Später
Das Licht der Gaslaterne vor dem Haus, das in mein Schlafzimmer scheint, ist diffus. Die Jalousien sind zu zwei Dritteln herunter. Es ist ein Licht, das meiner Stimmung gleicht. An Schlafen brauche ich nicht zu denken, ich stand zu sehr unter Strom. Das Mädchen, aufgestützt liege ich neben ihr, ist auch wach, obwohl ich ihr das Einschlafen zugestanden hätte. Ihr Top hat sie wieder übergezogen, hat ganz leise danach gefragt. Zum Glück will sie nicht weiter reden. Worte wären zu laut, selbst geflüsterte gerade, da die Gedanken in mir Ruhe gegeben wollen. Ich ahne, wie wund sie ist, weil meine Hände davon noch glühen. 'Nur die Hände', darum hatte sie gebeten und vielleicht gedacht, dass es so weniger schlimm würde. Doch die Tränen kamen nicht von ungefähr, die musste sie nicht erst aus sich herausholen. Gefickt habe ich sie nicht, obwohl sie eine ist, mit der das gegangen wäre. Feucht genug war sie allein von den Schlägen, und als meine Finger in ihr steckten, lief es warm über meinen Handrücken. Auf der Matratze ist ein nasser Fleck. Sie hat sich bemüht, ihre Lust zu verbergen, weil ich es nicht anders erlaubt hatte. Hat dagegen angekämpft und war darüber verzweifelt, weil es nicht ging. Jedes Geräusch habe ich mit Ohrfeigen quittiert, die hart und trocken waren und mit Ermahnungen, immer wieder Ermahnungen. Zeitweise war ich unglaublich dicht an ihr dran, im Grunde bin ich es noch immer. Ihre Augen wollen mir etwas erzählen und vielleicht ahne ich, was es ist. Noch will ich sie nicht streicheln, ich fühle, dass es zu früh ist. Später werde ich mit den Fingern sanft ihre Wange berühren. Wenn wir soweit sind.
m.brody
2019