalproportionen angestrebt, die eher an Knaben denn an Männer erinnert. Nicht immer stimmt eben zeitgenössische Kunst mit der Lebensrealität überein.
Des weiteren lagen die Gründe für die Enthaarung bei mittelalterlichen Prostituierten als auch bei den Schwulen des 20. Jahrhunderts auf der Hand: Die Filzlaus vulgo Sackratte war in diesen Kreisen sehr verbreitet (das weiß ich auch aus erster Hand von einem schwulen Freund aus den 80ern - er selbst war so ziemlich jedes Jahr einmal befallen).
So dicke ist es also nicht mit geschichtlich-kulturellen Wurzeln der Intimrasur in der westlichen Welt bestellt
Zum anderen korrigierte die Uni Leipzig noch im selben Jahr diese genannte in den Medien (Und bei Herstellern von Intimrasurprodukten) höchst populäre 90%-Zahl durch eine weitere Studie, weil die Erhebungsstichmenge und -gruppe nicht im geringsten repräsentativ war und dies auch heftig kritisiert wurde. Demnach:
"Vor allem Jüngere bekennen sich zur Körperenthaarung: 66,7 Prozent der 14- bis 17-jährigen Frauen, um die 80 Prozent der 18- bis 30-jährigen. Bei den Männern zwischen 18 und 30 Jahren mag es demnach nur ein Drittel enthaart, bei den 14- bis 17-jährigen sind es knapp 20 Prozent. Bei den 31- bis 60-jährigen Frauen stutzen indes 67,3 Prozent regelmäßig Körperhaare, bei den Männern 20,2 (ohne Barthaare). Als Hauptgründe geben die Befragten das eigene Schönheitsideal und Hygiene an."