Reeperbahn...

Wenn es ein Ort direkt an der Reeperbahn ist, dann würde es mich sehr wundern, wenn sündige Outfits dort zu Schwierigkeiten führen würden. Dort geht man doch ohnehin davon aus, dass die Runde anschließend noch irgendwo hin weiterzieht und sich alle halt schon umgezogen haben, erst recht wenn es am Wochenende sttattfindet.

Im Docks fand mal die Extravaganxa (lange her ...) statt. Ich ging mit einer großen Gruppe Bekannten mit, die gar nicht auf die Idee kam, sich erst vor Ort umzuziehen. Natürlich gingen da alle in voller Montur essen, und natürlich flanierte man da auch so über die Reeperbahn, bevor man am Ziel angekommen ist! Und da war einiges Gewagtes dabei.
Nun könnte man sagen "ja, genau, lange her", es würde mich aber sehr wundern, wenn es exakt so heute nicht immer noch statt finden könnte. Wenn denn sich die Leute dazu trauen.

Und, mal ganz nebenbei, für jene, die dort wohnen und arbeiten, wären sündige Outfits eine angenehme und willkommene Abwechslung zu all diesen albernen Junggesellenverabschiedungsoutfits, die an Peinlichkeit oft nicht zu überbieten sind. Es vergeht kein Tag, an dem es nicht einen solchen gibt und die Leute -originell, originell- pflegen, ihn direkt auf der Reeperbahn zu feiern.

...nach ca. zehn Jahren Abstinenz vor drei Wochen auf dem Kiez. Insgesamt 17 verschiedene Kneipen habe ich besucht. auch das Clochard. Ein ekelhafter Schuppen. Hat natürlich auch seine Existenzberechtigung, jedoch wünschte sich meinereins in dem Moment ein Fass Desinfektionsspray und Latexhandschuhe.

Das Publikum war insgesamt sehr jung. Reines Feiervolk. Die gehen nicht wegen dem "sündig" auf den Kiez, sondern wegen der Musik und weil sie dort betrunken nicht so auffallen.

Junggesellenoutfits gab es kaum, dafür um so mehr Oktoberfestlook. Furchtbar. Passt überhaupt nicht zum Kiez. SM-Grüppchen habe ich zumindest von der Kleidung her nicht gesehen, kann mir aber gut vorstellen, dass zu gewagte Kleidung (blanke Brüste z.B.) zu krass ist für manche Läden.

Das ist genau die Veränderung, die ich auch wahrnehme.
Der Kiez ist keine "sündige Meile" mehr, auch wenn da immer noch ein paar Bordsteinschwalben in den Seitenstraßen zu finden sind und es die Herbertstraße immer noch gibt.
Außer ein paar Läden, die noch Sextoys oder frivole Sachen anbieten, ist kaum noch was geblieben. Vor etlichen Jahren sind wir auf den Kiez um dort Lack, Leder, Latex und heiße Heels zu kaufen ... und auch vor Ort auszuführen beim abfeiern. Die meisten Läden, in denen es seinerzeit schöne Outfits gab, verticken nun Hamburg-Souvenirs.
Es ist immer noch viel los, aber eigentlich scheint es dem Publikum nur noch ums saufen zu gehen.
Da da wohl öfter mal Besoffene über die Stränge schlagen wäre ein frivoles Auftreten wohl eher Garant genau diese Klientel zu unerwünschten Aktionen aufzufordern. Von daher inzwischen wohl eine verständliche Reaktion des Servicepersonals.

...sieht anders aus. Es war so dermassen voll dort. In manche Läden kam ich wegen Überfüllung gar nicht rein. Da ich selbst auf dem Kiez normale Kleidung bevorzuge, reichen mir die Dirnen in ihren Outfits mehr als genug.
Und Schuhe etc. würde ich da eh nicht kaufen. Da gab es mal so rote Latexstiefel. Die fand ich gut. Weniger gut den Preis von 270 Euro.

Das tun sie aber doch nicht, weil sie diese Outfits scheiße finden, sondern weil sie im Zweifel die Touristen nicht verschrecken möchten. Wo ich dir da schon recht gebe, das ist in den letzten Jahren definitiv schlimmer geworden, dass die Touristen nicht mehr Interessierte sind, sondern hauptsächlich aus Feiervolk besteht, in der Regel sturzbetrunken.

Ich kann ja auch nur weitergeben, was meine Freunde und Bekannten, die direkt dort wohnen, mir selbst sagen, dass sie jedes sündige Outfit zehnmal jedem Junggesellenoutfit vorziehen. Alleine schon deswegen, weil sich die Promillerate zwischen beiden Gruppen sichtbar unterscheidet. Anstand kriegst du von den Sündigen, von dem "Normalvolk" leider nur noch selten.

Ich selbst bin nicht der Typ, der sich frivol kleidet und schon gar nicht exhibitionistisch veranlagt. Ich gehöre dann aber schon zu jenen, die an solch Kleidung auf dem Kiez niemals peinlich berührt reagieren würde, denn, halloooo, das ist der Kiez! Wie du schon schriebst, wenn nicht dort, wo dann?

Vielleicht sollte sich doch mal eine größere Gruppe zusammen tun, die vor einem Clubbesuch gemeinsam dort irgendwo essen geht. Denn, ein Pärchen mag man ja vielleicht noch rauswerfen, aber ein Dutzend Leute? Gar zwei Dutzend? Da wird es dann schon komplizierter.