Heimwerker und Handwerker
Da ich zu diesem generationenalten Thema gerne jenseits konkreter Arbeiten mal etwas allgemeines zur Diskussion stellen möchte, erlaube ich mir ein neues Thema aufzumachen. Es geht um das Verhältnis von Heimwerker und Handwerker.Zunächst meine grundsätzlich positive Aussage: Das deutsche Handwerk mit seiner umfassenden Aus- und Weiterbildung genießt zu Recht weltweite Anerkennung. Deutsche Facharbeiter sind in vielen Ländern händeringend willkommen, und der Meisterbrief exisistiert in vielen Ländern erst gar nicht.
In Deutschland und anderen Ländern geht die Kluft zwischen "Do it yourself" ("DIY") und Handwerk immer weiter auseinander. Sicher wird der Fachmann im Zweifelsfall wohl immer über mehr Fachwissen verfügen und viele Arbeiten gehören definitiv nicht in unqualifizierte Privathände. Schon die Werkzeug- und Materialangebote klaffen zwischen Fachhandel und Baumarkt gigantisch auseinander- der Preisdruck sorgt für diese Qualitätsunterschiede.
Warum boomt "DIY" auch in Deutschland so stark? Sicher haben die Menschen immer mehr Freizeit und wollen zufrieden und stolz auf ein eigenes Ergebnis blicken können. Nicht zuletzt durch das Internet öffnen sich ganz andere Möglichkeiten, Teile und Werkzeuge -aber eben auch Informationen- zu beziehen. Die berühmte Maslow'sche Pyramide begründet, dass sich viele nach Selbstverwirklichung und dem Erschaffen eigener Resultate sehnen- gerade in Zeiten der Akademikerschwemme und der verkopften Gesellschaft mit immer weniger handwerklichem Vermögen.
Aber vergessen wir bitte auch diejenigen nicht, die sich die oft sehr hohen Handwerkerkosten plus daraufliegender Umsatzsteuer einfach nicht mehr leisten können! Dabei will ich gleich darauf hinweisen, dass es keine reine Gier ist, sondern dass viele Unternehmer aufgrund exorbitanter Belastungen, Auflagen, Beiträge und Versicherungen einfach nicht billiger kalkulieren können. Dennoch hilft das der Studentin mit dem nicht funktionierenden Drucker genauso wenig wie der Witwe mit einem defekten Haushaltsgerät. Und die Industrieprodukte mit ihrem eingebauten Verfallsdatum (geplante Obsoleszens genannt http://de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz) trägt erst recht dazu bei, dass die Mittel- und Unterschicht wirtschaftlich immer mehr wegrutscht.
Letzlich hat sich sicher jeder von uns schon mal über unzulängliche Handwerkerleistungen geärgert, über miserable Servicebereitschaft, über Kostenvoranschläge die den Zeitwert deutlich überschreiten. Mich würde freuen, wenn beide Seiten mehr und mehr voneinander lernen und kooperieren, als sich immer weiter voneinander zu entfernen. Und schon gar nicht geschickte Heimwerker als "ahnungslose Bastler" verspotten, die Flüsse vergiften und Wohnhäuser zur Explosion bringen.
Nutzen wir dieses Forum also einfach als das, was es sein soll: gegenseitige Hilfe. In unserer Opel-Gruppe beim Joy habe ich sehr oft mehr hinzugelernt als in vielen Autoforen.
-liche Grüße von Mr. Night