Ich möchte den heutigen Weltfrauentag als Anlass nutzen, noch mal den Scheinwerfer auf einen anderen Aspekt zu richten, der in diesen Diskussionen rund um Finanzflüsse im erotischen Kontext immer wieder auftaucht:
Häufig werden Männer als "hilflose Opfer" bemitleidet, die ja auf die "bösen, geldgierigen Frauen" reinfallen, weil sie in all ihrer Geilheit ja gar nicht mehr klar denken können. Das entmündigt die Männer und schiebt den Frauen eine Verantwortung zu, die überhaupt nicht ihre ist. Das ist für beide Seiten uncool.
Es geht in solchen Situationen schließlich immer um mündige, erwachsene Menschen; sie dürfen wählen, autofahren, abends lange aufbleiben und Alkohol trinken. Sie tragen Verantwortung im Job, für ihre Familien und ihre Steuererklärung. Aber sobald ein paar Milliliter Blut in die Lendengegend schießen, nehmen wir Männer viel zu häufig völlig aus der Denkpflicht und sagen: "Jaaa, neee ... da konnte der Arme ja nix für. Die Frau hätte seine schwache Lage nicht ausnutzen dürfen."
Das ist nicht fair. Ich persönlich erwarte von erwachsenen Menschen, dass sie fähig sind, "Danke, aber nein danke." zu sagen, wenn ein Angebot für sie nicht passt oder sogar gefährlich ist (sei es körperlich, emotional oder finanziell).
Es würde doch auch keiner auf die Idee kommen, dem Bäcker die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn ein Diabetiker am Zuckerschock stirbt, weil er sich eine halbe Torte einverleibt hat und dabei vor lauter Vorfreude auf den Kuchen sein Insulin vergisst. Dabei ist übrigens völlig egal, ob der Kuchen gekauft oder geschenkt war
Selbstverständlich gibt es schlechte Menschen, die gezielt manipulativ und bösartig agieren – das ist aber nicht die Masse und das sind auch nicht die Fälle, auf die ich mich mit dem Text oben beziehe.
Ich fände es gesamtgesellschaftlich sehr schön, wenn wir alle mehr Eigenverantwortung für unsere Bedürfnisse, Grenzen und Gefühle übernehmen würden und einander so auch mehr Selbstbestimmung zusprechen können. Das erfordert natürlich mitunter die unangenehme Frage: "Ups, hätte
ich vielleicht was anders machen sollen?"