Serie 2015/2016
Die Handball-Bundesliga steht vor ihrer 50. Saison. Neu dabei sind unter anderem ein "Dorfklub" und ein ehemaliger Europapokalsieger. Für die Handball-Bundesliga ist die kommende Spielzeit eine ganz besondere, denn es ist die 50. und damit eine Jubiläumssaison. Höhepunkt des ersten Spieltages ist das Duell zweier Urgesteine - und das auch noch vor ganz großer Kulisse. In der Dortmunder Westfalenhalle erwartet Altmeister VfL Gummersbach den aktuellen Titelträger THW Kiel. Rund 12.000 Fans werden dabei sein.
Der THW Kiel ist einmal mehr der Krösus der Handball-Bundesliga. Der Rekordmeister plant mit 9,5 Millionen Euro. Insgesamt herrscht in der Liga wirtschaftliche Vernunft. Die Vereine investierten eher in Masse als in Klasse.
Ohne seine Leitfigur Filip Jicha, aber mit prall gefüllter Kasse geht der THW Kiel in seine Mission Titelverteidigung. Wie in der vorigen Spielzeit der Handball-Bundesliga plant der Rekordmeister für die am Freitag beginnende Saison mit einem Etat von 9,5 Millionen Euro und ist damit mit großem Abstand die Nummer 1 der Geldrangliste. Denn als Zweiter einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den 18 Clubs kalkuliert die SG Flensburg-Handewitt mit 6,5 Millionen Euro und damit nur gut zwei Dritteln des Kieler Haushalts. Traditionell auf den Schlusspositionen rangieren die Aufsteiger, wobei der ThSV Eisenach mit 1,85 Millionen Euro auf dem letzten Platz liegt.
Insgesamt kalkulieren die Vereine in der Saison 2015/2016 laut der dpa-Erhebung mit 74,85 Millionen Euro, wobei einige der Etats geschätzt sind. Dies sind im Schnitt 4,15 Millionen Euro. Im Vergleich zur Spielzeit 2013/2014 mit ebenfalls 18 Vereinen ist dies eine moderate Steigerung: Vor zwei Jahren gaben die Clubs einen Gesamthaushalt von 73,2 Millionen Euro an, was einen Schnitt von 4,06 Millionen Euro bedeutete. Im Vorjahr kamen 19 Teams auf 76,55 Millionen Euro (Schnitt 4,02 Millionen Euro).
Der Ligaverband HBL attestiert seinen Vereinen ein sehr seriöses Arbeiten. Nach den Änderungen bei der Lizenzierung und dem Verbot der Neuverschuldung stehen die Clubs wirtschaftlich auf soliden Füßen. «Das hat sich mittelfristig bewährt. Wir haben eine ganz andere Ausgabenkultur. Mir ist kein Fall bekannt, wo wir uns Sorgen machen müssen», sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der dpa.
Der Trend ist klar: Die Zeit der Hasardeure und des Geldausgebens auf Teufel komm raus ist vorbei. Ihr Geld glauben die Vereine gut investiert zu haben. Bis zum Dienstag standen 101 Abgängen 99 Zugänge gegenüber. Top-Transfers waren die Ausnahme.
Die wichtigsten Wechsel liefen innerhalb der Liga. So holte Kiel den dänischen Spitzen-Torhüter Niklas Landin von den Rhein-Neckar Löwen. Die Flensburger verpflichteten vom HSV Hamburg Weltmeister Kentin Mahe und Ex-Europameister Henrik Toft Hansen sowie aus Kiel Spielmacher Rasmus Lauge Schmidt. Drei deutsche Nationalspieler haben neue Herausforderungen gesucht: Finn Lemke wechselte zum SC Magdeburg und Hendrik Pekeler (beide TBV Lemgo) zu den Rhein-Neckar Löwen. Eric Schmidt verließ Absteiger TSG Friesenheim zur TSV Hannover-Burgdorf.
Auf dem Transfermarkt hat sich einiges getan, immer mehr Topspieler verlassen die "Knochenmühle" Handball-Bundesliga. Die Strapazen sind ihnen zu groß. Der Trend hat aber auch positive Effekte.
