Wohngesundheit
Dieses Thema geht seit Jahren verstärkt durch die Presse, wird aber leider meist nur aus Sicht der Hersteller zwecks Umsatzsteigerung beschrieben. Und wer mag heute der Werbung noch glauben?Sicher sind viele Dinge diskutierbar, abzuwägen, einzuordnen. Zumal ein wohngesundes Heim zunächst mit Kosten verbunden ist, die viele von uns gar nicht bezahlen können! Aus meiner jahrzehntelangen Berufserfahrung möchte ich dennoch mal ein paar Punkte in den Raum stellen und mit Märchen aufräumen.
1. Energieeinsparung und Wohngesundheit
Aufgrund der Heizkosten reduzieren viele Bewohner ihre Raumtemperatur sowie das Lüften. Das ist nicht zu empfehlen. Natürlich braucht niemand bei 30 Grad zu wohnen- ca. 21-23 °C sind völlig ausreichend, zumal man im Winter auch mal einen schicken Pulli tragen kann. 2-3 mal pro Tag bei geöffneten Fenstern per „Stoßlüftung“ die Luft auszutauschen, ist aber in jeder Hinsicht richtig. Frische kühle Luft erwärmt sich viel schneller, und die Sauerstoffkonzentration wird klar besser. Die Fenster stundenlang gekippt zu halten ist falsch- hier kühlen die Fensterleibungen stark aus, und die feuchtwarme Raumluft neigt zur Kondensbildung, so dass Tapeten, Putze etc durchfeuchten und perfekten Nährboden für Schimmel bieten.
Viel Verwirrung schafft auch die „relative Luftfeuchte“. Je weniger desto besser? Ertrinken wir bei 100%? Falsch. Wir fühlen uns bei ca. 50-60% rel. Feuchte wohl- darunter kommt es oft zu Schleimhautreizungen, darüber läuft uns irgendwann der Schweiß herunter. Um dazu aber nicht dauerhaft energiefressende Klimaanlagen zu betreiben, empfehle ich bei vorhandenem Budget den Einsatz von Dämmplatten aus Kalziumsilikat. Sie entziehen dem Raum jede Luftfeuchte und geben diese an trockeneren Tagen unmerklich wieder ab.
2. Baustoffe
Stein oder Holz? Sicher auch eine Philosophiefrage. Holzbaustoffe sind natürliche, nachwachsende Rohstoffe, optisch schön anzusehen und sehr robust. Seit Jahren wird diskutiert und geforscht, ob flüchtige Kohlenwasserstoffe aus Holz und Holzwerkstoffen die Gesundheit gefährden. Erfreulicherweise kommt die Begrenzung der Formaldehydabgabe von Spanplatten (übrigens auch OSB-Grobspanplatten!) allmählich voran.
Wie unlängst beschrieben sollten alle Oberflächen von Wand und Decke dampfdiffusionsoffen sein, also eine überschaubare Aufnahme und Wieder-Abgabe von Raumfeuchte erlauben. Alle Materialien, die diesen Prozess verhindern sind ungeeignet. Dazu gehören alle rohölbasierten Produkte wie „Styropor“ („EPS“) sowie alle silikonhaltigen Farben und Anstriche.
3. Wandnutzung
Immer wieder sehe ich Möbel, die unmittelbar an Außenwandflächen stehen. Bitte lasst wenigstens 2 cm Abstand, damit die aus der Wand austretende Feuchte abtransportiert werden kann. Gerade billige Pressspan-Rückwände nehmen sehr gerne Feuchte auf und das Schimmelwachstum geht explosionsartig voran. Nach nicht alllzu langer Zeit haben sich Feuchte und Schimmel den Weg durch die dünnen Rückwände gebahnt und greifen den Schrankinhalt an- sehr oft in Kellerräumen zu beobachten, wo die saisonalen Wechselklamotten schnell ein Raub der Schimmelpilze werden.
4. Wohnqualität durch Schallreduzierung
Ob zur Miete oder im Eigenheim- Trittschall und andere Geräuschübertragung sind ärgerlich. Deshalb sollten Kinderzimmerwände eigentlich bestmöglich gedämmt sein- wir haben angrenzende Räume mit 24-er Wandstärke bemessen und Schrankflächen davor eingeplant.
Laminat oder gar Parkett ist heute sehr beliebt und nett anzuschauen, zudem pflegeleicht. Die Schallübertragung ist trotz korrektem Verbau nicht wegzudiskutieren, zumal der „Eigenschall“ solch harter Oberflächen beachtlich ist. Kork oder Teppichböden sind da wesentlich schallschluckender, wobei letztere etwas mehr Pflegeaufwand erfordern. Ich empfehle zudem alle 5 Jahre eine Nassreinigung, um Sand und Schmutz herauszuholen.
5. Elektrosmog
Gerade junge Familien und alte Menschen sind zunehmend sensibel gegenüber. Dabei sollte man die Bereiche der Niederfrequenz (hier gibt es elektrische und magnetische Wechselfelder) sowie der Hochfrequenz (elektromagnetischen Wellen) unterscheiden. Das Wohnen in unmittelbarer Nähe von Stromtrassen sollte vermieden werden. Bei der Niederfrequenz sind Stromkabel zu Geräten wie schnurlosen Telefonen oder Ladegeräten für Mobiltelefone ebenso zu beachten wie Heizdecken /-kissen, Radiowecker oder andere nahe am Bett zu vermeiden. Bei der Hochfrequenz sind dauernd gepulste sendende schnurlose Telefone nach dem DECT-Standard, Handys in Stand-by sowie Mikrowellenherde zu beachten. Wir haben unsere Kinderzimmer mit sogenannten „Netzfreischaltern“ ausgerüstet, die nachts alle Stromquellen abschalten. Die Kids wurden gesund groß und schlafen nun doch mit Handy am Bett.
Soviel zunächst mal als Einstieg. Über eine möglichst sahcliche Diskussion würde ich mich freuen!