Filip Jicha reiht sich ein in die Liste hochkarätiger Spieler, die in der kommenden Saison nicht mehr in der Bundesliga spielen. Aron Palmarsson zählt dazu, der isländische Nationalspieler, einer der besten Mittelmänner der Welt. Palmarsson verlässt ebenfalls den THW und schließt sich MKB Vezprem aus Ungarn an. Ivano Balic von der HSG Wetzlar, Welthandballer der Jahre 2003 und 2006, wird ebenfalls nicht mehr in deutschen Hallen zu sehen sein. Er beendete seine Karriere. In den Jahren zuvor kehrten bereits Spitzen-Handballer wie Nikola Karabatic, Daniel Narcisse, Igor Vori und Thierry Omeyer den deutschen Klubs den Rücken.
Wir haben die mit weitem Abstand stärkste Liga der Welt, eine NBA des Handballs, aber nirgendwo ist die Belastung so groß wie in Deutschland bei dem harten Wettbewerb innerhalb der höchsten deutschen Spielklasse. In der Bundesliga kann ein Spitzenteam nicht mal eben im Vorbeigehen bei einem Abstiegskandidaten gewinnen. "
Woche für Woche müssen die Handballer in Deutschland an ihre körperliche Grenzen gehen. Erst recht, wenn sie in mehreren Wettbewerben gefordert sind - neben der Bundesliga auch in der aufgeblähten Champions League, im nationalen Pokalwettbewerb sowie mit der Nationalmannschaft. In der erfolgreichen Champions-League-Saison 2012 des HSV kamen manche Spiel wie z.B. Domagoj Dubvnjak auf fast 120 Spiele.
Duvnjaks früherer Bundesliga-Kollege Gudmundur Valur Sirgurdsson sprach deshalb von der "Fleischfabrik Bundesliga". Der Däne Mikkel Hansen, ebenfalls ehemaliger Welthandballer und jetzt bei Paris St. Germain unter Vertrag, lehnte bislang jedes Angebot aus der "Knochenmühle" ab.
Warum schinden, wenn es woanders leichter geht, denken sich nicht nur Mikkel Hansen und Valur Sigurdsson. Der Isländer Sigurdsson beispielsweise heuerte nach vielen Jahren in der Bundesliga beim FC Barcelona an. In der spanischen Liga Asobal können sich die Barcelona-Spieler mehr oder weniger ausruhen. Ernsthafte Konkurrenz ist national nicht vorhanden.
Was für Spanien gilt, ist in anderen europäischen Ländern nicht anders. Krasses Beispiel: Paris St. Germain HB. Der mit katarischen Öl-Millionen hochgerüstete Klub stellt fast den doppelten Etat des THW Kiel (Saison 2015/16: 9,5 Millionen Euro) auf die Beine. Klar, dass Spieler wie Nikola Karabatic und Mikkel Hansen diesem Lockruf nicht widerstehen können.
In abgeschwächter Form ist die Situation in Ungarn (MKB Vezprem), Polen (KS Kielce) und Mazedonien (Vardar Skopje) nicht anders. Ein starker Top-Klub - keine Konkurrenz, aber ordentliches Geld.
So geht es am Wochenende los mit den Partien:
Fr. 21.08. 19:45 Uhr TVB 1898 Stuttgart : HSG Wetzlar -
Sa. 22.08. 19:00 Uhr MT Melsungen : Füchse Berlin
Sa. 22.08. 19:00 Uhr ThSV Eisenach : TuS N-Lübbecke
Sa. 22.08. 19:00 Uhr TSV Hannover-Burgdorf : FRISCH AUF! Göppingen
Sa. 22.08. 19:00 Uhr TBV Lemgo : Rhein-Neckar Löwen
So. 23.08. 15:00 Uhr VfL Gummersbach : THW Kiel
So. 23.08. 17:15 Uhr SC DHfK Leipzig : HSV Handball
So. 23.08. 17:15 Uhr SC Magdeburg : Bergischer HC
So. 23.08. 17:15 Uhr SG Flensburg-Handewitt : HBW Balingen-Weilstetten
Wird sich am Ende der langen und anstrengenden Saison wieder der THW Kiel mit seinem geänderten Kader durchsetzen oder aber die HSG Flenburg Handewitt, die durch die Neuzugänge auf eine Verstärkung des Kaders rechen. Und was machen die Rhein Neckar Löwen im Jahr eins nach Niklas Landin.
Und wie sieht es im Abstiegskampf aus, sind es wieder die Drei Aufsteiger aus Leipzig, Eisenach und Stuttgart, oder erwischt es mal einen sogenannten Etablierten wie z. B. Lemgo oder den HSV?
Am 04.06.2016 werden spätestens alle Fragen nach einen langen harten Saison beantwortet sein.